ne ihm unbewerkt ziemlich nahe; allein er nahm bei unserm Anblick die Flucht, und suchte mit gro- ßer Schnelligkeit den dichten Wald zu erreichen, was ihm jedoch, wegen seines mit Wasser beschwer- ten Pelzes sehr sauer zu werden schien.
Hirsche sieht man sehr häufig am Ufer, um ihren Durst zu löschen. Sie sind kleiner als der edle Hirsch, heller von Farbe und mit kleineren krumm gebogenen Geweihen. Die Jagd dieser Thiere ist -- besonders am Mississippi -- merk- würdig, und gewährt dem Jäger großes Vergnü- gen. Sie geht im Herbste vor sich. In den Wäldern finden sich nämlich viele Kletten, welche sich in den Haaren dieser Thiere festsetzen. Dieser ihnen höchst beschwerliche Umstand treibt sie an den Fluß, um sich derselben durchs Baden zu entledi- gen. Dieserhalb fahren die Jäger des Nachts in Kähnen in den Fluß, und schießen davon oft so viel, als ihr Kahn nur immer fassen kann. Bei andern Jagden besitzen einige Jäger die besondere Geschicklichkeit, die Stimme der Hindinnen mit einer Pfeife oder mit dem Munde nachzumachen, um dadurch den Hirsch in ihre Nähe zu locken und ihn dann zu erlegen.
Pelikane und wilde Gänse sieht man auf den Sandbänken dieses Flusses in unzählbarer Menge. Sie jagten uns oft Nachts Graus und
ne ihm unbewerkt ziemlich nahe; allein er nahm bei unſerm Anblick die Flucht, und ſuchte mit gro- ßer Schnelligkeit den dichten Wald zu erreichen, was ihm jedoch, wegen ſeines mit Waſſer beſchwer- ten Pelzes ſehr ſauer zu werden ſchien.
Hirſche ſieht man ſehr haͤufig am Ufer, um ihren Durſt zu loͤſchen. Sie ſind kleiner als der edle Hirſch, heller von Farbe und mit kleineren krumm gebogenen Geweihen. Die Jagd dieſer Thiere iſt — beſonders am Miſſiſſippi — merk- wuͤrdig, und gewaͤhrt dem Jaͤger großes Vergnuͤ- gen. Sie geht im Herbſte vor ſich. In den Waͤldern finden ſich naͤmlich viele Kletten, welche ſich in den Haaren dieſer Thiere feſtſetzen. Dieſer ihnen hoͤchſt beſchwerliche Umſtand treibt ſie an den Fluß, um ſich derſelben durchs Baden zu entledi- gen. Dieſerhalb fahren die Jaͤger des Nachts in Kaͤhnen in den Fluß, und ſchießen davon oft ſo viel, als ihr Kahn nur immer faſſen kann. Bei andern Jagden beſitzen einige Jaͤger die beſondere Geſchicklichkeit, die Stimme der Hindinnen mit einer Pfeife oder mit dem Munde nachzumachen, um dadurch den Hirſch in ihre Naͤhe zu locken und ihn dann zu erlegen.
Pelikane und wilde Gaͤnſe ſieht man auf den Sandbaͤnken dieſes Fluſſes in unzaͤhlbarer Menge. Sie jagten uns oft Nachts Graus und
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ne ihm unbewerkt ziemlich nahe; allein er nahm
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was ihm jedoch, wegen ſeines mit Waſſer beſchwer-
ten Pelzes ſehr ſauer zu werden ſchien.
Hirſche ſieht man ſehr haͤufig am Ufer, um
ihren Durſt zu loͤſchen. Sie ſind kleiner als der
edle Hirſch, heller von Farbe und mit kleineren
krumm gebogenen Geweihen. Die Jagd dieſer
Thiere iſt — beſonders am Miſſiſſippi — merk-
wuͤrdig, und gewaͤhrt dem Jaͤger großes Vergnuͤ-
gen. Sie geht im Herbſte vor ſich. In den
Waͤldern finden ſich naͤmlich viele Kletten, welche
ſich in den Haaren dieſer Thiere feſtſetzen. Dieſer
ihnen hoͤchſt beſchwerliche Umſtand treibt ſie an den
Fluß, um ſich derſelben durchs Baden zu entledi-
gen. Dieſerhalb fahren die Jaͤger des Nachts in
Kaͤhnen in den Fluß, und ſchießen davon oft ſo
viel, als ihr Kahn nur immer faſſen kann. Bei
andern Jagden beſitzen einige Jaͤger die beſondere
Geſchicklichkeit, die Stimme der Hindinnen mit
einer Pfeife oder mit dem Munde nachzumachen,
um dadurch den Hirſch in ihre Naͤhe zu locken und
ihn dann zu erlegen.
Pelikane und wilde Gaͤnſe ſieht man
auf den Sandbaͤnken dieſes Fluſſes in unzaͤhlbarer
Menge. Sie jagten uns oft Nachts Graus und
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Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/136>, abgerufen am 16.02.2025.
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