Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886."Ja, nach jenem fernen, grünen
Wundervollen Rheinstrom, Dirnlein; Sieh, und solches möcht' ich bitten, Daß Du mir zum Deuernschlosse Mögest als Gespielin folgen, Denn gar tief hab' ich ins Herz Dich Lieb und freundlich eingeschlossen. Willst Du, Gudula, mir folgen? Gott im Himmel wird's Dir lohnen, Und mit Liebe, Treu' und Güte Werde ich Dir's ewig danken." -- "Fort von hier?" Wie leiser Wehschrei Ringt sich's von des Waldkinds Lippen, Und mit angstvoll großen Augen Starrt sie vor sich hin ins Leere, "Fort von hier? -- ich kann's nicht fassen; Müßt' ja welken und vergehen, Wie das Haidekraut verkümmert Trostlos in dem prächt'gen Garten." "Gudula!" fleht Nella leise, "Nein, Du sollst nicht ewig scheiden, Wenn Du willst, nach einem Jahr schon Laß ich Dich zur Heimath kehren, Früher schon, faßt Dich das Heimweh; Will Dich ja nicht ketten, Dirnlein, Nur Dich anfleh'n, mich zu trösten. Will die Einsamkeit mich tödten. Antwort' jetzt nicht! Solche Sache Will wohl, reiflich überlegt sein, Und drum geh' zu Mutter Dorte, Frag' um Rath sie und bedenk' es, „Ja, nach jenem fernen, grünen
Wundervollen Rheinſtrom, Dirnlein; Sieh, und ſolches möcht' ich bitten, Daß Du mir zum Deuernſchloſſe Mögeſt als Geſpielin folgen, Denn gar tief hab' ich ins Herz Dich Lieb und freundlich eingeſchloſſen. Willſt Du, Gudula, mir folgen? Gott im Himmel wird's Dir lohnen, Und mit Liebe, Treu' und Güte Werde ich Dir's ewig danken.“ — „Fort von hier?“ Wie leiſer Wehſchrei Ringt ſich's von des Waldkinds Lippen, Und mit angſtvoll großen Augen Starrt ſie vor ſich hin ins Leere, „Fort von hier? — ich kann's nicht faſſen; Müßt' ja welken und vergehen, Wie das Haidekraut verkümmert Troſtlos in dem prächt'gen Garten.“ „Gudula!“ fleht Nella leiſe, „Nein, Du ſollſt nicht ewig ſcheiden, Wenn Du willſt, nach einem Jahr ſchon Laß ich Dich zur Heimath kehren, Früher ſchon, faßt Dich das Heimweh; Will Dich ja nicht ketten, Dirnlein, Nur Dich anfleh'n, mich zu tröſten. Will die Einſamkeit mich tödten. Antwort' jetzt nicht! Solche Sache Will wohl, reiflich überlegt ſein, Und drum geh' zu Mutter Dorte, Frag' um Rath ſie und bedenk' es, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0156" n="142"/> <lg n="5"> <l>„Ja, nach jenem fernen, grünen</l><lb/> <l>Wundervollen Rheinſtrom, Dirnlein;</l><lb/> <l>Sieh, und ſolches möcht' ich bitten,</l><lb/> <l>Daß Du mir zum Deuernſchloſſe</l><lb/> <l>Mögeſt als Geſpielin folgen,</l><lb/> <l>Denn gar tief hab' ich ins Herz Dich</l><lb/> <l>Lieb und freundlich eingeſchloſſen.</l><lb/> <l>Willſt Du, Gudula, mir folgen?</l><lb/> <l>Gott im Himmel wird's Dir lohnen,</l><lb/> <l>Und mit Liebe, Treu' und Güte</l><lb/> <l>Werde ich Dir's ewig danken.“ —</l><lb/> <l>„Fort von hier?“ Wie leiſer Wehſchrei</l><lb/> <l>Ringt ſich's von des Waldkinds Lippen,</l><lb/> <l>Und mit angſtvoll großen Augen</l><lb/> <l>Starrt ſie vor ſich hin ins Leere,</l><lb/> <l>„Fort von hier? — ich kann's nicht faſſen;</l><lb/> <l>Müßt' ja welken und vergehen,</l><lb/> <l>Wie das Haidekraut verkümmert</l><lb/> <l>Troſtlos in dem prächt'gen Garten.“</l><lb/> <l>„Gudula!“ fleht Nella leiſe,</l><lb/> <l>„Nein, Du ſollſt nicht ewig ſcheiden,</l><lb/> <l>Wenn Du willſt, nach einem Jahr ſchon</l><lb/> <l>Laß ich Dich zur Heimath kehren,</l><lb/> <l>Früher ſchon, faßt Dich das Heimweh;</l><lb/> <l>Will Dich ja nicht ketten, Dirnlein,</l><lb/> <l>Nur Dich anfleh'n, mich zu tröſten.</l><lb/> <l>Will die Einſamkeit mich tödten.</l><lb/> <l>Antwort' jetzt nicht! Solche Sache</l><lb/> <l>Will wohl, reiflich überlegt ſein,</l><lb/> <l>Und drum geh' zu Mutter Dorte,</l><lb/> <l>Frag' um Rath ſie und bedenk' es,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [142/0156]
„Ja, nach jenem fernen, grünen
Wundervollen Rheinſtrom, Dirnlein;
Sieh, und ſolches möcht' ich bitten,
Daß Du mir zum Deuernſchloſſe
Mögeſt als Geſpielin folgen,
Denn gar tief hab' ich ins Herz Dich
Lieb und freundlich eingeſchloſſen.
Willſt Du, Gudula, mir folgen?
Gott im Himmel wird's Dir lohnen,
Und mit Liebe, Treu' und Güte
Werde ich Dir's ewig danken.“ —
„Fort von hier?“ Wie leiſer Wehſchrei
Ringt ſich's von des Waldkinds Lippen,
Und mit angſtvoll großen Augen
Starrt ſie vor ſich hin ins Leere,
„Fort von hier? — ich kann's nicht faſſen;
Müßt' ja welken und vergehen,
Wie das Haidekraut verkümmert
Troſtlos in dem prächt'gen Garten.“
„Gudula!“ fleht Nella leiſe,
„Nein, Du ſollſt nicht ewig ſcheiden,
Wenn Du willſt, nach einem Jahr ſchon
Laß ich Dich zur Heimath kehren,
Früher ſchon, faßt Dich das Heimweh;
Will Dich ja nicht ketten, Dirnlein,
Nur Dich anfleh'n, mich zu tröſten.
Will die Einſamkeit mich tödten.
Antwort' jetzt nicht! Solche Sache
Will wohl, reiflich überlegt ſein,
Und drum geh' zu Mutter Dorte,
Frag' um Rath ſie und bedenk' es,
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