Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Tief gesenkt die Augenlider;
Da schrickt Nella jäh zusammen, Und, die Augen -- groß ... weitoffen, Starrt sie, wie vom Blitz getroffen, Fassungslos mit tiefem Beben Auf den Ritter, welcher neben Ihr an nied'rer Thüre lehnet. "Fräulein ... er ... den wir ersehnet!" Eilt sich Gudula voll Staunen In der Dame Ohr zu raunen, Aber die, zum großen Leide! Wendet jählings sich zur Seite, Ruft mit kurzer, harter Stimme, Welche halb erstickt im Grimme, "Hans! mein Roß!" -- und sie entweichet, Doch noch schneller, ach! erreichet Sie der Fremde, unverdrossen, Schwarz und hoch, Visir geschlossen, Flüstert leis wie in Gedanken: "Fräulein, will mich nur bedanken!" "Und wofür?" -- zürnt sie entgegen. "Fürs Gebet und für den Segen!" Wendend stolz das Angesicht, Nella d'rauf: "Versteh' Euch nicht!" "Betend habt Ihr mein gedacht!" "Euerer?!" -- O, wie schneidend Oft doch solch' ein Mädchenmund. "Meiner! ja! ich schwör's zur Stund'!" Ihr Auge blitzt, sie athmet schnell, Sie bebt vor Zorn. "Beweist's, Gesell!" "Nun, spracht Ihr nicht, aufrichtig gern, Tief geſenkt die Augenlider;
Da ſchrickt Nella jäh zuſammen, Und, die Augen — groß ... weitoffen, Starrt ſie, wie vom Blitz getroffen, Faſſungslos mit tiefem Beben Auf den Ritter, welcher neben Ihr an nied'rer Thüre lehnet. „Fräulein ... er ... den wir erſehnet!“ Eilt ſich Gudula voll Staunen In der Dame Ohr zu raunen, Aber die, zum großen Leide! Wendet jählings ſich zur Seite, Ruft mit kurzer, harter Stimme, Welche halb erſtickt im Grimme, „Hans! mein Roß!“ — und ſie entweichet, Doch noch ſchneller, ach! erreichet Sie der Fremde, unverdroſſen, Schwarz und hoch, Viſir geſchloſſen, Flüſtert leis wie in Gedanken: „Fräulein, will mich nur bedanken!“ „Und wofür?“ — zürnt ſie entgegen. „Fürs Gebet und für den Segen!“ Wendend ſtolz das Angeſicht, Nella d'rauf: „Verſteh' Euch nicht!“ „Betend habt Ihr mein gedacht!“ „Euerer?!“ — O, wie ſchneidend Oft doch ſolch' ein Mädchenmund. „Meiner! ja! ich ſchwör's zur Stund'!“ Ihr Auge blitzt, ſie athmet ſchnell, Sie bebt vor Zorn. „Beweiſt's, Geſell!“ „Nun, ſpracht Ihr nicht, aufrichtig gern, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0121" n="107"/> <lg n="11"> <l>Tief geſenkt die Augenlider;</l><lb/> <l>Da ſchrickt Nella jäh zuſammen,</l><lb/> <l>Und, die Augen — groß ... weitoffen,</l><lb/> <l>Starrt ſie, wie vom Blitz getroffen,</l><lb/> <l>Faſſungslos mit tiefem Beben</l><lb/> <l>Auf den Ritter, welcher neben</l><lb/> <l>Ihr an nied'rer Thüre lehnet.</l><lb/> <l>„Fräulein ... er ... den wir erſehnet!“</l><lb/> <l>Eilt ſich Gudula voll Staunen</l><lb/> <l>In der Dame Ohr zu raunen,</l><lb/> <l>Aber die, zum großen Leide!</l><lb/> <l>Wendet jählings ſich zur Seite,</l><lb/> <l>Ruft mit kurzer, harter Stimme,</l><lb/> <l>Welche halb erſtickt im Grimme,</l><lb/> <l>„Hans! mein Roß!“ — und ſie entweichet,</l><lb/> <l>Doch noch ſchneller, ach! erreichet</l><lb/> <l>Sie der Fremde, unverdroſſen,</l><lb/> <l>Schwarz und hoch, Viſir geſchloſſen,</l><lb/> <l>Flüſtert leis wie in Gedanken:</l><lb/> <l>„Fräulein, will mich nur bedanken!“</l><lb/> <l>„Und wofür?“ — zürnt ſie entgegen.</l><lb/> <l>„Fürs Gebet und für den Segen!“</l><lb/> <l>Wendend ſtolz das Angeſicht,</l><lb/> <l>Nella d'rauf: „Verſteh' Euch nicht!“</l><lb/> <l>„Betend habt Ihr mein gedacht!“</l><lb/> <l>„Euerer?!“ — O, wie ſchneidend</l><lb/> <l>Oft doch ſolch' ein Mädchenmund.</l><lb/> <l>„Meiner! ja! ich ſchwör's zur Stund'!“</l><lb/> <l>Ihr Auge blitzt, ſie athmet ſchnell,</l><lb/> <l>Sie bebt vor Zorn. „Beweiſt's, Geſell!“</l><lb/> <l>„Nun, ſpracht Ihr nicht, aufrichtig gern,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [107/0121]
Tief geſenkt die Augenlider;
Da ſchrickt Nella jäh zuſammen,
Und, die Augen — groß ... weitoffen,
Starrt ſie, wie vom Blitz getroffen,
Faſſungslos mit tiefem Beben
Auf den Ritter, welcher neben
Ihr an nied'rer Thüre lehnet.
„Fräulein ... er ... den wir erſehnet!“
Eilt ſich Gudula voll Staunen
In der Dame Ohr zu raunen,
Aber die, zum großen Leide!
Wendet jählings ſich zur Seite,
Ruft mit kurzer, harter Stimme,
Welche halb erſtickt im Grimme,
„Hans! mein Roß!“ — und ſie entweichet,
Doch noch ſchneller, ach! erreichet
Sie der Fremde, unverdroſſen,
Schwarz und hoch, Viſir geſchloſſen,
Flüſtert leis wie in Gedanken:
„Fräulein, will mich nur bedanken!“
„Und wofür?“ — zürnt ſie entgegen.
„Fürs Gebet und für den Segen!“
Wendend ſtolz das Angeſicht,
Nella d'rauf: „Verſteh' Euch nicht!“
„Betend habt Ihr mein gedacht!“
„Euerer?!“ — O, wie ſchneidend
Oft doch ſolch' ein Mädchenmund.
„Meiner! ja! ich ſchwör's zur Stund'!“
Ihr Auge blitzt, ſie athmet ſchnell,
Sie bebt vor Zorn. „Beweiſt's, Geſell!“
„Nun, ſpracht Ihr nicht, aufrichtig gern,
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