Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
Morsch und kraftlos matt zu Boden.
Wärest Du es nicht, Frau Minne,
Der ich solches Opfer brächte,
Und wär's nicht um Jungfrau Nella
Mit den süßen Veilchenaugen,
Daß ich in die Kutte schlüpfe,
Während sie daheim die Schlösser
Mir verbrennen und verwüsten,
Wahrlich, nicht zehn Teufel sollten
Hier mich auf dem Berge halten!
Heda! Knappe, frisch zur Klinge!
Sollst mir kräftiglich pungieren,
Ohne Rößlein! Brust an Brust wohl
Stapfen wir im Zweikampf, Bursche!
Hei der Wonne! Den Gedanken
Schickte Sanct Georg mir selber,
Also stählen wir die Arme,
Also schweißen wir die Schwerter
Trotz des langen Müßiggehens!" --
Walter saß beim off'nen Feuer
Und sang eine frische Weise,
So im Parzival zu lesen:
"Swer schildes ambet üeben wil,
der muoz durchstrichen lande vil -- --"
Jetzo sprang er auf, es blitzten
Seine Augen, und frohlockend
Rief er laut: "O, lieber Junker,
Wie doch lassen Eure Worte
Mir das Herz im Leibe springen,
Haia! mit dem Frankensteiner
Einen flotten Schwertgang machen,
Morſch und kraftlos matt zu Boden.
Wäreſt Du es nicht, Frau Minne,
Der ich ſolches Opfer brächte,
Und wär's nicht um Jungfrau Nella
Mit den ſüßen Veilchenaugen,
Daß ich in die Kutte ſchlüpfe,
Während ſie daheim die Schlöſſer
Mir verbrennen und verwüſten,
Wahrlich, nicht zehn Teufel ſollten
Hier mich auf dem Berge halten!
Heda! Knappe, friſch zur Klinge!
Sollſt mir kräftiglich pungieren,
Ohne Rößlein! Bruſt an Bruſt wohl
Stapfen wir im Zweikampf, Burſche!
Hei der Wonne! Den Gedanken
Schickte Sanct Georg mir ſelber,
Alſo ſtählen wir die Arme,
Alſo ſchweißen wir die Schwerter
Trotz des langen Müßiggehens!“ —
Walter ſaß beim off'nen Feuer
Und ſang eine friſche Weiſe,
So im Parzival zu leſen:
„Swer schildes ambet üeben wil,
der muoz durchstrichen lande vil — —“
Jetzo ſprang er auf, es blitzten
Seine Augen, und frohlockend
Rief er laut: „O, lieber Junker,
Wie doch laſſen Eure Worte
Mir das Herz im Leibe ſpringen,
Haia! mit dem Frankenſteiner
Einen flotten Schwertgang machen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0188" n="174"/>
          <lg n="2">
            <l>Mor&#x017F;ch und kraftlos matt zu Boden.</l><lb/>
            <l>Wäre&#x017F;t Du es nicht, Frau Minne,</l><lb/>
            <l>Der ich &#x017F;olches Opfer brächte,</l><lb/>
            <l>Und wär's nicht um Jungfrau Nella</l><lb/>
            <l>Mit den &#x017F;üßen Veilchenaugen,</l><lb/>
            <l>Daß ich in die Kutte &#x017F;chlüpfe,</l><lb/>
            <l>Während &#x017F;ie daheim die Schlö&#x017F;&#x017F;er</l><lb/>
            <l>Mir verbrennen und verwü&#x017F;ten,</l><lb/>
            <l>Wahrlich, nicht zehn Teufel &#x017F;ollten</l><lb/>
            <l>Hier mich auf dem Berge halten!</l><lb/>
            <l>Heda! Knappe, fri&#x017F;ch zur Klinge!</l><lb/>
            <l>Soll&#x017F;t mir kräftiglich pungieren,</l><lb/>
            <l>Ohne Rößlein! Bru&#x017F;t an Bru&#x017F;t wohl</l><lb/>
            <l>Stapfen wir im Zweikampf, Bur&#x017F;che!</l><lb/>
            <l>Hei der Wonne! Den Gedanken</l><lb/>
            <l>Schickte Sanct Georg mir &#x017F;elber,</l><lb/>
            <l>Al&#x017F;o &#x017F;tählen wir die Arme,</l><lb/>
            <l>Al&#x017F;o &#x017F;chweißen wir die Schwerter</l><lb/>
            <l>Trotz des langen Müßiggehens!&#x201C; &#x2014;</l><lb/>
            <l>Walter &#x017F;aß beim off'nen Feuer</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ang eine fri&#x017F;che Wei&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>So im Parzival zu le&#x017F;en:</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#aq">&#x201E;Swer schildes ambet üeben wil,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#aq">der muoz durchstrichen lande vil &#x2014; &#x2014;&#x201C;</hi> </l><lb/>
            <l>Jetzo &#x017F;prang er auf, es blitzten</l><lb/>
            <l>Seine Augen, und frohlockend</l><lb/>
            <l>Rief er laut: &#x201E;O, lieber Junker,</l><lb/>
            <l>Wie doch la&#x017F;&#x017F;en Eure Worte</l><lb/>
            <l>Mir das Herz im Leibe &#x017F;pringen,</l><lb/>
            <l>Haia! mit dem Franken&#x017F;teiner</l><lb/>
            <l>Einen flotten Schwertgang machen,</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0188] Morſch und kraftlos matt zu Boden. Wäreſt Du es nicht, Frau Minne, Der ich ſolches Opfer brächte, Und wär's nicht um Jungfrau Nella Mit den ſüßen Veilchenaugen, Daß ich in die Kutte ſchlüpfe, Während ſie daheim die Schlöſſer Mir verbrennen und verwüſten, Wahrlich, nicht zehn Teufel ſollten Hier mich auf dem Berge halten! Heda! Knappe, friſch zur Klinge! Sollſt mir kräftiglich pungieren, Ohne Rößlein! Bruſt an Bruſt wohl Stapfen wir im Zweikampf, Burſche! Hei der Wonne! Den Gedanken Schickte Sanct Georg mir ſelber, Alſo ſtählen wir die Arme, Alſo ſchweißen wir die Schwerter Trotz des langen Müßiggehens!“ — Walter ſaß beim off'nen Feuer Und ſang eine friſche Weiſe, So im Parzival zu leſen: „Swer schildes ambet üeben wil, der muoz durchstrichen lande vil — —“ Jetzo ſprang er auf, es blitzten Seine Augen, und frohlockend Rief er laut: „O, lieber Junker, Wie doch laſſen Eure Worte Mir das Herz im Leibe ſpringen, Haia! mit dem Frankenſteiner Einen flotten Schwertgang machen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/188
Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/188>, abgerufen am 21.11.2024.