pen_018.001 nur einen Theil des Wahren wie er ist, pen_018.002 und nimmt mit dem andern beträchtliche pen_018.003 Veränderungen vor; bald erdichtet er pen_018.004 ganze Geschichten ohne allen Grund der pen_018.005 Wahrheit, weil er nichts Wahres kennt pen_018.006 oder weil ihm jetzt nichts Wahres vorschwebt, pen_018.007 das seine Seele und die Seele pen_018.008 seiner Zuhörer gleich lebhaft beschäftigen pen_018.009 könnte. - Er erdichtet aber nicht immer, pen_018.010 weil nehmlich manches Wahre zur pen_018.011 Erreichung seiner Absicht, Einbildungskraft pen_018.012 und Herz zu erwärmen, schon hinlänglich pen_018.013 geschickt ist. - Und nicht Jeder pen_018.014 der erdichtet, ist Dichter, weil nehmlich pen_018.015 nicht Jeder auf die Wirkungen des Dichters pen_018.016 damit abzielt; weil ihm an der Lebhaftigkeit pen_018.017 der Vorstellungen weniger, als pen_018.018 an ihrer geglaubten Richtigkeit liegt.
pen_018.019
Wie erklären wirs ferner, daß sich pen_018.020 der Poet in seinen Ausdrücken oft so
pen_018.001 nur einen Theil des Wahren wie er ist, pen_018.002 und nimmt mit dem andern beträchtliche pen_018.003 Veränderungen vor; bald erdichtet er pen_018.004 ganze Geschichten ohne allen Grund der pen_018.005 Wahrheit, weil er nichts Wahres kennt pen_018.006 oder weil ihm jetzt nichts Wahres vorschwebt, pen_018.007 das seine Seele und die Seele pen_018.008 seiner Zuhörer gleich lebhaft beschäftigen pen_018.009 könnte. – Er erdichtet aber nicht immer, pen_018.010 weil nehmlich manches Wahre zur pen_018.011 Erreichung seiner Absicht, Einbildungskraft pen_018.012 und Herz zu erwärmen, schon hinlänglich pen_018.013 geschickt ist. – Und nicht Jeder pen_018.014 der erdichtet, ist Dichter, weil nehmlich pen_018.015 nicht Jeder auf die Wirkungen des Dichters pen_018.016 damit abzielt; weil ihm an der Lebhaftigkeit pen_018.017 der Vorstellungen weniger, als pen_018.018 an ihrer geglaubten Richtigkeit liegt.
pen_018.019
Wie erklären wirs ferner, daß sich pen_018.020 der Poet in seinen Ausdrücken oft so
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0059"n="18"/><lbn="pen_018.001"/>
nur einen Theil des Wahren wie er ist, <lbn="pen_018.002"/>
und nimmt mit dem andern beträchtliche <lbn="pen_018.003"/>
Veränderungen vor; bald erdichtet er <lbn="pen_018.004"/>
ganze Geschichten ohne allen Grund der <lbn="pen_018.005"/>
Wahrheit, weil er nichts Wahres kennt <lbn="pen_018.006"/>
oder weil ihm jetzt nichts Wahres vorschwebt, <lbn="pen_018.007"/>
das seine Seele und die Seele <lbn="pen_018.008"/>
seiner Zuhörer gleich <hirendition="#i">lebhaft</hi> beschäftigen <lbn="pen_018.009"/>
könnte. – Er erdichtet aber nicht immer, <lbn="pen_018.010"/>
weil nehmlich manches Wahre zur <lbn="pen_018.011"/>
Erreichung seiner Absicht, Einbildungskraft <lbn="pen_018.012"/>
und Herz zu erwärmen, schon hinlänglich <lbn="pen_018.013"/>
geschickt ist. – Und nicht Jeder <lbn="pen_018.014"/>
der erdichtet, ist Dichter, weil nehmlich <lbn="pen_018.015"/>
nicht Jeder auf die Wirkungen des Dichters <lbn="pen_018.016"/>
damit abzielt; weil ihm an der Lebhaftigkeit <lbn="pen_018.017"/>
der Vorstellungen weniger, als <lbn="pen_018.018"/>
an ihrer geglaubten Richtigkeit liegt.</p><lbn="pen_018.019"/><p> Wie erklären wirs ferner, daß sich <lbn="pen_018.020"/>
der Poet in seinen Ausdrücken oft so
</p></div></body></text></TEI>
[18/0059]
pen_018.001
nur einen Theil des Wahren wie er ist, pen_018.002
und nimmt mit dem andern beträchtliche pen_018.003
Veränderungen vor; bald erdichtet er pen_018.004
ganze Geschichten ohne allen Grund der pen_018.005
Wahrheit, weil er nichts Wahres kennt pen_018.006
oder weil ihm jetzt nichts Wahres vorschwebt, pen_018.007
das seine Seele und die Seele pen_018.008
seiner Zuhörer gleich lebhaft beschäftigen pen_018.009
könnte. – Er erdichtet aber nicht immer, pen_018.010
weil nehmlich manches Wahre zur pen_018.011
Erreichung seiner Absicht, Einbildungskraft pen_018.012
und Herz zu erwärmen, schon hinlänglich pen_018.013
geschickt ist. – Und nicht Jeder pen_018.014
der erdichtet, ist Dichter, weil nehmlich pen_018.015
nicht Jeder auf die Wirkungen des Dichters pen_018.016
damit abzielt; weil ihm an der Lebhaftigkeit pen_018.017
der Vorstellungen weniger, als pen_018.018
an ihrer geglaubten Richtigkeit liegt.
pen_018.019
Wie erklären wirs ferner, daß sich pen_018.020
der Poet in seinen Ausdrücken oft so
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/59>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.