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Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

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Aber kann man es nun mit dieser pen_125.002
Veredelung und Erhöhung der Züge treiben, pen_125.003
wie weit man will? Der Maler, der pen_125.004
eine Minerva voll Ernstes und Tapferkeit pen_125.005
malt, muß sich wohl in Acht nehmen, pen_125.006
daß aus dem weiblichen Gesichte kein pen_125.007
männliches werde. Eben so muß sich der pen_125.008
Idyllendichter hüten, daß er nicht außer pen_125.009
den Gränzen seiner Welt herausgehe; daß pen_125.010
er Kenntnisse, Sitten, Lebensart, Künste, pen_125.011
noch immer dem Zustande seines Volks, pen_125.012
auch bei der größten Veredelung, gemäß pen_125.013
erhalte. Die Gränzen aber, bis wie weit pen_125.014
er gehen darf, lassen sich unmöglich im pen_125.015
Allgemeinen bestimmen; der Dichter muß, pen_125.016
durch richtiges Gefühl, sich selbst der pen_125.017
beste Führer und Erinnerer seyn. - Wenn pen_125.018
unglücklicher Weise ein Volk von aller pen_125.019
Einfalt und Unschuld sich so weit entfernt pen_125.020
hätte, daß es an nichts als an schimmerndem

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  Aber kann man es nun mit dieser pen_125.002
Veredelung und Erhöhung der Züge treiben, pen_125.003
wie weit man will? Der Maler, der pen_125.004
eine Minerva voll Ernstes und Tapferkeit pen_125.005
malt, muß sich wohl in Acht nehmen, pen_125.006
daß aus dem weiblichen Gesichte kein pen_125.007
männliches werde. Eben so muß sich der pen_125.008
Idyllendichter hüten, daß er nicht außer pen_125.009
den Gränzen seiner Welt herausgehe; daß pen_125.010
er Kenntnisse, Sitten, Lebensart, Künste, pen_125.011
noch immer dem Zustande seines Volks, pen_125.012
auch bei der größten Veredelung, gemäß pen_125.013
erhalte. Die Gränzen aber, bis wie weit pen_125.014
er gehen darf, lassen sich unmöglich im pen_125.015
Allgemeinen bestimmen; der Dichter muß, pen_125.016
durch richtiges Gefühl, sich selbst der pen_125.017
beste Führer und Erinnerer seyn. – Wenn pen_125.018
unglücklicher Weise ein Volk von aller pen_125.019
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[125/0166] pen_125.001   Aber kann man es nun mit dieser pen_125.002 Veredelung und Erhöhung der Züge treiben, pen_125.003 wie weit man will? Der Maler, der pen_125.004 eine Minerva voll Ernstes und Tapferkeit pen_125.005 malt, muß sich wohl in Acht nehmen, pen_125.006 daß aus dem weiblichen Gesichte kein pen_125.007 männliches werde. Eben so muß sich der pen_125.008 Idyllendichter hüten, daß er nicht außer pen_125.009 den Gränzen seiner Welt herausgehe; daß pen_125.010 er Kenntnisse, Sitten, Lebensart, Künste, pen_125.011 noch immer dem Zustande seines Volks, pen_125.012 auch bei der größten Veredelung, gemäß pen_125.013 erhalte. Die Gränzen aber, bis wie weit pen_125.014 er gehen darf, lassen sich unmöglich im pen_125.015 Allgemeinen bestimmen; der Dichter muß, pen_125.016 durch richtiges Gefühl, sich selbst der pen_125.017 beste Führer und Erinnerer seyn. – Wenn pen_125.018 unglücklicher Weise ein Volk von aller pen_125.019 Einfalt und Unschuld sich so weit entfernt pen_125.020 hätte, daß es an nichts als an schimmerndem

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Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/166>, abgerufen am 24.11.2024.