Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

pen_367.001
Aber einen andern feinern Kunstgriff pen_367.002
hat der Dichter gebraucht, wodurch pen_367.003
er sie alle hervorhebt, diesen: daß jeder pen_367.004
Charakter an jedem etwas Anderes ins pen_367.005
Licht setzt, und daß der volle Contrast pen_367.006
zwar nie in einem der andern Charaktere pen_367.007
allein liegt, aber dafür in die ganze übrige pen_367.008
Gesellschaft der Charaktere verstreut ist. pen_367.009
Auch in seinem "Freigeist" hat er diesen pen_367.010
nehmlichen Kunstgriff, und sehr glücklich, pen_367.011
gebraucht.

pen_367.012

Was den andern Vortheil betrifft, den pen_367.013
der Dichter von der Verschiedenheit seiner pen_367.014
Charaktere zieht, da er durch sie das pen_367.015
Interesse entscheidet; so fragt sichs: ob pen_367.016
dieses Interesse überall, wie hier, durch pen_367.017
die größere moralische Güte der Personen, pen_367.018
durch die größere Rechtmäßigkeit pen_367.019
ihrer Leidenschaften; oder wie es noch pen_367.020
sonst, und wie am vollkommensten, am pen_367.021
wirksamsten, könne entschieden werden?

pen_367.001
Aber einen andern feinern Kunstgriff pen_367.002
hat der Dichter gebraucht, wodurch pen_367.003
er sie alle hervorhebt, diesen: daß jeder pen_367.004
Charakter an jedem etwas Anderes ins pen_367.005
Licht setzt, und daß der volle Contrast pen_367.006
zwar nie in einem der andern Charaktere pen_367.007
allein liegt, aber dafür in die ganze übrige pen_367.008
Gesellschaft der Charaktere verstreut ist. pen_367.009
Auch in seinem „Freigeist“ hat er diesen pen_367.010
nehmlichen Kunstgriff, und sehr glücklich, pen_367.011
gebraucht.

pen_367.012

  Was den andern Vortheil betrifft, den pen_367.013
der Dichter von der Verschiedenheit seiner pen_367.014
Charaktere zieht, da er durch sie das pen_367.015
Interesse entscheidet; so fragt sichs: ob pen_367.016
dieses Interesse überall, wie hier, durch pen_367.017
die größere moralische Güte der Personen, pen_367.018
durch die größere Rechtmäßigkeit pen_367.019
ihrer Leidenschaften; oder wie es noch pen_367.020
sonst, und wie am vollkommensten, am pen_367.021
wirksamsten, könne entschieden werden?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0410" n="367"/><lb n="pen_367.001"/>
Aber einen andern feinern Kunstgriff <lb n="pen_367.002"/>
hat der Dichter gebraucht, wodurch <lb n="pen_367.003"/>
er sie alle hervorhebt, diesen: daß jeder <lb n="pen_367.004"/>
Charakter an jedem etwas Anderes ins <lb n="pen_367.005"/>
Licht setzt, und daß der volle Contrast <lb n="pen_367.006"/>
zwar nie in einem der andern Charaktere <lb n="pen_367.007"/>
allein liegt, aber dafür in die ganze übrige <lb n="pen_367.008"/>
Gesellschaft der Charaktere verstreut ist. <lb n="pen_367.009"/>
Auch in seinem &#x201E;Freigeist&#x201C; hat er diesen <lb n="pen_367.010"/>
nehmlichen Kunstgriff, und sehr glücklich, <lb n="pen_367.011"/>
gebraucht.</p>
        <lb n="pen_367.012"/>
        <p>  Was den andern Vortheil betrifft, den <lb n="pen_367.013"/>
der Dichter von der Verschiedenheit seiner <lb n="pen_367.014"/>
Charaktere zieht, da er durch sie das <lb n="pen_367.015"/>
Interesse entscheidet; so fragt sichs: ob <lb n="pen_367.016"/>
dieses Interesse überall, wie hier, durch <lb n="pen_367.017"/>
die größere moralische Güte der Personen, <lb n="pen_367.018"/>
durch die größere Rechtmäßigkeit <lb n="pen_367.019"/>
ihrer Leidenschaften; oder wie es noch <lb n="pen_367.020"/>
sonst, und wie am vollkommensten, am <lb n="pen_367.021"/>
wirksamsten, könne entschieden werden?</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[367/0410] pen_367.001 Aber einen andern feinern Kunstgriff pen_367.002 hat der Dichter gebraucht, wodurch pen_367.003 er sie alle hervorhebt, diesen: daß jeder pen_367.004 Charakter an jedem etwas Anderes ins pen_367.005 Licht setzt, und daß der volle Contrast pen_367.006 zwar nie in einem der andern Charaktere pen_367.007 allein liegt, aber dafür in die ganze übrige pen_367.008 Gesellschaft der Charaktere verstreut ist. pen_367.009 Auch in seinem „Freigeist“ hat er diesen pen_367.010 nehmlichen Kunstgriff, und sehr glücklich, pen_367.011 gebraucht. pen_367.012   Was den andern Vortheil betrifft, den pen_367.013 der Dichter von der Verschiedenheit seiner pen_367.014 Charaktere zieht, da er durch sie das pen_367.015 Interesse entscheidet; so fragt sichs: ob pen_367.016 dieses Interesse überall, wie hier, durch pen_367.017 die größere moralische Güte der Personen, pen_367.018 durch die größere Rechtmäßigkeit pen_367.019 ihrer Leidenschaften; oder wie es noch pen_367.020 sonst, und wie am vollkommensten, am pen_367.021 wirksamsten, könne entschieden werden?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/410
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/410>, abgerufen am 22.11.2024.