Dauer. Man befolge aber dabei ja nicht die Rathschläge der Seefahrer, wenn sie das Trinken von Seewasser, gewaltsames Essen ohne Appetit ff. empfehlen. Ein Glas guter alter Wein und eine Tasse Thee im Anfange der Krankheit sind die besten Mittel. Dabei esse man nach Maaß- gabe des Appetits, und bleibe, so viel als mög- lich, auf dem Verdecke, um der frischen und ge- sunden Seeluft zu genießen. Uebrigens wird man finden, daß man auf der See sich gewöhnlich sehr wohl befindet.
Der Capitain, so wie alle Seeleute, sind, mit wenigen Ausnahmen, meistentheils Leute, welche von feiner Lebensart nichts wissen; der Reisende darf daher nichts von der Art erwarten. Er thut wohl, sich mit Büchern, musikalischen Instru- menten ff. zu versehen, damit er im Stande ist, sich selbst zu unterhalten. Doch muß ich bemer- ken, daß wir in dieser Art sehr glücklich waren, indem nicht nur der Capitain, sondern auch die Offiziere unsers Schiffs sehr humane und gebildete Leute waren.
Alle Capitaine pflegen es ungern zu sehen, wenn man sich mit dem Matrosen am Steuerru- der unterhält, und sie haben darin Recht, indem ein solcher jederzeit auf sein Geschäft genau zu achten hat. Ueberhaupt halten die Amerikaner
Dauer. Man befolge aber dabei ja nicht die Rathſchlaͤge der Seefahrer, wenn ſie das Trinken von Seewaſſer, gewaltſames Eſſen ohne Appetit ff. empfehlen. Ein Glas guter alter Wein und eine Taſſe Thee im Anfange der Krankheit ſind die beſten Mittel. Dabei eſſe man nach Maaß- gabe des Appetits, und bleibe, ſo viel als moͤg- lich, auf dem Verdecke, um der friſchen und ge- ſunden Seeluft zu genießen. Uebrigens wird man finden, daß man auf der See ſich gewoͤhnlich ſehr wohl befindet.
Der Capitain, ſo wie alle Seeleute, ſind, mit wenigen Ausnahmen, meiſtentheils Leute, welche von feiner Lebensart nichts wiſſen; der Reiſende darf daher nichts von der Art erwarten. Er thut wohl, ſich mit Buͤchern, muſikaliſchen Inſtru- menten ff. zu verſehen, damit er im Stande iſt, ſich ſelbſt zu unterhalten. Doch muß ich bemer- ken, daß wir in dieſer Art ſehr gluͤcklich waren, indem nicht nur der Capitain, ſondern auch die Offiziere unſers Schiffs ſehr humane und gebildete Leute waren.
Alle Capitaine pflegen es ungern zu ſehen, wenn man ſich mit dem Matroſen am Steuerru- der unterhaͤlt, und ſie haben darin Recht, indem ein ſolcher jederzeit auf ſein Geſchaͤft genau zu achten hat. Ueberhaupt halten die Amerikaner
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Dauer. Man befolge aber dabei ja nicht die
Rathſchlaͤge der Seefahrer, wenn ſie das Trinken
von Seewaſſer, gewaltſames Eſſen ohne Appetit
ff. empfehlen. Ein Glas guter alter Wein und
eine Taſſe Thee im Anfange der Krankheit ſind
die beſten Mittel. Dabei eſſe man nach Maaß-
gabe des Appetits, und bleibe, ſo viel als moͤg-
lich, auf dem Verdecke, um der friſchen und ge-
ſunden Seeluft zu genießen. Uebrigens wird man
finden, daß man auf der See ſich gewoͤhnlich
ſehr wohl befindet.
Der Capitain, ſo wie alle Seeleute, ſind, mit
wenigen Ausnahmen, meiſtentheils Leute, welche
von feiner Lebensart nichts wiſſen; der Reiſende
darf daher nichts von der Art erwarten. Er
thut wohl, ſich mit Buͤchern, muſikaliſchen Inſtru-
menten ff. zu verſehen, damit er im Stande iſt,
ſich ſelbſt zu unterhalten. Doch muß ich bemer-
ken, daß wir in dieſer Art ſehr gluͤcklich waren,
indem nicht nur der Capitain, ſondern auch die
Offiziere unſers Schiffs ſehr humane und gebildete
Leute waren.
Alle Capitaine pflegen es ungern zu ſehen,
wenn man ſich mit dem Matroſen am Steuerru-
der unterhaͤlt, und ſie haben darin Recht, indem
ein ſolcher jederzeit auf ſein Geſchaͤft genau zu
achten hat. Ueberhaupt halten die Amerikaner
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Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/19>, abgerufen am 16.07.2024.
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