Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.Freitag den 23ten Juni 1843. Fast den ganzen Tag zeichne ich am Labyrinth, den gestrigen Fehler verbessernd. Es ist heut sehr heiß; wir haben als höchsten Stand des Thermometers 35°; hier im Zelte 36°. Ich nehme heut mit Abeken die Mittagslinie, die hier eine Abweichung der Magnetnadel von 9° gibt. Noch während der Nachmittagsbeobachtung erhebt sich wieder der heftigste Wind, der Wolken von Sand und Staub mit sich führt; er verursacht, wie bei uns die Gewitter, eine Ausgleichung der Luft, wie es denn auch den Abend sehr kühl wurde. - Nach dem Abendessen lange Unterhaltung und Session Aller in unsrem Zelte. - Tags vorher Skorpione in Lepsius's Zelte. - Unbegreiflicherweise immer noch keine Nachricht aus Cairo; unser Bote kehrt nicht zurück. - Sonnabend den 24ten Juni 1843. Heut früh vor Sonnenaufgang nur 9 1/2° Wärme. - Gestern, wo längster Tag war, ist der Sonnenuntergang etwa um 7 Uhr. - Es kommt heut aus Cairo mit unsrem dorthin gesendeten Boten eine große Menge von Briefen aus Europa, worunter leider keiner für mich, noch für die Weidenbach's und Franke, nur einer für Frey; auch neue Zeitungen kommen, und da gibt es denn Manches zu lesen und zu sprechen. Doch bin ich den Tag über nicht unthätig, sondern arbeite sehr eifrig an meinem Plan vom Labyrinth, so zwar, daß mir zuletzt ganz schwach wird; darauf Revision der Ausgrabungen mit Lepsius. In der Kammer vor der Pyramide finden wir keine Thür, und wir werden unsre Nachforschungen nach dem Eingang der Pyramide aufgeben müssen. Etwa am Dienstag, wenn unser neuer Dragoman und Koch gekommen sind, wird wohl unsre Exkursion nach dem Birket el Keiroun angetreten werden. Da heut Johannistag ist, so haben wir Brennmaterial von trocknem Schilf auf die Pyramide bringen lassen, was nach dem Essen angezündet, uns ein herrliches Schauspiel gibt. Dann Versammlung Aller in unsrem Zelte, wo die in den angekommenen Zeitungen enthaltenen, auf unsre Reise Bezug habenden Briefe von Bonomi und Abeken übersetzt und vorgelesen werden, was bis nach 10 Uhr eine interressante Unterhaltung gewährt. Der Tag ist heut gegen gestern kalt zu nennen, 27° war das maximum der Wärme. - NB. Inhaber des Zeltes 1ter Klasse; Napoleon (Frey). Sonntag den 25ten Juni 1843. Nach dem Frühstück Anstellung der Arbeiter mit Lepsius. Während Frey und Ernst zum Zeichnen Spatzieren gehen, erfreue ich mich an Lesung der früheren alten Briefe, die mich lebendig an die Meinen und alle heimathlichen Verhältnisse erinnern. Dann copire Freitag den 23ten Juni 1843. Fast den ganzen Tag zeichne ich am Labyrinth, den gestrigen Fehler verbessernd. Es ist heut sehr heiß; wir haben als höchsten Stand des Thermometers 35°; hier im Zelte 36°. Ich nehme heut mit Abeken die Mittagslinie, die hier eine Abweichung der Magnetnadel von 9° gibt. Noch während der Nachmittagsbeobachtung erhebt sich wieder der heftigste Wind, der Wolken von Sand und Staub mit sich führt; er verursacht, wie bei uns die Gewitter, eine Ausgleichung der Luft, wie es denn auch den Abend sehr kühl wurde. - Nach dem Abendessen lange Unterhaltung und Session Aller in unsrem Zelte. - Tags vorher Skorpione in Lepsius’s Zelte. - Unbegreiflicherweise immer noch keine Nachricht aus Cairo; unser Bote kehrt nicht zurück. - Sonnabend den 24ten Juni 1843. Heut früh vor Sonnenaufgang nur 9 ½° Wärme. - Gestern, wo längster Tag war, ist der Sonnenuntergang etwa um 7 Uhr. - Es kommt heut aus Cairo mit unsrem dorthin gesendeten Boten eine große Menge von Briefen aus Europa, worunter leider keiner für mich, noch für die Weidenbach’s und Franke, nur einer für Frey; auch neue Zeitungen kommen, und da gibt es denn Manches zu lesen und zu sprechen. Doch bin ich den Tag über nicht unthätig, sondern arbeite sehr eifrig an meinem Plan vom Labyrinth, so zwar, daß mir zuletzt ganz schwach wird; darauf Revision der Ausgrabungen mit Lepsius. In der Kammer vor der Pyramide finden wir keine Thür, und wir werden unsre Nachforschungen nach dem Eingang der Pyramide aufgeben müssen. Etwa am Dienstag, wenn unser neuer Dragoman und Koch gekommen sind, wird wohl unsre Exkursion nach dem Birket el Keiroun angetreten werden. Da heut Johannistag ist, so haben wir Brennmaterial von trocknem Schilf auf die Pyramide bringen lassen, was nach dem Essen angezündet, uns ein herrliches Schauspiel gibt. Dann Versammlung Aller in unsrem Zelte, wo die in den angekommenen Zeitungen enthaltenen, auf unsre Reise Bezug habenden Briefe von Bonomi und Abeken übersetzt und vorgelesen werden, was bis nach 10 Uhr eine interressante Unterhaltung gewährt. Der Tag ist heut gegen gestern kalt zu nennen, 27° war das maximum der Wärme. - NB. Inhaber des Zeltes 1ter Klasse; Napoleon (Frey). Sonntag den 25ten Juni 1843. Nach dem Frühstück Anstellung der Arbeiter mit Lepsius. Während Frey und Ernst zum Zeichnen Spatzieren gehen, erfreue ich mich an Lesung der früheren alten Briefe, die mich lebendig an die Meinen und alle heimathlichen Verhältnisse erinnern. 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Freitag d 23ten Juni 1843. Fast d ganzen Tag zeichne ich am Labyrinth, den gestrigen Fehler verbessernd. Es ist heut sehr heiß; wir haben als höchsten Stand des Thermometers 35°; hier im Zelte 36°. Ich nehme heut mit Abeken die Mittagslinie, die hier eine Abweichung der Magnetnadel v 9° gibt. Noch während der Nachmittagsbeobachtung erhebt sich wieder der heftigste Wind, der Wolken v Sand d Staub mit sich führt; er verursacht, wie bei uns d Gewitter, eine Ausgleichung der Luft, wie es denn auch den Abend sehr kühl wurde. - Nach d Abendessen lange Unterhaltung und Session Aller in unsrem Zelte. - Tags vorher Skorpione in Leps’s Zelte. - Unbegreiflicherweise immer noch keine Nachricht aus Cairo; unser Bote kehrt nicht zurück. -
Sonnabend d 24ten Juni 1843. Heut früh vor Sonnenaufgang nur 9 ½° Wärme. - Gestern, wo längster Tag war, ist der Sonnenuntergang etwa um 7 Uhr. - Es kommt heut aus Cairo mit unsrem dorthin gesendeten Boten eine große Menge von Briefen aus Europa, worunter leider keiner für mich, noch für die Weidenbach’s d Franke, nur einer für Frey; auch neue Zeitungen kommen, d da gibt es denn Manches zu lesen d zu sprechen. Doch bin ich den Tag über nicht unthätig, sond arbeite sehr eifrig an meinem Plan v Labyrinth, so zwar, daß mir zuletzt ganz schwach wird; darauf Revision der Ausgrabungen mit Leps. In der Kammer vor der Pyr finden wir keine Thür, d wir werden unsre Nachforschungen nach d Eingang der Pyr aufgeben müssen. Etwa am Dienstag, wenn unser neuer Dragoman d Koch gekommen sind, wird wohl unsre Exkursion nach d Birket el Keiroun angetreten werden. Da heut Johannistag ist, so haben wir Brennmaterial v trocknem Schilf auf d Pyr bringen lassen, was nach d Essen angezündet, uns ein herrliches Schauspiel gibt. Dann Versammlung Aller in unsrem Zelte, wo die in den angekommenen Zeitungen enthaltenen, auf unsre Reise Bezug habenden Briefe von Bonomi d Abeken übersetzt d vorgelesen werden, was bis nach 10 Uhr eine interressante Unterhaltung gewährt. Der Tag ist heut gegen gestern kalt zu nennen, 27° war das max der Wärme. - NB. Inhaber des Zeltes 1ter Klasse; Napoleon (Frey).
Sonntag d 25ten Juni 1843. Nach d Frühstück Anstellung der Arbeiter mit Leps. Während Frey d Ernst zum Zeichnen Spatzieren gehen, erfreue ich mich an Lesung der früheren alten Briefe, die mich lebendig an die Meinen d alle heimathlichen Verhältnisse erinnern. Dann copire
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