Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820.In Edwardsville wurde mir gesagt, 4 Mei- In Edwardsville wurde mir geſagt, 4 Mei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="diaryEntry" n="2"> <pb facs="#f0101" n="87"/> <p>In Edwardsville wurde mir geſagt, 4 Mei-<lb/> len von da wohne ein Deutſcher Pflanzer Namens<lb/> Barensbak (<hi rendition="#g">Baͤrensbach</hi>), welcher ein ſehr<lb/> ſchoͤnes Landweſen beſitze; ich ſaͤumte nicht, ihn<lb/> zu beſuchen, und zu meiner hoͤchſten Freude fand<lb/> ich einen <hi rendition="#g">Braunſchweiger</hi> Landsmann in ihm.<lb/> Sein Vater war fruͤherhin Ober-Salz-Inſpektor<lb/> zu Salzgitter geweſen, und hatte das Guth <hi rendition="#g">gro-<lb/> ßen Heerde</hi> im Fuͤrſtenthum Hildesheim in<lb/> Pacht gehabt. Man mag ſich unſere gegenſeitige<lb/> Freude ſelbſt denken! Wie bruͤderlich, wie innig<lb/> wurde ich von dieſem meinem braven Landsmanne<lb/> aufgenommen! wie groß war ſeine Freude, als er<lb/> hoͤrte, daß ich in ſeiner Nachbarſchaft geboren ſey!<lb/> In 19 Jahren hat er nichts aus ſeiner Vaͤter<lb/> Heimath vernommen. Anfangs hatte er in<lb/> Kentuky gewohnt, wo er auch noch 500 Acres<lb/> Land beſaß; ſeit 9 Jahren wohnte er nun hier im<lb/> Illinois-Staate, war Beſitzer von 800 Acres gu-<lb/> ter Laͤnderei, 6 Pferden, 50 Stuͤck Hornvieh, 70<lb/> Schweinen und 40 Schaafen. In ſeinem Garten<lb/> fand ich, außer vielem Gemuͤße ꝛc. eine Menge<lb/> Pfirſchenbaͤume, welche zum Zerbrechen voller Fruͤchte<lb/> hingen. Er fuͤhrte mich in ſeine Felder, wo ich<lb/> denn Gelegenheit hatte, die Ueppigkeit des hieſigen<lb/> Bodens zu bewundern. Der Mais war meiſtens<lb/> 12 bis 15 Fuß hoch; Weizen und Hafer war be-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0101]
In Edwardsville wurde mir geſagt, 4 Mei-
len von da wohne ein Deutſcher Pflanzer Namens
Barensbak (Baͤrensbach), welcher ein ſehr
ſchoͤnes Landweſen beſitze; ich ſaͤumte nicht, ihn
zu beſuchen, und zu meiner hoͤchſten Freude fand
ich einen Braunſchweiger Landsmann in ihm.
Sein Vater war fruͤherhin Ober-Salz-Inſpektor
zu Salzgitter geweſen, und hatte das Guth gro-
ßen Heerde im Fuͤrſtenthum Hildesheim in
Pacht gehabt. Man mag ſich unſere gegenſeitige
Freude ſelbſt denken! Wie bruͤderlich, wie innig
wurde ich von dieſem meinem braven Landsmanne
aufgenommen! wie groß war ſeine Freude, als er
hoͤrte, daß ich in ſeiner Nachbarſchaft geboren ſey!
In 19 Jahren hat er nichts aus ſeiner Vaͤter
Heimath vernommen. Anfangs hatte er in
Kentuky gewohnt, wo er auch noch 500 Acres
Land beſaß; ſeit 9 Jahren wohnte er nun hier im
Illinois-Staate, war Beſitzer von 800 Acres gu-
ter Laͤnderei, 6 Pferden, 50 Stuͤck Hornvieh, 70
Schweinen und 40 Schaafen. In ſeinem Garten
fand ich, außer vielem Gemuͤße ꝛc. eine Menge
Pfirſchenbaͤume, welche zum Zerbrechen voller Fruͤchte
hingen. Er fuͤhrte mich in ſeine Felder, wo ich
denn Gelegenheit hatte, die Ueppigkeit des hieſigen
Bodens zu bewundern. Der Mais war meiſtens
12 bis 15 Fuß hoch; Weizen und Hafer war be-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |