vorigen königes in Preussen Fridrich Willhelms eingerichtet werden, besage dessen lebens s. 887 fg. von 1735, 8. Sie geben einen umsturz für die rentkammern ab, der leib und lebens gefar, eines theuresten regenten nicht zu gedenken. Man rech- ne nur bei der parforce-jagt die bedinten, und zäle den aufwand für die pferde, die hunde, die ge- bäude dafür, die besonders eingerichteten hunde- lager für die hunde und hündinnen, die zwinger- anrichtung zum spazir-gange der hunde, deren aderlaß und purgirung, die bähung der ermüde- ten pferde und hunden etc. Die unterhaltung der säugenden bauer-hündinnen für die jungen par- force-hunde etc. so lässet sich summa summarum leichtlich zihen: rentkammer einname 100,000 fl. jagt-ausgaben 150,000 fl. woraus sich dann der schlüssel darleget: warum bei Reichs-hofrate man so vile aufschriften: in betreff schulden-wesens etc. findet. Den erstaunlichen aufwand der parforce- jagt kan man aus dem Döbel am a. o. abnemen.
§ 2548
Wogegen der einwand nichts verfänget, daßdas land hat von den jagten kei- nen nuzen. durch die jagt-ausgaben das gelt im lande bleibe, folglich das land nicht ärmer werde. Allein die erfarung widerleget dieses offenbar. Denn mehr ausgaben, als die landeskräfte ertragen können, ist iederzeit ein überspannetes wesen, dessen ende nur entkräftete untertanen darstellet.
§ 2549
Um die parforce-jagt lächerlich zu machen, hat der könig Ludewig XIIII in Frankreich dem Mo- liere zu den facheux und deren sibenten auftritte den stoff gegeben.
Von
vom jagt-regale.
vorigen koͤniges in Preuſſen Fridrich Willhelms eingerichtet werden, beſage deſſen lebens ſ. 887 fg. von 1735, 8. Sie geben einen umſturz fuͤr die rentkammern ab, der leib und lebens gefar, eines theureſten regenten nicht zu gedenken. Man rech- ne nur bei der parforce-jagt die bedinten, und zaͤle den aufwand fuͤr die pferde, die hunde, die ge- baͤude dafuͤr, die beſonders eingerichteten hunde- lager fuͤr die hunde und huͤndinnen, die zwinger- anrichtung zum ſpazir-gange der hunde, deren aderlaß und purgirung, die baͤhung der ermuͤde- ten pferde und hunden ꝛc. Die unterhaltung der ſaͤugenden bauer-huͤndinnen fuͤr die jungen par- force-hunde ꝛc. ſo laͤſſet ſich ſumma ſummarum leichtlich zihen: rentkammer einname 100,000 fl. jagt-ausgaben 150,000 fl. woraus ſich dann der ſchluͤſſel darleget: warum bei Reichs-hofrate man ſo vile aufſchriften: in betreff ſchulden-weſens ꝛc. findet. Den erſtaunlichen aufwand der parforce- jagt kan man aus dem Doͤbel am a. o. abnemen.
§ 2548
Wogegen der einwand nichts verfaͤnget, daßdas land hat von den jagten kei- nen nuzen. durch die jagt-ausgaben das gelt im lande bleibe, folglich das land nicht aͤrmer werde. Allein die erfarung widerleget dieſes offenbar. Denn mehr ausgaben, als die landeskraͤfte ertragen koͤnnen, iſt iederzeit ein uͤberſpannetes weſen, deſſen ende nur entkraͤftete untertanen darſtellet.
§ 2549
Um die parforce-jagt laͤcherlich zu machen, hat der koͤnig Ludewig XIIII in Frankreich dem Mo- liere zu den facheux und deren ſibenten auftritte den ſtoff gegeben.
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vom jagt-regale.
vorigen koͤniges in Preuſſen Fridrich Willhelms
eingerichtet werden, beſage deſſen lebens ſ. 887 fg.
von 1735, 8. Sie geben einen umſturz fuͤr die
rentkammern ab, der leib und lebens gefar, eines
theureſten regenten nicht zu gedenken. Man rech-
ne nur bei der parforce-jagt die bedinten, und zaͤle
den aufwand fuͤr die pferde, die hunde, die ge-
baͤude dafuͤr, die beſonders eingerichteten hunde-
lager fuͤr die hunde und huͤndinnen, die zwinger-
anrichtung zum ſpazir-gange der hunde, deren
aderlaß und purgirung, die baͤhung der ermuͤde-
ten pferde und hunden ꝛc. Die unterhaltung der
ſaͤugenden bauer-huͤndinnen fuͤr die jungen par-
force-hunde ꝛc. ſo laͤſſet ſich ſumma ſummarum
leichtlich zihen: rentkammer einname 100,000 fl.
jagt-ausgaben 150,000 fl. woraus ſich dann der
ſchluͤſſel darleget: warum bei Reichs-hofrate man
ſo vile aufſchriften: in betreff ſchulden-weſens ꝛc.
findet. Den erſtaunlichen aufwand der parforce-
jagt kan man aus dem Doͤbel am a. o. abnemen.
§ 2548
Wogegen der einwand nichts verfaͤnget, daß
durch die jagt-ausgaben das gelt im lande bleibe,
folglich das land nicht aͤrmer werde. Allein die
erfarung widerleget dieſes offenbar. Denn mehr
ausgaben, als die landeskraͤfte ertragen koͤnnen,
iſt iederzeit ein uͤberſpannetes weſen, deſſen ende
nur entkraͤftete untertanen darſtellet.
das land
hat von den
jagten kei-
nen nuzen.
§ 2549
Um die parforce-jagt laͤcherlich zu machen, hat
der koͤnig Ludewig XIIII in Frankreich dem Mo-
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 1019. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/1031>, abgerufen am 22.11.2024.
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