Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
pen_490.001

Der Anfang einer Ode nehmlich ist pen_490.002
da, wo die Seele eines Gegenstandes so pen_490.003
voll wird, daß die Empfindung sie übermannt; pen_490.004
oft auch, wenn der Gegenstand pen_490.005
sie überrascht hat, schon mitten in der pen_490.006
Verwirrung, wo der Affect noch Worte pen_490.007
sucht. Daher der so häufig gebrauchte, pen_490.008
aber auch durch Gebrauch schon abgenutzte pen_490.009
Anfang: Wo bin ich? Wie ist mir? pen_490.010
den die lyrischen Dichter auf so mancherlei pen_490.011
Art haben zu variiren gewußt:

pen_490.012

Wohin wird mein Gesang verschlagen?

pen_490.013

Uz.

pen_490.014

Wohin, wohin reißt ungewohnte Wuth pen_490.015
Mich auf der Ode kühnen Flügeln, pen_490.016
Fern von der leisen Fluth pen_490.017
Am niedern Helikon und jenen Lorbeerhügeln?

pen_490.018

Ebenders.

pen_490.019

imgleichen die noch so allgemeinen, nichts pen_490.020
Bestimmtes sagenden Redensarten: Ich will

pen_490.001

  Der Anfang einer Ode nehmlich ist pen_490.002
da, wo die Seele eines Gegenstandes so pen_490.003
voll wird, daß die Empfindung sie übermannt; pen_490.004
oft auch, wenn der Gegenstand pen_490.005
sie überrascht hat, schon mitten in der pen_490.006
Verwirrung, wo der Affect noch Worte pen_490.007
sucht. Daher der so häufig gebrauchte, pen_490.008
aber auch durch Gebrauch schon abgenutzte pen_490.009
Anfang: Wo bin ich? Wie ist mir? pen_490.010
den die lyrischen Dichter auf so mancherlei pen_490.011
Art haben zu variiren gewußt:

pen_490.012

Wohin wird mein Gesang verschlagen?

pen_490.013

Uz.

pen_490.014

Wohin, wohin reißt ungewohnte Wuth pen_490.015
Mich auf der Ode kühnen Flügeln, pen_490.016
Fern von der leisen Fluth pen_490.017
Am niedern Helikon und jenen Lorbeerhügeln?

pen_490.018

Ebenders.

pen_490.019

imgleichen die noch so allgemeinen, nichts pen_490.020
Bestimmtes sagenden Redensarten: Ich will

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0533" n="490"/>
        <lb n="pen_490.001"/>
        <p>  Der Anfang einer Ode nehmlich ist <lb n="pen_490.002"/>
da, wo die Seele eines Gegenstandes so <lb n="pen_490.003"/>
voll wird, daß die Empfindung sie übermannt; <lb n="pen_490.004"/>
oft auch, wenn der Gegenstand <lb n="pen_490.005"/>
sie überrascht hat, schon mitten in der <lb n="pen_490.006"/>
Verwirrung, wo der Affect noch Worte <lb n="pen_490.007"/>
sucht. Daher der so häufig gebrauchte, <lb n="pen_490.008"/>
aber auch durch Gebrauch schon abgenutzte <lb n="pen_490.009"/>
Anfang: Wo bin ich? Wie ist mir? <lb n="pen_490.010"/>
den die lyrischen Dichter auf so mancherlei <lb n="pen_490.011"/>
Art haben zu variiren gewußt:</p>
        <lb n="pen_490.012"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Wohin wird mein Gesang verschlagen?</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_490.013"/>
        <p> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">Uz.</hi> </hi> </hi> </p>
        <lb n="pen_490.014"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Wohin, wohin reißt ungewohnte Wuth</l>
              <lb n="pen_490.015"/>
              <l>Mich auf der Ode kühnen Flügeln,</l>
              <lb n="pen_490.016"/>
              <l>Fern von der leisen Fluth</l>
              <lb n="pen_490.017"/>
              <l>Am niedern Helikon und jenen Lorbeerhügeln?</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_490.018"/>
        <p> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">Ebenders.</hi> </hi> </hi> </p>
        <lb n="pen_490.019"/>
        <p>imgleichen die noch so allgemeinen, nichts <lb n="pen_490.020"/>
Bestimmtes sagenden Redensarten: Ich will
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[490/0533] pen_490.001   Der Anfang einer Ode nehmlich ist pen_490.002 da, wo die Seele eines Gegenstandes so pen_490.003 voll wird, daß die Empfindung sie übermannt; pen_490.004 oft auch, wenn der Gegenstand pen_490.005 sie überrascht hat, schon mitten in der pen_490.006 Verwirrung, wo der Affect noch Worte pen_490.007 sucht. Daher der so häufig gebrauchte, pen_490.008 aber auch durch Gebrauch schon abgenutzte pen_490.009 Anfang: Wo bin ich? Wie ist mir? pen_490.010 den die lyrischen Dichter auf so mancherlei pen_490.011 Art haben zu variiren gewußt: pen_490.012 Wohin wird mein Gesang verschlagen? pen_490.013 Uz. pen_490.014 Wohin, wohin reißt ungewohnte Wuth pen_490.015 Mich auf der Ode kühnen Flügeln, pen_490.016 Fern von der leisen Fluth pen_490.017 Am niedern Helikon und jenen Lorbeerhügeln? pen_490.018 Ebenders. pen_490.019 imgleichen die noch so allgemeinen, nichts pen_490.020 Bestimmtes sagenden Redensarten: Ich will

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/533
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/533>, abgerufen am 22.11.2024.