Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

pen_161.001
in der That vermehrt finden; und ein gewisser pen_161.002
Grad von Neuheit ist also eine pen_161.003
nothwendige vorläufige Bedingung aller pen_161.004
Lebhaftigkeit. Ein ganz durchdachter pen_161.005
und erschöpfter Begriff ist wie eine Frucht pen_161.006
deren innern Kern man verzehrt hat, und pen_161.007
von der nun weiter nichts übrig ist als pen_161.008
die Schale. Wer unsern Geschmack reizen pen_161.009
und unsern Hunger stillen will, muß pen_161.010
uns neue Früchte, nicht diese leeren Schalen pen_161.011
bieten, die wir mit Verachtung wegwerfen pen_161.012
würden.

pen_161.013

Das Wichtigste zur Bewirkung der Lebhaftigkeit pen_161.014
bleibt immer das: daß man den pen_161.015
betrachteten Gegenstand in Verbindung pen_161.016
mit den Neigungen des menschlichen Herzens pen_161.017
bringe; daß man ihn nicht bloß, als pen_161.018
von der und der absoluten Beschaffenheit, pen_161.019
sondern vorzüglich auch, als von der und pen_161.020
der Beziehung auf menschliches Glück oder

pen_161.001
in der That vermehrt finden; und ein gewisser pen_161.002
Grad von Neuheit ist also eine pen_161.003
nothwendige vorläufige Bedingung aller pen_161.004
Lebhaftigkeit. Ein ganz durchdachter pen_161.005
und erschöpfter Begriff ist wie eine Frucht pen_161.006
deren innern Kern man verzehrt hat, und pen_161.007
von der nun weiter nichts übrig ist als pen_161.008
die Schale. Wer unsern Geschmack reizen pen_161.009
und unsern Hunger stillen will, muß pen_161.010
uns neue Früchte, nicht diese leeren Schalen pen_161.011
bieten, die wir mit Verachtung wegwerfen pen_161.012
würden.

pen_161.013

  Das Wichtigste zur Bewirkung der Lebhaftigkeit pen_161.014
bleibt immer das: daß man den pen_161.015
betrachteten Gegenstand in Verbindung pen_161.016
mit den Neigungen des menschlichen Herzens pen_161.017
bringe; daß man ihn nicht bloß, als pen_161.018
von der und der absoluten Beschaffenheit, pen_161.019
sondern vorzüglich auch, als von der und pen_161.020
der Beziehung auf menschliches Glück oder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0202" n="161"/><lb n="pen_161.001"/>
in der That vermehrt finden; und ein gewisser <lb n="pen_161.002"/>
Grad von Neuheit ist also eine <lb n="pen_161.003"/>
nothwendige vorläufige Bedingung aller <lb n="pen_161.004"/>
Lebhaftigkeit. Ein ganz durchdachter <lb n="pen_161.005"/>
und erschöpfter Begriff ist wie eine Frucht <lb n="pen_161.006"/>
deren innern Kern man verzehrt hat, und <lb n="pen_161.007"/>
von der nun weiter nichts übrig ist als <lb n="pen_161.008"/>
die Schale. Wer unsern Geschmack reizen <lb n="pen_161.009"/>
und unsern Hunger stillen will, muß <lb n="pen_161.010"/>
uns neue Früchte, nicht diese leeren Schalen <lb n="pen_161.011"/>
bieten, die wir mit Verachtung wegwerfen <lb n="pen_161.012"/>
würden.</p>
        <lb n="pen_161.013"/>
        <p>  Das Wichtigste zur Bewirkung der Lebhaftigkeit <lb n="pen_161.014"/>
bleibt immer das: daß man den <lb n="pen_161.015"/>
betrachteten Gegenstand in Verbindung <lb n="pen_161.016"/>
mit den Neigungen des menschlichen Herzens <lb n="pen_161.017"/>
bringe; daß man ihn nicht bloß, als <lb n="pen_161.018"/>
von der und der absoluten Beschaffenheit, <lb n="pen_161.019"/>
sondern vorzüglich auch, als von der und <lb n="pen_161.020"/>
der Beziehung auf menschliches Glück oder
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0202] pen_161.001 in der That vermehrt finden; und ein gewisser pen_161.002 Grad von Neuheit ist also eine pen_161.003 nothwendige vorläufige Bedingung aller pen_161.004 Lebhaftigkeit. Ein ganz durchdachter pen_161.005 und erschöpfter Begriff ist wie eine Frucht pen_161.006 deren innern Kern man verzehrt hat, und pen_161.007 von der nun weiter nichts übrig ist als pen_161.008 die Schale. Wer unsern Geschmack reizen pen_161.009 und unsern Hunger stillen will, muß pen_161.010 uns neue Früchte, nicht diese leeren Schalen pen_161.011 bieten, die wir mit Verachtung wegwerfen pen_161.012 würden. pen_161.013   Das Wichtigste zur Bewirkung der Lebhaftigkeit pen_161.014 bleibt immer das: daß man den pen_161.015 betrachteten Gegenstand in Verbindung pen_161.016 mit den Neigungen des menschlichen Herzens pen_161.017 bringe; daß man ihn nicht bloß, als pen_161.018 von der und der absoluten Beschaffenheit, pen_161.019 sondern vorzüglich auch, als von der und pen_161.020 der Beziehung auf menschliches Glück oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/202
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/202>, abgerufen am 22.11.2024.