Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.von Abu Hammed erblickten, ritten ich, Franke, Ernst und Max mit unsrem Führer Abu Nur der Karawane voraus und rückten in gelindem Tripp nach etwa 3/4 Stunde, um 1/2 2 Uhr in dem sehr elenden Neste ein, wo uns aber der Anblick des Nils unendlich erquickte. Vielfach erschienen besonders die jenseitigen Ufer mit Dom- und Dattelpalmen, Santbäumen pp. besetzt und bildeten mit dem blinkenden Element einen eignen Kontrast mit der eben durchschrittenen Wüste. Um 2 Uhr rückte Ibrahim Aga mit dem Lastzuge uns nach. In einem Hause mit leeren Bettstellen richteten wir uns ein; der Schech des Ortes kam; auch brachte ein Andrer einen Brief von Lepsius, der uns sagte, daß dieser am 17ten, also vor 6 Tagen von hier nach Berber aufgebrochen war. Gutes Wasser und ein treffliches Mahl von Reis und frischem Fleisch mundete uns herrlich. - Abu Hammed besteht aus wenigen ärmlichen Hütten, mit einer weiten Umzäunung des Schechhauses; das diesseitige Ufer ist öde mit einigen Dompalmen in der Ferne. - Das Wetter bleibt windig und ist heut Abend sogar kalt zu nennen. Der Nil bildet hier eine große Insel: Geziret Mograt. Wir haben von hier aus noch etwa 4, höchstens 5 Tagereisen bis Dar Berber. - Dienstag den 23ten Januar 1844. Ich habe in der Nacht sehr schlecht geschlafen, eigentlich aus Furcht, es könnte uns irgend etwas geschehen; die Bettstelle, in der ich hier zum erstenmal nach langer Zeit lag, war sehr klein und ich lag tief in einer Molle; der Wind ging kalt un heftig durch unsre Hütte, kurz es war eine sehr unangenehme Nacht; der Morgen war bitter kalt und windig; unser Aufbruch verzögerte sich heut bis nach 1/2 8 Uhr. Von nun ab marschirten wir ohne Wasserschläuche. Der Weg ging zuerst etwa 1 1/2 Stunden am Flusse hin neben den dichtlaubigen Dompalmen entlang, die sich an seinem Rande hinziehen. Die Dompalmen, unbeschnitten und beengt, breiten hier ihre Fächer prächtig aus und bilden von Ferne Gruppen wie Laubbäume; unten verdorren die Blätter und hängen gelb herab. Nachher verließen wir das Thal und gingen in der weiten Wüstenfläche weiter, die Laubbäume des Flusses von fern kaum aus den Augen lassend. Seltsame Felsenriffe in der Wüste von weißem Marmor, andre von weißem oder röthlichem Quarz, auch farbiger Marmor in bunten Stücken schien in Adern vorzukommen. Um Mittag gelangten wir (etwa um 1/2 3 Uhr) zu einem etwa 30 ' plötzlich aus derEbene aufragenden weißen Quarzfelsen, der uns von Ferne wie ein gebauter Thurm erschienen war; er ragte [kammerartig] aus der Ebene auf. Schon gegen 4 Uhr gelangten wir heut zu unserm Nachtquartier im Dorfe Gegi (in der Karte wahrscheinlich: Gueb genannt), wo auf dem Platze des abwesenden Schech unser Zelt aufgeschlagen ward. Der Ort ist freundlich mit unzähligen Dompalmen, auch Saatfelder (Getreide) sieht man wieder; ein aus lauter Stacheln bestehender Strauch mit rothen Blüthen wechselt mit Santbäumen und drin,was Alles unsren Kameelen trefflich mundet. - Es gibt hier reichlich Tauben; Ernst schoß 5, und ich eine. - Ich von Abu Hammed erblickten, ritten ich, Franke, Ernst und Max mit unsrem Führer Abu Nur der Karawane voraus und rückten in gelindem Tripp nach etwa ¾ Stunde, um ½ 2 Uhr in dem sehr elenden Neste ein, wo uns aber der Anblick des Nils unendlich erquickte. Vielfach erschienen besonders die jenseitigen Ufer mit Dom- und Dattelpalmen, Santbäumen pp. besetzt und bildeten mit dem blinkenden Element einen eignen Kontrast mit der eben durchschrittenen Wüste. Um 2 Uhr rückte Ibrahim Aga mit dem Lastzuge uns nach. In einem Hause mit leeren Bettstellen richteten wir uns ein; der Schech des Ortes kam; auch brachte ein Andrer einen Brief von Lepsius, der uns sagte, daß dieser am 17ten, also vor 6 Tagen von hier nach Berber aufgebrochen war. Gutes Wasser und ein treffliches Mahl von Reis und frischem Fleisch mundete uns herrlich. - Abu Hammed besteht aus wenigen ärmlichen Hütten, mit einer weiten Umzäunung des Schechhauses; das diesseitige Ufer ist öde mit einigen Dompalmen in der Ferne. - Das Wetter bleibt windig und ist heut Abend sogar kalt zu nennen. Der Nil bildet hier eine große Insel: Geziret Mograt. Wir haben von hier aus noch etwa 4, höchstens 5 Tagereisen bis Dar Berber. - Dienstag den 23ten Januar 1844. Ich habe in der Nacht sehr schlecht geschlafen, eigentlich aus Furcht, es könnte uns irgend etwas geschehen; die Bettstelle, in der ich hier zum erstenmal nach langer Zeit lag, war sehr klein und ich lag tief in einer Molle; der Wind ging kalt un heftig durch unsre Hütte, kurz es war eine sehr unangenehme Nacht; der Morgen war bitter kalt und windig; unser Aufbruch verzögerte sich heut bis nach ½ 8 Uhr. Von nun ab marschirten wir ohne Wasserschläuche. Der Weg ging zuerst etwa 1 ½ Stunden am Flusse hin neben den dichtlaubigen Dompalmen entlang, die sich an seinem Rande hinziehen. Die Dompalmen, unbeschnitten und beengt, breiten hier ihre Fächer prächtig aus und bilden von Ferne Gruppen wie Laubbäume; unten verdorren die Blätter und hängen gelb herab. Nachher verließen wir das Thal und gingen in der weiten Wüstenfläche weiter, die Laubbäume des Flusses von fern kaum aus den Augen lassend. Seltsame Felsenriffe in der Wüste von weißem Marmor, andre von weißem oder röthlichem Quarz, auch farbiger Marmor in bunten Stücken schien in Adern vorzukommen. Um Mittag gelangten wir (etwa um ½ 3 Uhr) zu einem etwa 30 ’ plötzlich aus derEbene aufragenden weißen Quarzfelsen, der uns von Ferne wie ein gebauter Thurm erschienen war; er ragte [kammerartig] aus der Ebene auf. Schon gegen 4 Uhr gelangten wir heut zu unserm Nachtquartier im Dorfe Gegi (in der Karte wahrscheinlich: Gueb genannt), wo auf dem Platze des abwesenden Schech unser Zelt aufgeschlagen ward. Der Ort ist freundlich mit unzähligen Dompalmen, auch Saatfelder (Getreide) sieht man wieder; ein aus lauter Stacheln bestehender Strauch mit rothen Blüthen wechselt mit Santbäumen und drin,was Alles unsren Kameelen trefflich mundet. - Es gibt hier reichlich Tauben; Ernst schoß 5, und ich eine. - Ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0106" n="105"/> von <placeName>Abu Hammed</placeName> erblickten, ritten ich, <persName>Franke</persName>, <persName>Ernst</persName> <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> <persName>Max</persName> mit unsrem Führer <persName>Abu Nur</persName> der Karawane voraus <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> rückten in gelindem Tripp nach etwa ¾ Stunde, um ½ 2 Uhr in dem sehr elenden Neste ein, wo uns aber der Anblick des Nils unendlich erquickte. 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von Abu Hammed erblickten, ritten ich, Franke, Ernst d Max mit unsrem Führer Abu Nur der Karawane voraus d rückten in gelindem Tripp nach etwa ¾ Stunde, um ½ 2 Uhr in dem sehr elenden Neste ein, wo uns aber der Anblick des Nils unendlich erquickte. Vielfach erschienen besonders die jenseitigen Ufer mit Dom- d Dattelpalmen, Santbäumen pp. besetzt d bildeten mit dem blinkenden Element einen eignen Kontrast mit der eben durchschrittenen Wüste. Um 2 Uhr rückte Ibr Aga mit d Lastzuge uns nach. In einem Hause mit leeren Bettstellen richteten wir uns ein; der Schech des Ortes kam; auch brachte ein Andrer einen Brief v Leps, der uns sagte, daß dieser am 17ten, also vor 6 Tagen v hier nach Berber aufgebrochen war. Gutes Wasser d ein treffliches Mahl v Reis d frischem Fleisch mundete uns herrlich. - Abu Hammed besteht aus wenigen ärmlichen Hütten, mit einer weiten Umzäunung des Schechhauses; das diesseitige Ufer ist öde mit einigen Dompalmen in der Ferne. - Das Wetter bleibt windig d ist heut Abend sogar kalt zu nennen. Der Nil bildet hier e große Insel: Geziret Mograt. Wir haben v hier aus noch etwa 4, höchstens 5 Tagereisen bis Dar Berber. -
Dienstag d 23ten Jan 1844. Ich habe in d Nacht sehr schlecht geschlafen, eigentlich aus Furcht, es könnte uns irgend etwas geschehen; die Bettstelle, in der ich hier zum erstenmal nach langer Zeit lag, war sehr klein und ich lag tief in einer Molle; der Wind ging kalt heftig durch unsre Hütte, kurz es war eine sehr unangenehme Nacht; der Morgen war bitter kalt und windig; unser Aufbruch verzögerte sich heut bis nach ½ 8 Uhr. Von nun ab marschirten wir ohne Wasserschläuche. Der Weg ging zuerst etwa 1 ½ Stunden am Flusse hin neben den dichtlaubigen Dompalmen entlang, die sich an s Rande hinziehen. Die Dompalmen, unbeschnitten und beengt, breiten hier ihre Fächer prächtig aus d bilden von Ferne Gruppen wie Laubbäume; unten verdorren die Blätter d hängen gelb herab. Nachher verließen wir d Thal d gingen in der weiten Wüstenfläche weiter, die Laubbäume des Flusses von fern kaum aus d Augen lassend. Seltsame Felsenriffe in d Wüste v weißem Marmor, andre von weißem od röthl Quarz, auch farbiger Marmor in bunten Stücken schien in Adern vorzukommen. Um Mittag gelangten wir (etwa um ½ 3 Uhr) zu einem etwa 30 ’ plötzlich aus dEbene aufragenden weißen Quarzfelsen, der uns v Ferne wie ein gebauter Thurm erschienen war; er ragte kammerartig aus d Ebene auf. Schon gegen 4 Uhr gelangten wir heut zu unserm Nachtquartier im Dorfe Gegi (in d Karte wahrsch: Gueb genannt), wo auf dem Platze des abwesenden Schech unser Zelt aufgeschlagen ward. Der Ort ist freundlich mit unzähligen Dompalmen, auch Saatfelder (Getreide) sieht man wieder; ein aus lauter Stacheln bestehender Strauch mit rothen Blüthen wechselt mit Santbäumen d drin,was Alles unsren Kameelen trefflich mundet. - Es gibt hier reichlich Tauben; Ernst schoß 5, d ich eine. - Ich
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