der tife haubt- und erb-stollen, merere gerechtsa- men hat. Der erb-stolle ist, welcher so tif, als möglich ist, mit seiner rösche und wasser seige her- an geholet ist, so, daß er das tifeste des gebürges aufschlüsset, und, nach gelegenheit, keiner unter ihm mit einem stolln ansezen kan. Zehne lachter und eine spanne unterm rasen seiger kommen, heist eine erb-stolln.
§ 2763
die freihei- ten des erb- stollus.
Die freiheiten des erb-stollns sind: I) von ieder zeche, der dadurch das wasser benommen wird, das neuntel; II) der stolln-hieb. Diser bestehet darin, wenn er erzt antrift, derselbe 5 1/4 lachter über sich, von der wasser seige an, und 1/2 lachter von der weite das erzt weghauen darf. Hätte es aber der stöllner versehen, und seine was- ser-rösche nicht tif genug heran geholet, auch schon unter gekrochen wäre, d. i. schon unter der erden arbeitete; so mag er solche nicht nachholen, son- dern, wenn ein anderer kömmt, und neben ihm einen stolln tifer heran holet, mithin den ersten auserbet, ist er der erbstolln-freiheit verlustig, und wird zum tage-stöllner. Weiter gehöret zu den erbstolln-rechten, daß, wofern er auf ungemutete, folglich bergfreie gänge kommet, welche erzt füren, der stöllner, sonder vorhergegangene mutung, vir- tehalb lachter im hangenden, und eben so vil im ligenden, das erzt aushauen darf, Lehmann s. 186 fg.
§ 2764
wie es bei den stolln gehalten wird?
Gemeiniglich ist der landesherr bei treibung der haubtstolln selbst der stöllner. Dises erleichtert den bergbau ungemein. Gleichwol kommet das meiste auf den haubtstolln mit an. Die übrigen stolln leisten ire dinste nicht lang, und werden gar geschwinde durchsunken. Daher sie auch grose
vorteile
LXIII haubtſtuͤck
der tife haubt- und erb-ſtollen, merere gerechtſa- men hat. Der erb-ſtolle iſt, welcher ſo tif, als moͤglich iſt, mit ſeiner roͤſche und waſſer ſeige her- an geholet iſt, ſo, daß er das tifeſte des gebuͤrges aufſchluͤſſet, und, nach gelegenheit, keiner unter ihm mit einem ſtolln anſezen kan. Zehne lachter und eine ſpanne unterm raſen ſeiger kommen, heiſt eine erb-ſtolln.
§ 2763
die freihei- ten des erb- ſtollus.
Die freiheiten des erb-ſtollns ſind: I) von ieder zeche, der dadurch das waſſer benommen wird, das neuntel; II) der ſtolln-hieb. Diſer beſtehet darin, wenn er erzt antrift, derſelbe 5 ¼ lachter uͤber ſich, von der waſſer ſeige an, und ½ lachter von der weite das erzt weghauen darf. Haͤtte es aber der ſtoͤllner verſehen, und ſeine waſ- ſer-roͤſche nicht tif genug heran geholet, auch ſchon unter gekrochen waͤre, d. i. ſchon unter der erden arbeitete; ſo mag er ſolche nicht nachholen, ſon- dern, wenn ein anderer koͤmmt, und neben ihm einen ſtolln tifer heran holet, mithin den erſten auserbet, iſt er der erbſtolln-freiheit verluſtig, und wird zum tage-ſtoͤllner. Weiter gehoͤret zu den erbſtolln-rechten, daß, wofern er auf ungemutete, folglich bergfreie gaͤnge kommet, welche erzt fuͤren, der ſtoͤllner, ſonder vorhergegangene mutung, vir- tehalb lachter im hangenden, und eben ſo vil im ligenden, das erzt aushauen darf, Lehmann ſ. 186 fg.
§ 2764
wie es bei den ſtolln gehalten wird?
Gemeiniglich iſt der landesherr bei treibung der haubtſtolln ſelbſt der ſtoͤllner. Diſes erleichtert den bergbau ungemein. Gleichwol kommet das meiſte auf den haubtſtolln mit an. Die uͤbrigen ſtolln leiſten ire dinſte nicht lang, und werden gar geſchwinde durchſunken. Daher ſie auch groſe
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LXIII haubtſtuͤck
der tife haubt- und erb-ſtollen, merere gerechtſa-
men hat. Der erb-ſtolle iſt, welcher ſo tif, als
moͤglich iſt, mit ſeiner roͤſche und waſſer ſeige her-
an geholet iſt, ſo, daß er das tifeſte des gebuͤrges
aufſchluͤſſet, und, nach gelegenheit, keiner unter
ihm mit einem ſtolln anſezen kan. Zehne lachter
und eine ſpanne unterm raſen ſeiger kommen, heiſt
eine erb-ſtolln.
§ 2763
Die freiheiten des erb-ſtollns ſind: I) von
ieder zeche, der dadurch das waſſer benommen
wird, das neuntel; II) der ſtolln-hieb. Diſer
beſtehet darin, wenn er erzt antrift, derſelbe 5 ¼
lachter uͤber ſich, von der waſſer ſeige an, und
½ lachter von der weite das erzt weghauen darf.
Haͤtte es aber der ſtoͤllner verſehen, und ſeine waſ-
ſer-roͤſche nicht tif genug heran geholet, auch ſchon
unter gekrochen waͤre, d. i. ſchon unter der erden
arbeitete; ſo mag er ſolche nicht nachholen, ſon-
dern, wenn ein anderer koͤmmt, und neben ihm
einen ſtolln tifer heran holet, mithin den erſten
auserbet, iſt er der erbſtolln-freiheit verluſtig, und
wird zum tage-ſtoͤllner. Weiter gehoͤret zu den
erbſtolln-rechten, daß, wofern er auf ungemutete,
folglich bergfreie gaͤnge kommet, welche erzt fuͤren,
der ſtoͤllner, ſonder vorhergegangene mutung, vir-
tehalb lachter im hangenden, und eben ſo vil im
ligenden, das erzt aushauen darf, Lehmann
ſ. 186 fg.
§ 2764
Gemeiniglich iſt der landesherr bei treibung der
haubtſtolln ſelbſt der ſtoͤllner. Diſes erleichtert
den bergbau ungemein. Gleichwol kommet das
meiſte auf den haubtſtolln mit an. Die uͤbrigen
ſtolln leiſten ire dinſte nicht lang, und werden gar
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 1104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/1116>, abgerufen am 23.11.2024.
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