Nun sang die Meisterinn der zauberischen Tönepen_087.002 Vor dem Damöt und seiner Schönepen_087.003 In einer sanften Melodei.pen_087.004 Sie fühlten die Gewalt der Lieder:pen_087.005 Damöt steht still, und Phyllis setzt sich nieder,pen_087.006 Und hört ihr ehrerbietig zu.pen_087.007 Ihr zärtlich Blut fängt an zu wallen;pen_087.008 Ihr Auge läßt vergnügte Zähren fallen.pen_087.009 O! rief die Nachtigall: da, Schwätzer, lerne du,pen_087.010 Was man erhält, wenn man den Klugen singt.pen_087.011 Der Ausbruch einer stummen Zährepen_087.012 Bringt Nachtigallen weit mehr Ehre,pen_087.013 Als dir der laute Beifall bringt.
pen_087.014
Gellert.
pen_087.015
Zevs und das Schaf.
pen_087.016
Das Schaf musste von allen Thieren vieles pen_087.017 leiden. Da trat es vor den Zevs, und bat, sein pen_087.018 Elend zu mindern.
pen_087.019
Zevs schien willig, und sprach zu dem Schafe: pen_087.020 Ich sehe wohl, mein frommes Geschöpf, ich pen_087.021 habe dich allzuwehrlos erschaffen. Nun wähle, pen_087.022 wie ich diesem Fehler am besten abhelfen soll, pen_087.023 Soll ich deinen Mund mit schrecklichen Zähnen pen_087.024 und deine Füsse mit Krallen rüsten? -
pen_087.001
Nun sang die Meisterinn der zauberischen Tönepen_087.002 Vor dem Damöt und seiner Schönepen_087.003 In einer sanften Melodei.pen_087.004 Sie fühlten die Gewalt der Lieder:pen_087.005 Damöt steht still, und Phyllis setzt sich nieder,pen_087.006 Und hört ihr ehrerbietig zu.pen_087.007 Ihr zärtlich Blut fängt an zu wallen;pen_087.008 Ihr Auge läßt vergnügte Zähren fallen.pen_087.009 O! rief die Nachtigall: da, Schwätzer, lerne du,pen_087.010 Was man erhält, wenn man den Klugen singt.pen_087.011 Der Ausbruch einer stummen Zährepen_087.012 Bringt Nachtigallen weit mehr Ehre,pen_087.013 Als dir der laute Beifall bringt.
pen_087.014
Gellert.
pen_087.015
Zevs und das Schaf.
pen_087.016
Das Schaf muſste von allen Thieren vieles pen_087.017 leiden. Da trat es vor den Zevs, und bat, sein pen_087.018 Elend zu mindern.
pen_087.019
Zevs schien willig, und sprach zu dem Schafe: pen_087.020 Ich sehe wohl, mein frommes Geschöpf, ich pen_087.021 habe dich allzuwehrlos erschaffen. Nun wähle, pen_087.022 wie ich diesem Fehler am besten abhelfen soll, pen_087.023 Soll ich deinen Mund mit schrecklichen Zähnen pen_087.024 und deine Füſse mit Krallen rüsten? –
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0128"n="87"/><lbn="pen_087.001"/><p><hirendition="#aq"><lg><l>Nun sang die Meisterinn der zauberischen Töne</l><lbn="pen_087.002"/><l>Vor dem Damöt und seiner Schöne</l><lbn="pen_087.003"/><l>In einer sanften Melodei.</l><lbn="pen_087.004"/><l>Sie fühlten die Gewalt der Lieder:</l><lbn="pen_087.005"/><l>Damöt steht still, und Phyllis setzt sich nieder,</l><lbn="pen_087.006"/><l>Und hört ihr ehrerbietig zu.</l><lbn="pen_087.007"/><l>Ihr zärtlich Blut fängt an zu wallen;</l><lbn="pen_087.008"/><l>Ihr Auge läßt vergnügte Zähren fallen.</l><lbn="pen_087.009"/><l>O! rief die Nachtigall: da, Schwätzer, lerne du,</l><lbn="pen_087.010"/><l>Was man erhält, wenn man den Klugen singt.</l><lbn="pen_087.011"/><l>Der Ausbruch einer stummen Zähre</l><lbn="pen_087.012"/><l>Bringt Nachtigallen weit mehr Ehre,</l><lbn="pen_087.013"/><l>Als dir der laute Beifall bringt.</l></lg></hi></p><lbn="pen_087.014"/><p><hirendition="#right"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">Gellert.</hi></hi></hi></p><lbn="pen_087.015"/><p><hirendition="#c"><hirendition="#i">Zevs und das Schaf.</hi></hi></p><lbn="pen_087.016"/><p><hirendition="#aq">Das Schaf muſste von allen Thieren vieles <lbn="pen_087.017"/>
leiden. Da trat es vor den Zevs, und bat, sein <lbn="pen_087.018"/>
Elend zu mindern.</hi></p><lbn="pen_087.019"/><p><hirendition="#aq">Zevs schien willig, und sprach zu dem Schafe: <lbn="pen_087.020"/>
Ich sehe wohl, mein frommes Geschöpf, ich <lbn="pen_087.021"/>
habe dich allzuwehrlos erschaffen. Nun wähle, <lbn="pen_087.022"/>
wie ich diesem Fehler am besten abhelfen soll, <lbn="pen_087.023"/>
Soll ich deinen Mund mit schrecklichen Zähnen <lbn="pen_087.024"/>
und deine Füſse mit Krallen rüsten? –</hi></p></div></body></text></TEI>
[87/0128]
pen_087.001
Nun sang die Meisterinn der zauberischen Töne pen_087.002
Vor dem Damöt und seiner Schöne pen_087.003
In einer sanften Melodei. pen_087.004
Sie fühlten die Gewalt der Lieder: pen_087.005
Damöt steht still, und Phyllis setzt sich nieder, pen_087.006
Und hört ihr ehrerbietig zu. pen_087.007
Ihr zärtlich Blut fängt an zu wallen; pen_087.008
Ihr Auge läßt vergnügte Zähren fallen. pen_087.009
O! rief die Nachtigall: da, Schwätzer, lerne du, pen_087.010
Was man erhält, wenn man den Klugen singt. pen_087.011
Der Ausbruch einer stummen Zähre pen_087.012
Bringt Nachtigallen weit mehr Ehre, pen_087.013
Als dir der laute Beifall bringt.
pen_087.014
Gellert.
pen_087.015
Zevs und das Schaf.
pen_087.016
Das Schaf muſste von allen Thieren vieles pen_087.017
leiden. Da trat es vor den Zevs, und bat, sein pen_087.018
Elend zu mindern.
pen_087.019
Zevs schien willig, und sprach zu dem Schafe: pen_087.020
Ich sehe wohl, mein frommes Geschöpf, ich pen_087.021
habe dich allzuwehrlos erschaffen. Nun wähle, pen_087.022
wie ich diesem Fehler am besten abhelfen soll, pen_087.023
Soll ich deinen Mund mit schrecklichen Zähnen pen_087.024
und deine Füſse mit Krallen rüsten? –
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/128>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.