Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
pen_215.001

Die, aus dem Ursprungsquell des Lichts pen_215.002
Ergossen, die Natur bis an den Rand des pen_215.003
Nichts
pen_215.004
Mit fern nachahmenden, nicht eignen, Farben pen_215.005
malen.
pen_215.006
Sie wächst, entfaltet sich, wagt immer höhern pen_215.007
Flug,
pen_215.008
Und trinkt aus reinern Wollustbächen; pen_215.009
Ihr thut nichts Sterbliches genug, pen_215.010
Ja Götterlust kann einen Durst nicht schwächen, pen_215.011
Den nur die Quelle stillt. So, meine Freunde, pen_215.012
wird
pen_215.013
Was andre Sterblichen, aus Mangel pen_215.014
Der hohen Scheidkunst, gleich der bunten Flieg' pen_215.015
am Angel,
pen_215.016
Zu süßem Untergange kirrt; pen_215.017
So wird es für den echten Weisen pen_215.018
Ein Flügelpferd zu überird'schen Reisen. pen_215.019
Auch die Musik, so roh und mangelhaft pen_215.020
Sie unterm Monde bleibt (denn ihrer Zauberkraft pen_215.021
pen_215.022
Sich recht vollkommen zu belehren, pen_215.023
Muß man, wie Scipio, die Sphären, pen_215.024
Zum wenigsten im Traume, singen hören), pen_215.025
Auch die Musik bezähmt die wilde Leidenschaft,

pen_215.001

Die, aus dem Ursprungsquell des Lichts pen_215.002
Ergossen, die Natur bis an den Rand des pen_215.003
Nichts
pen_215.004
Mit fern nachahmenden, nicht eignen, Farben pen_215.005
malen.
pen_215.006
Sie wächst, entfaltet sich, wagt immer höhern pen_215.007
Flug,
pen_215.008
Und trinkt aus reinern Wollustbächen; pen_215.009
Ihr thut nichts Sterbliches genug, pen_215.010
Ja Götterlust kann einen Durst nicht schwächen, pen_215.011
Den nur die Quelle stillt. So, meine Freunde, pen_215.012
wird
pen_215.013
Was andre Sterblichen, aus Mangel pen_215.014
Der hohen Scheidkunst, gleich der bunten Flieg' pen_215.015
am Angel,
pen_215.016
Zu süßem Untergange kirrt; pen_215.017
So wird es für den echten Weisen pen_215.018
Ein Flügelpferd zu überird'schen Reisen. pen_215.019
Auch die Musik, so roh und mangelhaft pen_215.020
Sie unterm Monde bleibt (denn ihrer Zauberkraft pen_215.021
pen_215.022
Sich recht vollkommen zu belehren, pen_215.023
Muß man, wie Scipio, die Sphären, pen_215.024
Zum wenigsten im Traume, singen hören), pen_215.025
Auch die Musik bezähmt die wilde Leidenschaft,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0256" n="215"/>
        <lb n="pen_215.001"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Die, aus dem Ursprungsquell des Lichts</l>
              <lb n="pen_215.002"/>
              <l>Ergossen, die Natur bis an den Rand des <lb n="pen_215.003"/>
Nichts</l>
              <lb n="pen_215.004"/>
              <l>Mit fern nachahmenden, nicht eignen, Farben <lb n="pen_215.005"/>
malen.</l>
              <lb n="pen_215.006"/>
              <l>Sie wächst, entfaltet sich, wagt immer höhern <lb n="pen_215.007"/>
Flug,</l>
              <lb n="pen_215.008"/>
              <l>Und trinkt aus reinern Wollustbächen;</l>
              <lb n="pen_215.009"/>
              <l>Ihr thut nichts Sterbliches genug,</l>
              <lb n="pen_215.010"/>
              <l>Ja Götterlust kann einen Durst nicht schwächen,</l>
              <lb n="pen_215.011"/>
              <l>Den nur die Quelle stillt. So, meine Freunde, <lb n="pen_215.012"/>
wird</l>
              <lb n="pen_215.013"/>
              <l>Was andre Sterblichen, aus Mangel</l>
              <lb n="pen_215.014"/>
              <l>Der hohen Scheidkunst, gleich der bunten Flieg' <lb n="pen_215.015"/>
am Angel,</l>
              <lb n="pen_215.016"/>
              <l>Zu süßem Untergange kirrt;</l>
              <lb n="pen_215.017"/>
              <l>So wird es für den echten Weisen</l>
              <lb n="pen_215.018"/>
              <l>Ein Flügelpferd zu überird'schen Reisen.</l>
              <lb n="pen_215.019"/>
              <l>Auch die Musik, so roh und mangelhaft</l>
              <lb n="pen_215.020"/>
              <l>Sie unterm Monde bleibt (denn ihrer Zauberkraft</l>
              <lb n="pen_215.021"/>
              <l/>
              <lb n="pen_215.022"/>
              <l>Sich recht vollkommen zu belehren,</l>
              <lb n="pen_215.023"/>
              <l>Muß man, wie Scipio, die Sphären,</l>
              <lb n="pen_215.024"/>
              <l>Zum wenigsten im Traume, singen hören),</l>
              <lb n="pen_215.025"/>
              <l>Auch die Musik bezähmt die wilde Leidenschaft,</l>
            </lg>
          </hi> </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215/0256] pen_215.001 Die, aus dem Ursprungsquell des Lichts pen_215.002 Ergossen, die Natur bis an den Rand des pen_215.003 Nichts pen_215.004 Mit fern nachahmenden, nicht eignen, Farben pen_215.005 malen. pen_215.006 Sie wächst, entfaltet sich, wagt immer höhern pen_215.007 Flug, pen_215.008 Und trinkt aus reinern Wollustbächen; pen_215.009 Ihr thut nichts Sterbliches genug, pen_215.010 Ja Götterlust kann einen Durst nicht schwächen, pen_215.011 Den nur die Quelle stillt. So, meine Freunde, pen_215.012 wird pen_215.013 Was andre Sterblichen, aus Mangel pen_215.014 Der hohen Scheidkunst, gleich der bunten Flieg' pen_215.015 am Angel, pen_215.016 Zu süßem Untergange kirrt; pen_215.017 So wird es für den echten Weisen pen_215.018 Ein Flügelpferd zu überird'schen Reisen. pen_215.019 Auch die Musik, so roh und mangelhaft pen_215.020 Sie unterm Monde bleibt (denn ihrer Zauberkraft pen_215.021 pen_215.022 Sich recht vollkommen zu belehren, pen_215.023 Muß man, wie Scipio, die Sphären, pen_215.024 Zum wenigsten im Traume, singen hören), pen_215.025 Auch die Musik bezähmt die wilde Leidenschaft,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/256
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/256>, abgerufen am 24.11.2024.