eines kleinen teiches. Bald sihet man im stolle das wasser gleich einem reisenden kleinen bächlein rinnen. Bald erblicket man eine halb, bald eine wenig geöfnete thüre, wodurch das wetter, oder die luft ins bergwerk gebracht wird; in betracht sonst die lichter der bergleute erlöschen würden. Sodann steiget man auf nicht gar zu hohen lei- tern hir und dahin, wo die bergleute, die bald auf dem rücken, bald auf dem bauche, bald auf der seite, bald gekrümmet, bald kniende ligen, bald sizende arbeiten.
§ 2724
Der geneigte leser wird in den gedanken inswie einzu- faren ist? bergwerk vorm Claustale eine halbe virtelstunde davon, mit einfaren. Nach angezogenen berg- kleidern färet man ein. Zwene steiger und ein geschworner haben ire lampen. Die straße färet man durch, das ist, durch alle gänge und gruben dises schachtes. Die bergleute sind in boren be- griffen. Sie schüßen und sprengen. Dise mühe erinnert den zuschauer an die grosen kosten und gefar, die stollen, wasser-künste, das sprissen ver- mittels einer erschröcklichen menge holzes und gro- ser bäume. Den bergman sihet man, nach ge- troffener ader, ein stück etwa dreier bis vire ellen in der runde rings herum loshauen, oder vilmer abkippen. Nach disem wird hinten durch die bo-der borer gattungen, rer ein loch, nach befinden etwa zwo ellen tif ge- macht. Die borer sind dreierlei gattung. Einer ist immer länger und dünner, als der andre. Der borer ist etwa eines zolles dick, und der kleineste ist zwo ellen lange. Sie bestehen aus runden ei- sernen stangen, welche unten in eine mit viren scharfen ecken zulaufende spize gehen. Ein berg- mann hält solche. Ein anderer treibet sie mit unzäligen schlägen hinein. Hirzu werden unge-
fehr
von dem bergwerks-regale.
eines kleinen teiches. Bald ſihet man im ſtolle das waſſer gleich einem reiſenden kleinen baͤchlein rinnen. Bald erblicket man eine halb, bald eine wenig geoͤfnete thuͤre, wodurch das wetter, oder die luft ins bergwerk gebracht wird; in betracht ſonſt die lichter der bergleute erloͤſchen wuͤrden. Sodann ſteiget man auf nicht gar zu hohen lei- tern hir und dahin, wo die bergleute, die bald auf dem ruͤcken, bald auf dem bauche, bald auf der ſeite, bald gekruͤmmet, bald kniende ligen, bald ſizende arbeiten.
§ 2724
Der geneigte leſer wird in den gedanken inswie einzu- faren iſt? bergwerk vorm Claustale eine halbe virtelſtunde davon, mit einfaren. Nach angezogenen berg- kleidern faͤret man ein. Zwene ſteiger und ein geſchworner haben ire lampen. Die ſtraße faͤret man durch, das iſt, durch alle gaͤnge und gruben diſes ſchachtes. Die bergleute ſind in boren be- griffen. Sie ſchuͤßen und ſprengen. Diſe muͤhe erinnert den zuſchauer an die groſen koſten und gefar, die ſtollen, waſſer-kuͤnſte, das ſpriſſen ver- mittels einer erſchroͤcklichen menge holzes und gro- ſer baͤume. Den bergman ſihet man, nach ge- troffener ader, ein ſtuͤck etwa dreier bis vire ellen in der runde rings herum loshauen, oder vilmer abkippen. Nach diſem wird hinten durch die bo-der borer gattungen, rer ein loch, nach befinden etwa zwo ellen tif ge- macht. Die borer ſind dreierlei gattung. Einer iſt immer laͤnger und duͤnner, als der andre. Der borer iſt etwa eines zolles dick, und der kleineſte iſt zwo ellen lange. Sie beſtehen aus runden ei- ſernen ſtangen, welche unten in eine mit viren ſcharfen ecken zulaufende ſpize gehen. Ein berg- mann haͤlt ſolche. Ein anderer treibet ſie mit unzaͤligen ſchlaͤgen hinein. Hirzu werden unge-
fehr
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von dem bergwerks-regale.
eines kleinen teiches. Bald ſihet man im ſtolle
das waſſer gleich einem reiſenden kleinen baͤchlein
rinnen. Bald erblicket man eine halb, bald eine
wenig geoͤfnete thuͤre, wodurch das wetter, oder
die luft ins bergwerk gebracht wird; in betracht
ſonſt die lichter der bergleute erloͤſchen wuͤrden.
Sodann ſteiget man auf nicht gar zu hohen lei-
tern hir und dahin, wo die bergleute, die bald
auf dem ruͤcken, bald auf dem bauche, bald auf
der ſeite, bald gekruͤmmet, bald kniende ligen,
bald ſizende arbeiten.
§ 2724
Der geneigte leſer wird in den gedanken ins
bergwerk vorm Claustale eine halbe virtelſtunde
davon, mit einfaren. Nach angezogenen berg-
kleidern faͤret man ein. Zwene ſteiger und ein
geſchworner haben ire lampen. Die ſtraße faͤret
man durch, das iſt, durch alle gaͤnge und gruben
diſes ſchachtes. Die bergleute ſind in boren be-
griffen. Sie ſchuͤßen und ſprengen. Diſe muͤhe
erinnert den zuſchauer an die groſen koſten und
gefar, die ſtollen, waſſer-kuͤnſte, das ſpriſſen ver-
mittels einer erſchroͤcklichen menge holzes und gro-
ſer baͤume. Den bergman ſihet man, nach ge-
troffener ader, ein ſtuͤck etwa dreier bis vire ellen
in der runde rings herum loshauen, oder vilmer
abkippen. Nach diſem wird hinten durch die bo-
rer ein loch, nach befinden etwa zwo ellen tif ge-
macht. Die borer ſind dreierlei gattung. Einer
iſt immer laͤnger und duͤnner, als der andre. Der
borer iſt etwa eines zolles dick, und der kleineſte
iſt zwo ellen lange. Sie beſtehen aus runden ei-
ſernen ſtangen, welche unten in eine mit viren
ſcharfen ecken zulaufende ſpize gehen. Ein berg-
mann haͤlt ſolche. Ein anderer treibet ſie mit
unzaͤligen ſchlaͤgen hinein. Hirzu werden unge-
fehr
wie einzu-
faren iſt?
der borer
gattungen,
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 1087. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/1099>, abgerufen am 22.11.2024.
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