Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.Dabei kommt eine solche Masse fliegendes Geschmeiß in die Barke, daß die offne Laterne mit vielen Tausenden Insekten bedeckt wird. Hinter einem Dorfe legen wir an und bleiben die Nacht dort, selbige ist sehr unruhig der Ratten und Mäuse wegen; auch werden nach Mitternacht wieder 2 Diebe verscheucht, auf die ein Wächter und Ibrahim Aga schießen. - Die Hitze im Bett ist dabei außerordentlich. Montag den 25ten September 1843. Vor Sonnenaufgang brechen wir nach dem nicht sehr entfernten Siut auf; wo wir wieder eine Expedition nach der nahen Wüste machen wollen. - Es ist wenig Wind und nur langsam können wir an dem freundlichen Ufer, was sich 1 Stunde vor Siut hinzieht, entlang fahren. Palmen mit [Gummi]-Akazien, zwischen denen die Bewohner wandeln, bilden treffliche Gruppen; die schwarzen Büffel, von nackten Kindern geritten, schreiten mit vorgestrecktem Kopfe umher; hier schwimmt ein Fellah mit seinen Kleidern auf dem Kopf durch den schmalen Nilarm. - Endlich gegen oder nach 9 Uhr landen wir zwischen andern Schiffen bei dem Dorfe El Hamia, was, so wie Bulack, die Hafenstadt von Siout bildet. Während Lepsius ein Empfehlungsschreiben an den Gouverneur, Selim Pascha , abschickt, machen wir Andern uns fertig, nach der Stadt zu gehen, wo wir den Bazar besehen und ein türkisches Bad nehmen wollen. Eseljungen stehen am Ufer und bieten ihre Thiere an, wie in Bulack. Der Damm, der vom Nil nach Es Siout führt, ist mit Weidenbäumen eingefaßt; rechts und links sind malerische Aussichten auf Gärten mit Weinveranden und verschiedenstes Laubwerk, sich in den weiten Wasserflächen spiegelnd , bildet herrliche Gruppen. Heute beginnt mit dem sich wieder zeigenden Monde der Rhamadan, den wir vor 1 Jahre in Cairo verlebten. In kleinerem Maaßstaabe spiegelte er sich hier wieder. - - Hübsche Aussicht auf das Schloß von Ibrahim Pascha , was neben der Brücke liegt, wodurch das Überschwemmungswasser brausend dahinfuhr. Die Stadt mit etwa 16 weiß angestrichenen schlanken Minarets hat im Innern sammt ihrem Bazar viel Ähnlichkeit mit Cairo. Ich war den Andern allein nachgeritten und fand sie unweit des Bades, aus dem sie schon herauskamen; und in das ich mich sodann begab. - Vorzimmer mit Oberlicht, Wasserbecken in der Mitte; an den Seiten herum Nieschen mit Polstern, wo man sich auszieht; der Fußboden farbiges Marmor-Mosaik; - viele Badewärter. - Mit einem Tuche um die Lenden wird man durch dunkle Gänge nach dem heißen Raum geführt. Hier ist [...] es sehr warm, doch keineswegs übertrieben. An den Seiten sind aufgemauerte marmorne Becken, worin aus einem Hahn fortwährend heißes Wasser strömt; der glatte Fußboden hat auch Dabei kommt eine solche Masse fliegendes Geschmeiß in die Barke, daß die offne Laterne mit vielen Tausenden Insekten bedeckt wird. Hinter einem Dorfe legen wir an und bleiben die Nacht dort, selbige ist sehr unruhig der Ratten und Mäuse wegen; auch werden nach Mitternacht wieder 2 Diebe verscheucht, auf die ein Wächter und Ibrahim Aga schießen. - Die Hitze im Bett ist dabei außerordentlich. Montag den 25ten September 1843. Vor Sonnenaufgang brechen wir nach dem nicht sehr entfernten Siut auf; wo wir wieder eine Expedition nach der nahen Wüste machen wollen. - Es ist wenig Wind und nur langsam können wir an dem freundlichen Ufer, was sich 1 Stunde vor Siut hinzieht, entlang fahren. Palmen mit [Gummi]-Akazien, zwischen denen die Bewohner wandeln, bilden treffliche Gruppen; die schwarzen Büffel, von nackten Kindern geritten, schreiten mit vorgestrecktem Kopfe umher; hier schwimmt ein Fellah mit seinen Kleidern auf dem Kopf durch den schmalen Nilarm. - Endlich gegen oder nach 9 Uhr landen wir zwischen andern Schiffen bei dem Dorfe El Hamia, was, so wie Bulack, die Hafenstadt von Siout bildet. Während Lepsius ein Empfehlungsschreiben an den Gouverneur, Selim Pascha , abschickt, machen wir Andern uns fertig, nach der Stadt zu gehen, wo wir den Bazar besehen und ein türkisches Bad nehmen wollen. Eseljungen stehen am Ufer und bieten ihre Thiere an, wie in Bulack. Der Damm, der vom Nil nach Es Siout führt, ist mit Weidenbäumen eingefaßt; rechts und links sind malerische Aussichten auf Gärten mit Weinveranden und verschiedenstes Laubwerk, sich in den weiten Wasserflächen spiegelnd , bildet herrliche Gruppen. Heute beginnt mit dem sich wieder zeigenden Monde der Rhamadan, den wir vor 1 Jahre in Cairo verlebten. In kleinerem Maaßstaabe spiegelte er sich hier wieder. - - Hübsche Aussicht auf das Schloß von Ibrahim Pascha , was neben der Brücke liegt, wodurch das Überschwemmungswasser brausend dahinfuhr. Die Stadt mit etwa 16 weiß angestrichenen schlanken Minarets hat im Innern sammt ihrem Bazar viel Ähnlichkeit mit Cairo. Ich war den Andern allein nachgeritten und fand sie unweit des Bades, aus dem sie schon herauskamen; und in das ich mich sodann begab. - Vorzimmer mit Oberlicht, Wasserbecken in der Mitte; an den Seiten herum Nieschen mit Polstern, wo man sich auszieht; der Fußboden farbiges Marmor-Mosaik; - viele Badewärter. - Mit einem Tuche um die Lenden wird man durch dunkle Gänge nach dem heißen Raum geführt. Hier ist […] es sehr warm, doch keineswegs übertrieben. 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Dabei kommt eine solche Masse fliegendes Geschmeiß in d Barke, daß die offne Laterne mit vielen Tausenden Insekten bedeckt wird. Hinter e Dorfe legen wir an d bleiben d Nacht dort, selbige ist sehr unruhig der Ratten d Mäuse wegen; auch werden nach Mitternacht wieder 2 Diebe verscheucht, auf die ein Wächter d Ibrahim Aga schießen. - Die Hitze im Bett ist dabei außerordentlich.
Montag d 25ten Sept 1843. Vor Sonnenaufgang brechen wir nach dem nicht sehr entfernten Siut auf; wo wir wieder e Expedition nach d nahen Wüste machen wollen. - Es ist wenig Wind d nur langsam können wir an dem freundlichen Ufer, was sich 1 Stunde vor Siut hinzieht, entlang fahren. Palmen mit Gummi-Akazien, zw denen die Bewohner wandeln, bilden treffliche Gruppen; die schwarzen Büffel, von nackten Kindern geritten, schreiten mit vorgestrecktem Kopfe umher; hier schwimmt ein Fellah mit seinen Kleidern auf d Kopf durch den schmalen Nilarm. - Endl gegen od nach 9 Uhr landen wir zw andern Schiffen bei dem Dorfe El Hamia, was, so wie Bulack, die Hafenstadt von Siout bildet. Während Leps ein Empfehlungsschreiben an d Gouverneur, Selim Pascha , abschickt, machen wir Andern uns fertig, nach d Stadt zu gehen, wo wir den Bazar besehen d ein türk Bad nehmen wollen. Eseljungen stehen am Ufer d bieten ihre Thiere an, wie in Bulack. Der Damm, der v Nil nach Es Siout führt, ist mit Weidenbäumen eingefaßt; rechts d links sind malerische Aussichten auf Gärten mit Weinveranden d verschiedenstes Laubwerk, sich in d weiten Wasserflächen spiegelnd , bildet herrliche Gruppen. Heute beginnt mit dem sich wieder zeigenden Monde der Rhamadan, den wir vor 1 Jahre in Cairo verlebten. In kleinerem Maaßstaabe spiegelte er sich hier wieder. - - Hübsche Aussicht auf d Schloß v Ibrahim Pascha , was neben d Brücke liegt, wodurch das Überschwemmungswasser brausend dahinfuhr. Die Stadt mit etwa 16 weiß angestrichenen schlanken Minarets hat im Innern sammt ihrem Bazar viel Ähnlichkeit mit Cairo. Ich war den Andern allein nachgeritten d fand sie unweit des Bades, aus dem sie schon herauskamen; d in das ich mich sodann begab. - Vorzimmer mit Oberlicht, Wasserbecken in d Mitte; an d Seiten herum Nieschen mit Polstern, wo m sich auszieht; der Fußboden farbiges Marmor-Mosaik; - viele Badewärter. - Mit e Tuche um d Lenden wird man durch dunkle Gänge nach d heißen Raum geführt. Hier ist es sehr warm, doch keineswegs übertrieben. An d Seiten sind aufgemauerte marmorne Becken, worin aus e Hahn fortwährend heißes Wasser strömt; d glatte Fußboden hat auch
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