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Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.

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Es stürmt der Feinde Troß.
Der Junker Beilstein hebt die Faust
In wildem Fluch. Es kracht und saust,
Es bersten Schloß und Riegel;
Die Flamme loht zum Himmel auf,
Es wettert an den Wällen,
Die Schwerter klirren wild im Hauf,
Manch stolzen Wuchs zu fällen.
Dem Frankensteiner Leuen droht
Gar oftmals bitt're Todesnoth,
Er brüllt aus blut'gem Rachen;
Doch kühn gereckt, zum Sprung gestreckt,
Hebt furchtbar er die Pranken,
Und wo sein Flammenathem weht,
Muß Feind und Mauer wanken.
Dem Fuchs entwindet er das Beil,
Das Wappen birst. -- Heil, Leue, Heil!
Du hast den Sieg behalten! --
Das Angstgeschrei durchgellt das Rund,
Die Weiber auf den Knieen,
Sie jammern laut mit bleichem Mund:
"Wohin, wohin entfliehen?!"
Einbricht der Feind; an Wunden schwer,
Noch in der Brust den scharfen Speer,
Sinkt Henno bleich zusammen.
Der Frankensteiner bei ihm kniet
Und hält ihn in den Armen,
Den Stahl er aus der Wunde zieht
In christlichem Erbarmen
Und rufet laut: "Den Kampf stellt ein,
Kein Mann mehr soll gefället sein,
Es ſtürmt der Feinde Troß.
Der Junker Beilſtein hebt die Fauſt
In wildem Fluch. Es kracht und ſauſt,
Es berſten Schloß und Riegel;
Die Flamme loht zum Himmel auf,
Es wettert an den Wällen,
Die Schwerter klirren wild im Hauf,
Manch ſtolzen Wuchs zu fällen.
Dem Frankenſteiner Leuen droht
Gar oftmals bitt're Todesnoth,
Er brüllt aus blut'gem Rachen;
Doch kühn gereckt, zum Sprung geſtreckt,
Hebt furchtbar er die Pranken,
Und wo ſein Flammenathem weht,
Muß Feind und Mauer wanken.
Dem Fuchs entwindet er das Beil,
Das Wappen birſt. — Heil, Leue, Heil!
Du haſt den Sieg behalten! —
Das Angſtgeſchrei durchgellt das Rund,
Die Weiber auf den Knieen,
Sie jammern laut mit bleichem Mund:
„Wohin, wohin entfliehen?!“
Einbricht der Feind; an Wunden ſchwer,
Noch in der Bruſt den ſcharfen Speer,
Sinkt Henno bleich zuſammen.
Der Frankenſteiner bei ihm kniet
Und hält ihn in den Armen,
Den Stahl er aus der Wunde zieht
In chriſtlichem Erbarmen
Und rufet laut: „Den Kampf ſtellt ein,
Kein Mann mehr ſoll gefället ſein,
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[56/0070] Es ſtürmt der Feinde Troß. Der Junker Beilſtein hebt die Fauſt In wildem Fluch. Es kracht und ſauſt, Es berſten Schloß und Riegel; Die Flamme loht zum Himmel auf, Es wettert an den Wällen, Die Schwerter klirren wild im Hauf, Manch ſtolzen Wuchs zu fällen. Dem Frankenſteiner Leuen droht Gar oftmals bitt're Todesnoth, Er brüllt aus blut'gem Rachen; Doch kühn gereckt, zum Sprung geſtreckt, Hebt furchtbar er die Pranken, Und wo ſein Flammenathem weht, Muß Feind und Mauer wanken. Dem Fuchs entwindet er das Beil, Das Wappen birſt. — Heil, Leue, Heil! Du haſt den Sieg behalten! — Das Angſtgeſchrei durchgellt das Rund, Die Weiber auf den Knieen, Sie jammern laut mit bleichem Mund: „Wohin, wohin entfliehen?!“ Einbricht der Feind; an Wunden ſchwer, Noch in der Bruſt den ſcharfen Speer, Sinkt Henno bleich zuſammen. Der Frankenſteiner bei ihm kniet Und hält ihn in den Armen, Den Stahl er aus der Wunde zieht In chriſtlichem Erbarmen Und rufet laut: „Den Kampf ſtellt ein, Kein Mann mehr ſoll gefället ſein,

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Zitationshilfe: Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eschstruth_katz_1886/70>, abgerufen am 21.11.2024.