Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

pen_544.001
Daß im Schauspiel sich die Veränderungen pen_544.002
der Seele nicht bloß durch Worte, pen_544.003
sondern auch durch Gebehrden entwickeln, pen_544.004
macht keinen Einwurf: denn hier pen_544.005
wirkt die Dichtkunst nicht allein, sondern pen_544.006
in genauer Vereinigung mit der Mimik: pen_544.007
und wir behaupten von der Sprache nur pen_544.008
das: daß sie zur Darstellung der Seele pen_544.009
ein Mittel; nicht, daß sie das Einzige pen_544.010
sei. -

pen_544.011

Aus dem Gesagten folgt: daß Gedichte pen_544.012
welche äußre sinnliche Gegenstände malen, pen_544.013
die darstellende Form schlechterdings pen_544.014
nicht müssen annehmen können; pen_544.015
und so findet sichs auch bei Betrachtung pen_544.016
der Beispiele, in welchen ein Schein dieser pen_544.017
Form zwar im Anfang blenden kann, pen_544.018
aber, sobald man genauer zusieht, verschwindet. pen_544.019
Man sehe folgendes Stück unsers pen_544.020
Geßner.

pen_544.001
Daß im Schauspiel sich die Veränderungen pen_544.002
der Seele nicht bloß durch Worte, pen_544.003
sondern auch durch Gebehrden entwickeln, pen_544.004
macht keinen Einwurf: denn hier pen_544.005
wirkt die Dichtkunst nicht allein, sondern pen_544.006
in genauer Vereinigung mit der Mimik: pen_544.007
und wir behaupten von der Sprache nur pen_544.008
das: daß sie zur Darstellung der Seele pen_544.009
ein Mittel; nicht, daß sie das Einzige pen_544.010
sei. –

pen_544.011

  Aus dem Gesagten folgt: daß Gedichte pen_544.012
welche äußre sinnliche Gegenstände malen, pen_544.013
die darstellende Form schlechterdings pen_544.014
nicht müssen annehmen können; pen_544.015
und so findet sichs auch bei Betrachtung pen_544.016
der Beispiele, in welchen ein Schein dieser pen_544.017
Form zwar im Anfang blenden kann, pen_544.018
aber, sobald man genauer zusieht, verschwindet. pen_544.019
Man sehe folgendes Stück unsers pen_544.020
Geßner.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0587" n="544"/><lb n="pen_544.001"/>
Daß im Schauspiel sich die Veränderungen <lb n="pen_544.002"/>
der Seele nicht bloß durch Worte, <lb n="pen_544.003"/>
sondern auch durch Gebehrden entwickeln, <lb n="pen_544.004"/>
macht keinen Einwurf: denn hier <lb n="pen_544.005"/>
wirkt die Dichtkunst nicht allein, sondern <lb n="pen_544.006"/>
in genauer Vereinigung mit der Mimik: <lb n="pen_544.007"/>
und wir behaupten von der Sprache nur <lb n="pen_544.008"/>
das: daß sie zur Darstellung der Seele <lb n="pen_544.009"/>
ein Mittel; nicht, daß sie das Einzige <lb n="pen_544.010"/>
sei. &#x2013;</p>
        <lb n="pen_544.011"/>
        <p>  Aus dem Gesagten folgt: daß Gedichte <lb n="pen_544.012"/>
welche äußre sinnliche Gegenstände malen, <lb n="pen_544.013"/>
die darstellende Form schlechterdings <lb n="pen_544.014"/>
nicht müssen annehmen können; <lb n="pen_544.015"/>
und so findet sichs auch bei Betrachtung <lb n="pen_544.016"/>
der Beispiele, in welchen ein Schein dieser <lb n="pen_544.017"/>
Form zwar im Anfang blenden kann, <lb n="pen_544.018"/>
aber, sobald man genauer zusieht, verschwindet. <lb n="pen_544.019"/>
Man sehe folgendes Stück unsers <lb n="pen_544.020"/> <hi rendition="#i">Geßner.</hi></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[544/0587] pen_544.001 Daß im Schauspiel sich die Veränderungen pen_544.002 der Seele nicht bloß durch Worte, pen_544.003 sondern auch durch Gebehrden entwickeln, pen_544.004 macht keinen Einwurf: denn hier pen_544.005 wirkt die Dichtkunst nicht allein, sondern pen_544.006 in genauer Vereinigung mit der Mimik: pen_544.007 und wir behaupten von der Sprache nur pen_544.008 das: daß sie zur Darstellung der Seele pen_544.009 ein Mittel; nicht, daß sie das Einzige pen_544.010 sei. – pen_544.011   Aus dem Gesagten folgt: daß Gedichte pen_544.012 welche äußre sinnliche Gegenstände malen, pen_544.013 die darstellende Form schlechterdings pen_544.014 nicht müssen annehmen können; pen_544.015 und so findet sichs auch bei Betrachtung pen_544.016 der Beispiele, in welchen ein Schein dieser pen_544.017 Form zwar im Anfang blenden kann, pen_544.018 aber, sobald man genauer zusieht, verschwindet. pen_544.019 Man sehe folgendes Stück unsers pen_544.020 Geßner.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/587
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/587>, abgerufen am 22.11.2024.