Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.LXII haubtstück Eine schlägerei im walde gehöre zur erkenntniß desforst-amtes. Ein gewisser Ober-Rheinischer Reichs- und kreis-stand verfolgete einen missetäter, der bisher ein streichender jäger-bursch gewesen war. Er versicherte sich desselben in des andern herrns landen nach inhalt der Ober-Rheinischen kreis-verordnung, und tat dem beamten des or- tes die anzeige davon. Diser war willig und be- richtete den vorfall wegen der ausliferung an seine vorgesezte landes-regirung. Indeß erfur das unerlaubter eingriff und nötig gewe- ste ersuchung zur hülfe rechtens.benachbarte forst-amt disen handel. Es gab be- fel disen gefangenen sofort zum forstamte zu brin- gen. Hirdurch war das fürhaben vereitelt. Die regirung feierte nicht. Das forst-amt spigelte vor: der verhaftete wäre der wild-diberei halben verdächtig; jedoch da nichts auf ihn zu bringen stünde, wollte es den missethäter abfolgen lassen, gegen bezalung der unkosten von 31 fl. 12 alb. Die rechnung vom 8ten julius 1756 war dise: 1) für 6 manne land-soldaten 2 fl. 2) den 9 land- soldaten, täglich iedem 10 alb, 12 fl., 3) dem serganten 2 fl., 4) dem boten, der auf des forst- amtes befehl das commando aufbieten müssen 10 alb., 5) dem boten an die landes-regirung 18 alb., 6) disen an wartgelte 15 alb., 7) dem forst-amtsdiner 15 alb., 8) für zerung des misse- täters 4 fl. 26 alb., 9) dem gastwirte, wo der verbrecher abgeholet wurde 1 fl. 28 alb., 10) den n. 8 mannen 1 fl. 10 alb., 11) dem beamten für ritte und bemühung 5 fl. 10 alb., zusammen 31 fl. 12 alb. Die rechts-collegia können hieraus lernen, was Drei
LXII haubtſtuͤck Eine ſchlaͤgerei im walde gehoͤre zur erkenntniß desforſt-amtes. Ein gewiſſer Ober-Rheiniſcher Reichs- und kreis-ſtand verfolgete einen miſſetaͤter, der bisher ein ſtreichender jaͤger-burſch geweſen war. Er verſicherte ſich deſſelben in des andern herrns landen nach inhalt der Ober-Rheiniſchen kreis-verordnung, und tat dem beamten des or- tes die anzeige davon. Diſer war willig und be- richtete den vorfall wegen der ausliferung an ſeine vorgeſezte landes-regirung. Indeß erfur das unerlaubter eingriff und noͤtig gewe- ſte erſuchung zur huͤlfe rechtens.benachbarte forſt-amt diſen handel. Es gab be- fel diſen gefangenen ſofort zum forſtamte zu brin- gen. Hirdurch war das fuͤrhaben vereitelt. Die regirung feierte nicht. Das forſt-amt ſpigelte vor: der verhaftete waͤre der wild-diberei halben verdaͤchtig; jedoch da nichts auf ihn zu bringen ſtuͤnde, wollte es den miſſethaͤter abfolgen laſſen, gegen bezalung der unkoſten von 31 fl. 12 alb. Die rechnung vom 8ten julius 1756 war diſe: 1) fuͤr 6 manne land-ſoldaten 2 fl. 2) den 9 land- ſoldaten, taͤglich iedem 10 alb, 12 fl., 3) dem ſerganten 2 fl., 4) dem boten, der auf des forſt- amtes befehl das commando aufbieten muͤſſen 10 alb., 5) dem boten an die landes-regirung 18 alb., 6) diſen an wartgelte 15 alb., 7) dem forſt-amtsdiner 15 alb., 8) fuͤr zerung des miſſe- taͤters 4 fl. 26 alb., 9) dem gaſtwirte, wo der verbrecher abgeholet wurde 1 fl. 28 alb., 10) den n. 8 mannen 1 fl. 10 alb., 11) dem beamten fuͤr ritte und bemuͤhung 5 fl. 10 alb., zuſammen 31 fl. 12 alb. Die rechts-collegia koͤnnen hieraus lernen, was Drei
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f1040" n="1028"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXII</hi> haubtſtuͤck</hi></fw><lb/> Eine ſchlaͤgerei im walde gehoͤre zur erkenntniß des<lb/> forſt-amtes. Ein gewiſſer Ober-Rheiniſcher<lb/> Reichs- und kreis-ſtand verfolgete einen miſſetaͤter,<lb/> der bisher ein ſtreichender jaͤger-burſch geweſen<lb/> war. Er verſicherte ſich deſſelben in des andern<lb/> herrns landen nach inhalt der Ober-Rheiniſchen<lb/> kreis-verordnung, und tat dem beamten des or-<lb/> tes die anzeige davon. Diſer war willig und be-<lb/> richtete den vorfall wegen der ausliferung an ſeine<lb/> vorgeſezte landes-regirung. Indeß erfur das<lb/><note place="left">unerlaubter<lb/> eingriff und<lb/> noͤtig gewe-<lb/> ſte erſuchung<lb/> zur huͤlfe<lb/> rechtens.</note>benachbarte forſt-amt diſen handel. Es gab be-<lb/> fel diſen gefangenen ſofort zum forſtamte zu brin-<lb/> gen. Hirdurch war das fuͤrhaben vereitelt. Die<lb/> regirung feierte nicht. Das forſt-amt ſpigelte<lb/> vor: der verhaftete waͤre der wild-diberei halben<lb/> verdaͤchtig; jedoch da nichts auf ihn zu bringen<lb/> ſtuͤnde, wollte es den miſſethaͤter abfolgen laſſen,<lb/> gegen bezalung der unkoſten von 31 fl. 12 alb.<lb/> Die rechnung vom 8ten julius 1756 war diſe:<lb/> 1) fuͤr 6 manne land-ſoldaten 2 fl. 2) den 9 land-<lb/> ſoldaten, taͤglich iedem 10 alb, 12 fl., 3) dem<lb/> ſerganten 2 fl., 4) dem boten, der auf des forſt-<lb/> amtes befehl das commando aufbieten muͤſſen<lb/> 10 alb., 5) dem boten an die landes-regirung<lb/> 18 alb., 6) diſen an wartgelte 15 alb., 7) dem<lb/> forſt-amtsdiner 15 alb., 8) fuͤr zerung des miſſe-<lb/> taͤters 4 fl. 26 alb., 9) dem gaſtwirte, wo der<lb/> verbrecher abgeholet wurde 1 fl. 28 alb., 10) den<lb/> n. 8 mannen 1 fl. 10 alb., 11) dem beamten fuͤr<lb/> ritte und bemuͤhung 5 fl. 10 alb., zuſammen<lb/> 31 fl. 12 alb.</p><lb/> <p>Die rechts-collegia koͤnnen hieraus lernen, was<lb/> diſe neue forſt-gerichtsbarkeit ſey? Nimand wuͤr-<lb/> de ſich verwundert haben, wenn diſe anmaßung<lb/> beſtrafet und das forſt-amt wegen der unnoͤtigen<lb/> koſten zu deren erſtattung verurteilet worden waͤre.</p> </div> </div> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Drei</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [1028/1040]
LXII haubtſtuͤck
Eine ſchlaͤgerei im walde gehoͤre zur erkenntniß des
forſt-amtes. Ein gewiſſer Ober-Rheiniſcher
Reichs- und kreis-ſtand verfolgete einen miſſetaͤter,
der bisher ein ſtreichender jaͤger-burſch geweſen
war. Er verſicherte ſich deſſelben in des andern
herrns landen nach inhalt der Ober-Rheiniſchen
kreis-verordnung, und tat dem beamten des or-
tes die anzeige davon. Diſer war willig und be-
richtete den vorfall wegen der ausliferung an ſeine
vorgeſezte landes-regirung. Indeß erfur das
benachbarte forſt-amt diſen handel. Es gab be-
fel diſen gefangenen ſofort zum forſtamte zu brin-
gen. Hirdurch war das fuͤrhaben vereitelt. Die
regirung feierte nicht. Das forſt-amt ſpigelte
vor: der verhaftete waͤre der wild-diberei halben
verdaͤchtig; jedoch da nichts auf ihn zu bringen
ſtuͤnde, wollte es den miſſethaͤter abfolgen laſſen,
gegen bezalung der unkoſten von 31 fl. 12 alb.
Die rechnung vom 8ten julius 1756 war diſe:
1) fuͤr 6 manne land-ſoldaten 2 fl. 2) den 9 land-
ſoldaten, taͤglich iedem 10 alb, 12 fl., 3) dem
ſerganten 2 fl., 4) dem boten, der auf des forſt-
amtes befehl das commando aufbieten muͤſſen
10 alb., 5) dem boten an die landes-regirung
18 alb., 6) diſen an wartgelte 15 alb., 7) dem
forſt-amtsdiner 15 alb., 8) fuͤr zerung des miſſe-
taͤters 4 fl. 26 alb., 9) dem gaſtwirte, wo der
verbrecher abgeholet wurde 1 fl. 28 alb., 10) den
n. 8 mannen 1 fl. 10 alb., 11) dem beamten fuͤr
ritte und bemuͤhung 5 fl. 10 alb., zuſammen
31 fl. 12 alb.
unerlaubter
eingriff und
noͤtig gewe-
ſte erſuchung
zur huͤlfe
rechtens.
Die rechts-collegia koͤnnen hieraus lernen, was
diſe neue forſt-gerichtsbarkeit ſey? Nimand wuͤr-
de ſich verwundert haben, wenn diſe anmaßung
beſtrafet und das forſt-amt wegen der unnoͤtigen
koſten zu deren erſtattung verurteilet worden waͤre.
Drei
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |