Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.mich etwa bis gegen 1/2 11 Uhr beschäftigt. Dann besuche ich Frey und Ernst, die noch an der großen Pyramide ein Grab mit Figuren zeichnen, auch wird Bonomi besucht, der am Eingange dieser Pyramide die Hieroglypheninschrift einhaut. Dann geh ich zum 2ten Frühstück nach Hause und zeichne den übrigen Tag im Zelte. Eine Parthie Engländer wird heut wieder die Pyramide hinaufgezogen. - Mohammet bringt mir leider keinen Brief aus Cairo mit, worauf ich sicher gehofft; doch kommt vielleicht bald einer. - Donnerstag den 19ten Januar 1843. Früh Morgens 3° Wärme; das Wetter hält sich unvergleichlich schön. Interressanter Anblick der aufgehenden Sonne, die sich in dem über dem Nilthale liegenden Nebel vollkommen wiederspiegelt, wie dann das Thal am Morgen vollkommen meerartig aussieht. Mit klammen Händen setze ich mich an meine Arbeit im Zelte und zeichne eifrig, bis endlich die Sonne das Zelt zum Backofen macht; nun wird es mehr und mehr geöffnet, erquicklichste Luft umgibt mich; übrigens brennt die Sonne gar sehr; im Schatten hatten wir heut etwa 17°; wir sind, Gott sei Dank, Alle recht wohl, bis auf Lepsius, der immer noch nicht ganz der alte ist; er hat nicht rechten Appetit und sieht jämmerlich aus. Unsre Ausbeute hier wird täglich reichlicher; fast täglich entdecken sich neue Gräber, die alle für die Geschichte bedeutend sind, und so ist denn unser Fortkommen von hier wieder in das Ungewisse hinausgeschoben. Der Mondschein kommt jetzt wieder erst spät; aber heut war das aufgehende Gestirn wunderbar schön, wie gleisendes Gold hing der 3/4 Ball über dem Horizonte und spiegelte sich köstlich im Wasser des Thales; auch der Sternenhimmel ist jetzt immer von nie gesehener Schönheit. Ein Lichtstreif, wie eine 2te Milchstraße zieht sich 1/4 über den Horizont, da wo die Sonne untergegangen (Zodiakallicht), der Orion glänzt überirdisch und wo man hinschaut, funkelt die Himmelswelt. - mich etwa bis gegen ½ 11 Uhr beschäftigt. Dann besuche ich Frey und Ernst, die noch an der großen Pyramide ein Grab mit Figuren zeichnen, auch wird Bonomi besucht, der am Eingange dieser Pyramide die Hieroglypheninschrift einhaut. Dann geh ich zum 2ten Frühstück nach Hause und zeichne den übrigen Tag im Zelte. Eine Parthie Engländer wird heut wieder die Pyramide hinaufgezogen. - Mohammet bringt mir leider keinen Brief aus Cairo mit, worauf ich sicher gehofft; doch kommt vielleicht bald einer. - Donnerstag den 19ten Januar 1843. Früh Morgens 3° Wärme; das Wetter hält sich unvergleichlich schön. Interressanter Anblick der aufgehenden Sonne, die sich in dem über dem Nilthale liegenden Nebel vollkommen wiederspiegelt, wie dann das Thal am Morgen vollkommen meerartig aussieht. Mit klammen Händen setze ich mich an meine Arbeit im Zelte und zeichne eifrig, bis endlich die Sonne das Zelt zum Backofen macht; nun wird es mehr und mehr geöffnet, erquicklichste Luft umgibt mich; übrigens brennt die Sonne gar sehr; im Schatten hatten wir heut etwa 17°; wir sind, Gott sei Dank, Alle recht wohl, bis auf Lepsius, der immer noch nicht ganz der alte ist; er hat nicht rechten Appetit und sieht jämmerlich aus. Unsre Ausbeute hier wird täglich reichlicher; fast täglich entdecken sich neue Gräber, die alle für die Geschichte bedeutend sind, und so ist denn unser Fortkommen von hier wieder in das Ungewisse hinausgeschoben. Der Mondschein kommt jetzt wieder erst spät; aber heut war das aufgehende Gestirn wunderbar schön, wie gleisendes Gold hing der ¾ Ball über dem Horizonte und spiegelte sich köstlich im Wasser des Thales; auch der Sternenhimmel ist jetzt immer von nie gesehener Schönheit. Ein Lichtstreif, wie eine 2te Milchstraße zieht sich ¼ über den Horizont, da wo die Sonne untergegangen (Zodiakallicht), der Orion glänzt überirdisch und wo man hinschaut, funkelt die Himmelswelt. - <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0134" n="133"/> mich etwa bis gegen ½ 11 Uhr beschäftigt. Dann besuche ich <persName>Frey</persName> <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> <persName>Ernst</persName>, die noch an <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> <placeName><choice><abbr>gr</abbr><expan>großen</expan></choice><choice><abbr>Pyr</abbr><expan>Pyramide</expan></choice></placeName> ein Grab mit Figuren zeichnen, auch wird <persName>Bonomi</persName> besucht, der am Eingange dieser <choice><abbr>Pyr</abbr><expan>Pyramide</expan></choice> die Hieroglypheninschrift einhaut. Dann geh ich zum 2ten Frühstück nach Hause <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> zeichne den übrigen Tag im Zelte. 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mich etwa bis gegen ½ 11 Uhr beschäftigt. Dann besuche ich Frey d Ernst, die noch an d gr Pyr ein Grab mit Figuren zeichnen, auch wird Bonomi besucht, der am Eingange dieser Pyr die Hieroglypheninschrift einhaut. Dann geh ich zum 2ten Frühstück nach Hause d zeichne den übrigen Tag im Zelte. Eine Parthie Engländer wird heut wieder die Pyr hinaufgezogen. - Mohammet bringt mir leider keinen Brief aus Cairo mit, worauf ich sicher gehofft; doch kommt vielleicht bald einer. -
Donnerstag d 19ten Jan 1843. Früh Morgens 3° Wärme; das Wetter hält sich unvergleichlich schön. Interressanter Anblick der aufgehenden Sonne, die sich in dem über dem Nilthale liegenden Nebel vollkommen wiederspiegelt, wie dann das Thal am Morgen vollkommen meerartig aussieht. Mit klammen Händen setze ich mich an meine Arbeit im Zelte d zeichne eifrig, bis endl d Sonne d Zelt zum Backofen macht; nun wird es mehr d mehr geöffnet, erquicklichste Luft umgibt mich; übrigens brennt d Sonne gar sehr; im Schatten hatten wir heut etwa 17°; wir sind, Gott sei Dank, Alle recht wohl, bis auf Lepsius, der immer noch nicht ganz der alte ist; er hat nicht rechten Appetit d sieht jämmerlich aus. Unsre Ausbeute hier wird tägl reichlicher; fast tägl entdecken sich neue Gräber, die alle für d Geschichte bedeutend sind, d so ist denn unser Fortkommen v hier wieder in d Ungewisse hinausgeschoben. Der Mondschein kommt jetzt wieder erst spät; aber heut war das aufgehende Gestirn wunderbar schön, wie gleisendes Gold hing der ¾ Ball über d Horizonte d spiegelte sich köstlich im Wasser des Thales; auch der Sternenhimmel ist jetzt immer von nie gesehener Schönheit. Ein Lichtstreif, wie eine 2te Milchstraße zieht sich ¼ über d Horizont, da wo die Sonne untergegangen (Zodiakallicht), der Orion glänzt überirdisch d wo man hinschaut, funkelt die Himmelswelt. -
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