Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Für jedwede Schuld und Fehle, Und drum sag' ich Dir: Beschwör' es!" -- Aus den heitern Zügen Roberts Schwand das Lächeln. Ernsthaft legte Er die Hand aufs Kreuzeszeichen, Und mit feierlicher Würde Sprach er langsam: "Ja, ich schwöre!" -- Die Holzenburg. Mit Sternen besäet und wolkenlos spannt
Der Himmel sich über das thüringer Land, Und über die Berge, den schlummernden Hain Hinjagen die silbernen Nebelfei'n, Von luftigen Rossen, da wogen so fahl Und wehen die Schleier gespenstisch zum Thal, Und Perlen träufen wie blitzender Thau Aus flatternden Mähnen hernieder zur Au. Es baden die Nymphen im Bächlein so klar Und strählen im Winde ihr lockiges Haar, Und lautlos zieht in der nächtlichen Stund Die weiße Hinde durch blumigen Grund Und äset so heimlich und blicket so hold Und trägt auf dem Haupte ein Krönlein von Gold; Das klinget und singet im Hörselberg. Im Drachensteine hauset der Zwerg, Der huscht jetzt hernieder zum schilfigen Moor, Für jedwede Schuld und Fehle, Und drum ſag' ich Dir: Beſchwör' es!“ — Aus den heitern Zügen Roberts Schwand das Lächeln. Ernſthaft legte Er die Hand aufs Kreuzeszeichen, Und mit feierlicher Würde Sprach er langſam: „Ja, ich ſchwöre!“ — Die Holzenburg. Mit Sternen beſäet und wolkenlos ſpannt
Der Himmel ſich über das thüringer Land, Und über die Berge, den ſchlummernden Hain Hinjagen die ſilbernen Nebelfei'n, Von luftigen Roſſen, da wogen ſo fahl Und wehen die Schleier geſpenſtiſch zum Thal, Und Perlen träufen wie blitzender Thau Aus flatternden Mähnen hernieder zur Au. Es baden die Nymphen im Bächlein ſo klar Und ſtrählen im Winde ihr lockiges Haar, Und lautlos zieht in der nächtlichen Stund Die weiße Hinde durch blumigen Grund Und äſet ſo heimlich und blicket ſo hold Und trägt auf dem Haupte ein Krönlein von Gold; Das klinget und ſinget im Hörſelberg. Im Drachenſteine hauſet der Zwerg, Der huſcht jetzt hernieder zum ſchilfigen Moor, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0037" n="23"/> <lg n="13"> <l>Für jedwede Schuld und Fehle,</l><lb/> <l>Und drum ſag' ich Dir: Beſchwör' es!“</l><lb/> <l>— Aus den heitern Zügen Roberts</l><lb/> <l>Schwand das Lächeln. Ernſthaft legte</l><lb/> <l>Er die Hand aufs Kreuzeszeichen,</l><lb/> <l>Und mit feierlicher Würde</l><lb/> <l>Sprach er langſam: „Ja, ich ſchwöre!“ —</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Die Holzenburg.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Mit Sternen beſäet und wolkenlos ſpannt</l><lb/> <l>Der Himmel ſich über das thüringer Land,</l><lb/> <l>Und über die Berge, den ſchlummernden Hain</l><lb/> <l>Hinjagen die ſilbernen Nebelfei'n,</l><lb/> <l>Von luftigen Roſſen, da wogen ſo fahl</l><lb/> <l>Und wehen die Schleier geſpenſtiſch zum Thal,</l><lb/> <l>Und Perlen träufen wie blitzender Thau</l><lb/> <l>Aus flatternden Mähnen hernieder zur Au.</l><lb/> <l>Es baden die Nymphen im Bächlein ſo klar</l><lb/> <l>Und ſtrählen im Winde ihr lockiges Haar,</l><lb/> <l>Und lautlos zieht in der nächtlichen Stund</l><lb/> <l>Die weiße Hinde durch blumigen Grund</l><lb/> <l>Und äſet ſo heimlich und blicket ſo hold</l><lb/> <l>Und trägt auf dem Haupte ein Krönlein von Gold;</l><lb/> <l>Das klinget und ſinget im Hörſelberg.</l><lb/> <l>Im Drachenſteine hauſet der Zwerg,</l><lb/> <l>Der huſcht jetzt hernieder zum ſchilfigen Moor,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [23/0037]
Für jedwede Schuld und Fehle,
Und drum ſag' ich Dir: Beſchwör' es!“
— Aus den heitern Zügen Roberts
Schwand das Lächeln. Ernſthaft legte
Er die Hand aufs Kreuzeszeichen,
Und mit feierlicher Würde
Sprach er langſam: „Ja, ich ſchwöre!“ —
Die Holzenburg.
Mit Sternen beſäet und wolkenlos ſpannt
Der Himmel ſich über das thüringer Land,
Und über die Berge, den ſchlummernden Hain
Hinjagen die ſilbernen Nebelfei'n,
Von luftigen Roſſen, da wogen ſo fahl
Und wehen die Schleier geſpenſtiſch zum Thal,
Und Perlen träufen wie blitzender Thau
Aus flatternden Mähnen hernieder zur Au.
Es baden die Nymphen im Bächlein ſo klar
Und ſtrählen im Winde ihr lockiges Haar,
Und lautlos zieht in der nächtlichen Stund
Die weiße Hinde durch blumigen Grund
Und äſet ſo heimlich und blicket ſo hold
Und trägt auf dem Haupte ein Krönlein von Gold;
Das klinget und ſinget im Hörſelberg.
Im Drachenſteine hauſet der Zwerg,
Der huſcht jetzt hernieder zum ſchilfigen Moor,
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