Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

pen_356.001
Situationen lag er noch überdies in pen_356.002
einem innern Widerstande, da die Personen, pen_356.003
um die eine Neigung zu befriedigen, pen_356.004
eine andre zuvor überwinden mußten. - pen_356.005
In dem "Liede vom braven Manne" zeigen pen_356.006
sich keine Parteien, wo die eine so, pen_356.007
die andere anders wollte: Aller Begierde pen_356.008
ist einhellig auf die Rettung einer unglücklichen pen_356.009
Familie gerichtet; die Schwierigkeit pen_356.010
liegt theils in der todten Natur, in pen_356.011
der Wuth des Eisganges, die das Hinansteuern pen_356.012
gefährlich macht; theils in dem pen_356.013
Sträuben der Selbstliebe gegen eine so pen_356.014
gewagte, mißliche Unternehmung. Im pen_356.015
"Ödip" des Sophokles liegt der Knoten pen_356.016
in der Dunkelheit eines Factums, dessen pen_356.017
Aufklärung die ganze Begierde des geängstigten pen_356.018
Königs reizt, ohnedaß sogleich pen_356.019
die Mittel dazu vorhanden oder hinreichend pen_356.020
wären. In Geßners "Erstem Schiffer"

pen_356.001
Situationen lag er noch überdies in pen_356.002
einem innern Widerstande, da die Personen, pen_356.003
um die eine Neigung zu befriedigen, pen_356.004
eine andre zuvor überwinden mußten. – pen_356.005
In dem „Liede vom braven Manne“ zeigen pen_356.006
sich keine Parteien, wo die eine so, pen_356.007
die andere anders wollte: Aller Begierde pen_356.008
ist einhellig auf die Rettung einer unglücklichen pen_356.009
Familie gerichtet; die Schwierigkeit pen_356.010
liegt theils in der todten Natur, in pen_356.011
der Wuth des Eisganges, die das Hinansteuern pen_356.012
gefährlich macht; theils in dem pen_356.013
Sträuben der Selbstliebe gegen eine so pen_356.014
gewagte, mißliche Unternehmung. Im pen_356.015
„Ödip“ des Sophokles liegt der Knoten pen_356.016
in der Dunkelheit eines Factums, dessen pen_356.017
Aufklärung die ganze Begierde des geängstigten pen_356.018
Königs reizt, ohnedaß sogleich pen_356.019
die Mittel dazu vorhanden oder hinreichend pen_356.020
wären. In Geßners „Erstem Schiffer“ 

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0399" n="356"/><lb n="pen_356.001"/>
Situationen lag er noch überdies in <lb n="pen_356.002"/>
einem innern Widerstande, da die Personen, <lb n="pen_356.003"/>
um die eine Neigung zu befriedigen, <lb n="pen_356.004"/>
eine andre zuvor überwinden mußten. &#x2013; <lb n="pen_356.005"/>
In dem &#x201E;Liede vom braven Manne&#x201C; zeigen <lb n="pen_356.006"/>
sich keine Parteien, wo die eine so, <lb n="pen_356.007"/>
die andere anders wollte: Aller Begierde <lb n="pen_356.008"/>
ist einhellig auf die Rettung einer unglücklichen <lb n="pen_356.009"/>
Familie gerichtet; die Schwierigkeit <lb n="pen_356.010"/>
liegt theils in der todten Natur, in <lb n="pen_356.011"/>
der Wuth des Eisganges, die das Hinansteuern <lb n="pen_356.012"/>
gefährlich macht; theils in dem <lb n="pen_356.013"/>
Sträuben der Selbstliebe gegen eine so <lb n="pen_356.014"/>
gewagte, mißliche Unternehmung. Im <lb n="pen_356.015"/>
&#x201E;Ödip&#x201C; des Sophokles liegt der Knoten <lb n="pen_356.016"/>
in der Dunkelheit eines Factums, dessen <lb n="pen_356.017"/>
Aufklärung die ganze Begierde des geängstigten <lb n="pen_356.018"/>
Königs reizt, ohnedaß sogleich <lb n="pen_356.019"/>
die Mittel dazu vorhanden oder hinreichend <lb n="pen_356.020"/>
wären. In Geßners &#x201E;Erstem Schiffer&#x201C;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[356/0399] pen_356.001 Situationen lag er noch überdies in pen_356.002 einem innern Widerstande, da die Personen, pen_356.003 um die eine Neigung zu befriedigen, pen_356.004 eine andre zuvor überwinden mußten. – pen_356.005 In dem „Liede vom braven Manne“ zeigen pen_356.006 sich keine Parteien, wo die eine so, pen_356.007 die andere anders wollte: Aller Begierde pen_356.008 ist einhellig auf die Rettung einer unglücklichen pen_356.009 Familie gerichtet; die Schwierigkeit pen_356.010 liegt theils in der todten Natur, in pen_356.011 der Wuth des Eisganges, die das Hinansteuern pen_356.012 gefährlich macht; theils in dem pen_356.013 Sträuben der Selbstliebe gegen eine so pen_356.014 gewagte, mißliche Unternehmung. Im pen_356.015 „Ödip“ des Sophokles liegt der Knoten pen_356.016 in der Dunkelheit eines Factums, dessen pen_356.017 Aufklärung die ganze Begierde des geängstigten pen_356.018 Königs reizt, ohnedaß sogleich pen_356.019 die Mittel dazu vorhanden oder hinreichend pen_356.020 wären. In Geßners „Erstem Schiffer“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/399
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/399>, abgerufen am 22.11.2024.