Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Da wächst es empor, da dehnt es sich aus,
Ein trutziglich hölzern gezimmertes Haus. O nennt mir den Zaubrer, der Baumeister war! -- In dunkelen Kutten ist's seltsame Schaar, Durch Dornen und Hecken auf heimlichem Pfad, Vom Kloster Johannis her sind sie genaht, An ihrer Spitze, auf schäumendem Roß Ein Rittersmann befehligt den Troß, Visir geschlossen, die hohe Gestalt In eiserner Rüstung, vom Mantel umwallt. Sie schaufeln den Graben, sie pflöcken das Thor, Sie thürmen die niedere Brüstung davor. Die Wände der Veste sind schmucklos und roh Aus Brettern gefüget, das Dach ist von Stroh, Doch also geschickt ist das Burglein gebaut, Daß es gar stattlich zum Thale hinschaut, Da scheinet die Baute wohl doppelt so breit, Als wie man sie schaut von der Bergesseit', Und zwiefach so hoch an dem Abgrund sie schwebt, Als wie sie im Rücken vom Boden sich hebt! So täuscht sie das Auge dem fahrenden Mann, Blickt er vom Thalgrund zum Schlößlein hinan; Da ist eine Halle, vier Wände, das Dach, Ein schmucklos, ungedieltes Gemach, Durch Luken kommt ihm das Tageslicht ein, Bläst ungehindert der Wind herein, Holztische und Schemel, und rings an der Wand Viel Fässer und Kisten, des Schlößleins Proviant. Daneben anreiht sich ein Zimmerlein, Gedehnet und schmal, und wenn auch recht klein, So dennoch behaglich und besserer Art. Da wächſt es empor, da dehnt es ſich aus,
Ein trutziglich hölzern gezimmertes Haus. O nennt mir den Zaubrer, der Baumeiſter war! — In dunkelen Kutten iſt's ſeltſame Schaar, Durch Dornen und Hecken auf heimlichem Pfad, Vom Kloſter Johannis her ſind ſie genaht, An ihrer Spitze, auf ſchäumendem Roß Ein Rittersmann befehligt den Troß, Viſir geſchloſſen, die hohe Geſtalt In eiſerner Rüſtung, vom Mantel umwallt. Sie ſchaufeln den Graben, ſie pflöcken das Thor, Sie thürmen die niedere Brüſtung davor. Die Wände der Veſte ſind ſchmucklos und roh Aus Brettern gefüget, das Dach iſt von Stroh, Doch alſo geſchickt iſt das Burglein gebaut, Daß es gar ſtattlich zum Thale hinſchaut, Da ſcheinet die Baute wohl doppelt ſo breit, Als wie man ſie ſchaut von der Bergesſeit', Und zwiefach ſo hoch an dem Abgrund ſie ſchwebt, Als wie ſie im Rücken vom Boden ſich hebt! So täuſcht ſie das Auge dem fahrenden Mann, Blickt er vom Thalgrund zum Schlößlein hinan; Da iſt eine Halle, vier Wände, das Dach, Ein ſchmucklos, ungedieltes Gemach, Durch Luken kommt ihm das Tageslicht ein, Bläſt ungehindert der Wind herein, Holztiſche und Schemel, und rings an der Wand Viel Fäſſer und Kiſten, des Schlößleins Proviant. Daneben anreiht ſich ein Zimmerlein, Gedehnet und ſchmal, und wenn auch recht klein, So dennoch behaglich und beſſerer Art. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0039" n="25"/> <lg n="3"> <l>Da wächſt es empor, da dehnt es ſich aus,</l><lb/> <l>Ein trutziglich hölzern gezimmertes Haus.</l><lb/> <l>O nennt mir den Zaubrer, der Baumeiſter war! —</l><lb/> <l>In dunkelen Kutten iſt's ſeltſame Schaar,</l><lb/> <l>Durch Dornen und Hecken auf heimlichem Pfad,</l><lb/> <l>Vom Kloſter Johannis her ſind ſie genaht,</l><lb/> <l>An ihrer Spitze, auf ſchäumendem Roß</l><lb/> <l>Ein Rittersmann befehligt den Troß,</l><lb/> <l>Viſir geſchloſſen, die hohe Geſtalt</l><lb/> <l>In eiſerner Rüſtung, vom Mantel umwallt.</l><lb/> <l>Sie ſchaufeln den Graben, ſie pflöcken das Thor,</l><lb/> <l>Sie thürmen die niedere Brüſtung davor.</l><lb/> <l>Die Wände der Veſte ſind ſchmucklos und roh</l><lb/> <l>Aus Brettern gefüget, das Dach iſt von Stroh,</l><lb/> <l>Doch alſo geſchickt iſt das Burglein gebaut,</l><lb/> <l>Daß es gar ſtattlich zum Thale hinſchaut,</l><lb/> <l>Da ſcheinet die Baute wohl doppelt ſo breit,</l><lb/> <l>Als wie man ſie ſchaut von der Bergesſeit',</l><lb/> <l>Und zwiefach ſo hoch an dem Abgrund ſie ſchwebt,</l><lb/> <l>Als wie ſie im Rücken vom Boden ſich hebt!</l><lb/> <l>So täuſcht ſie das Auge dem fahrenden Mann,</l><lb/> <l>Blickt er vom Thalgrund zum Schlößlein hinan;</l><lb/> <l>Da iſt eine Halle, vier Wände, das Dach,</l><lb/> <l>Ein ſchmucklos, ungedieltes Gemach,</l><lb/> <l>Durch Luken kommt ihm das Tageslicht ein,</l><lb/> <l>Bläſt ungehindert der Wind herein,</l><lb/> <l>Holztiſche und Schemel, und rings an der Wand</l><lb/> <l>Viel Fäſſer und Kiſten, des Schlößleins Proviant.</l><lb/> <l>Daneben anreiht ſich ein Zimmerlein,</l><lb/> <l>Gedehnet und ſchmal, und wenn auch recht klein,</l><lb/> <l>So dennoch behaglich und beſſerer Art.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [25/0039]
Da wächſt es empor, da dehnt es ſich aus,
Ein trutziglich hölzern gezimmertes Haus.
O nennt mir den Zaubrer, der Baumeiſter war! —
In dunkelen Kutten iſt's ſeltſame Schaar,
Durch Dornen und Hecken auf heimlichem Pfad,
Vom Kloſter Johannis her ſind ſie genaht,
An ihrer Spitze, auf ſchäumendem Roß
Ein Rittersmann befehligt den Troß,
Viſir geſchloſſen, die hohe Geſtalt
In eiſerner Rüſtung, vom Mantel umwallt.
Sie ſchaufeln den Graben, ſie pflöcken das Thor,
Sie thürmen die niedere Brüſtung davor.
Die Wände der Veſte ſind ſchmucklos und roh
Aus Brettern gefüget, das Dach iſt von Stroh,
Doch alſo geſchickt iſt das Burglein gebaut,
Daß es gar ſtattlich zum Thale hinſchaut,
Da ſcheinet die Baute wohl doppelt ſo breit,
Als wie man ſie ſchaut von der Bergesſeit',
Und zwiefach ſo hoch an dem Abgrund ſie ſchwebt,
Als wie ſie im Rücken vom Boden ſich hebt!
So täuſcht ſie das Auge dem fahrenden Mann,
Blickt er vom Thalgrund zum Schlößlein hinan;
Da iſt eine Halle, vier Wände, das Dach,
Ein ſchmucklos, ungedieltes Gemach,
Durch Luken kommt ihm das Tageslicht ein,
Bläſt ungehindert der Wind herein,
Holztiſche und Schemel, und rings an der Wand
Viel Fäſſer und Kiſten, des Schlößleins Proviant.
Daneben anreiht ſich ein Zimmerlein,
Gedehnet und ſchmal, und wenn auch recht klein,
So dennoch behaglich und beſſerer Art.
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