Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

von den freien bauern.
wiewohl solche beschwerungen auch durch ein ge-
ding übernommen werden können.

§ 437

Wir wollen nun ihren zustand und bosheitdie sprüch-
wörter von
den bauern.

einzusehen verschiedene sprüchwörter bemerken; - -
Da spricht der bauer:

"Das muß Gott walten,
"muß ich diese alle erhalten,
"so geb ich mich gedultig drein,
"und will es so zufriden seyn,
Pistorius

cent. 1 par. 28 s. 38 "dem bauer gehöret haferstroh,
Pistorius cent. 2 par. 59 s. 202 "in Westfalen
"gibt man dem bauer weiter nichts, als einen zwil-
"ligern rok, ein hölzern paar schuhe und pomperni-
"kel; wenn ein anderer reitet oder fähret, da kan
"der bauer wohl zu fuß gehen, oder auf des schu-
"sters rappen reiten. Den bauern ist gut pfeiffen.
"Ein bauer ist ein lauer, der bei vielem gut, thut
"Gott und seinem herrn selten gut. Hinter sich
"hinaus tragen die bauern ihre spieße. Ferner, wer
"bauern verderben will, muß bauern mit darzu neh-
"men. Weiter: wenn der bauer nicht muß, reget er
"weder hand noch fuß Pistorius cent. II par. 60-65,
cent. VI par. 91. "Verdorbene bauern geben gu-
"te hof- und schiermeister ab, cent. V, par. 13 s. 314,
"Es mag leicht seyn, daß es ein bauer lobet, cent. VII
par. 29. "Laß du den bauer bei dem pfluge: der
"bauer ist gut genug. Der bauer muß alle ernären
"helfen. Auf dem bauer reitet iedermann.

Sech-
M 2

von den freien bauern.
wiewohl ſolche beſchwerungen auch durch ein ge-
ding uͤbernommen werden koͤnnen.

§ 437

Wir wollen nun ihren zuſtand und bosheitdie ſpruͤch-
woͤrter von
den baueꝛn.

einzuſehen verſchiedene ſpruͤchwoͤrter bemerken; ‒ ‒
Da ſpricht der bauer:

„Das muß Gott walten,
„muß ich dieſe alle erhalten,
„ſo geb ich mich gedultig drein,
„und will es ſo zufriden ſeyn,
Piſtorius

cent. 1 par. 28 ſ. 38 „dem bauer gehoͤret haferſtroh,
Piſtorius cent. 2 par. 59 ſ. 202 „in Weſtfalen
„gibt man dem bauer weiter nichts, als einen zwil-
„ligern rok, ein hoͤlzern paar ſchuhe und pomperni-
„kel; wenn ein anderer reitet oder faͤhret, da kan
„der bauer wohl zu fuß gehen, oder auf des ſchu-
„ſters rappen reiten. Den bauern iſt gut pfeiffen.
„Ein bauer iſt ein lauer, der bei vielem gut, thut
„Gott und ſeinem herrn ſelten gut. Hinter ſich
„hinaus tragen die bauern ihre ſpieße. Ferner, wer
„bauern verderben will, muß bauern mit darzu neh-
„men. Weiter: wenn der bauer nicht muß, reget er
„weder hand noch fuß Piſtorius cent. II par. 60-65,
cent. VI par. 91. „Verdorbene bauern geben gu-
„te hof- und ſchiermeiſter ab, cent. V, par. 13 ſ. 314,
„Es mag leicht ſeyn, daß es ein bauer lobet, cent. VII
par. 29. „Laß du den bauer bei dem pfluge: der
„bauer iſt gut genug. Der bauer muß alle ernaͤren
„helfen. Auf dem bauer reitet iedermann.

Sech-
M 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0191" n="179"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den freien bauern.</hi></fw><lb/>
wiewohl &#x017F;olche be&#x017F;chwerungen auch durch ein ge-<lb/>
ding u&#x0364;bernommen werden ko&#x0364;nnen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 437</head><lb/>
          <p>Wir wollen nun ihren zu&#x017F;tand und bosheit<note place="right">die &#x017F;pru&#x0364;ch-<lb/>
wo&#x0364;rter von<lb/>
den baue&#xA75B;n.</note><lb/>
einzu&#x017F;ehen ver&#x017F;chiedene &#x017F;pru&#x0364;chwo&#x0364;rter bemerken; &#x2012; &#x2012;<lb/>
Da &#x017F;pricht der bauer:</p><lb/>
          <cit>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l>&#x201E;Das muß Gott walten,</l><lb/>
                <l>&#x201E;muß ich die&#x017F;e alle erhalten,</l><lb/>
                <l>&#x201E;&#x017F;o geb ich mich gedultig drein,</l><lb/>
                <l>&#x201E;und will es &#x017F;o zufriden &#x017F;eyn,</l>
              </lg>
            </quote>
            <bibl> <hi rendition="#fr">Pi&#x017F;torius</hi> </bibl>
          </cit><lb/>
          <p>cent. 1 par. 28 &#x017F;. 38 &#x201E;dem bauer geho&#x0364;ret hafer&#x017F;troh,<lb/><hi rendition="#fr">Pi&#x017F;torius</hi> cent. 2 par. 59 &#x017F;. 202 &#x201E;in We&#x017F;tfalen<lb/>
&#x201E;gibt man dem bauer weiter nichts, als einen zwil-<lb/>
&#x201E;ligern rok, ein ho&#x0364;lzern paar &#x017F;chuhe und pomperni-<lb/>
&#x201E;kel; wenn ein anderer reitet oder fa&#x0364;hret, da kan<lb/>
&#x201E;der bauer wohl zu fuß gehen, oder auf des &#x017F;chu-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ters rappen reiten. Den bauern i&#x017F;t gut pfeiffen.<lb/>
&#x201E;Ein bauer i&#x017F;t ein lauer, der bei vielem gut, thut<lb/>
&#x201E;Gott und &#x017F;einem herrn &#x017F;elten gut. Hinter &#x017F;ich<lb/>
&#x201E;hinaus tragen die bauern ihre &#x017F;pieße. Ferner, wer<lb/>
&#x201E;bauern verderben will, muß bauern mit darzu neh-<lb/>
&#x201E;men. Weiter: wenn der bauer nicht muß, reget er<lb/>
&#x201E;weder hand noch fuß <hi rendition="#fr">Pi&#x017F;torius</hi> cent. <hi rendition="#aq">II</hi> par. 60-65,<lb/>
cent. <hi rendition="#aq">VI</hi> par. 91. &#x201E;Verdorbene bauern geben gu-<lb/>
&#x201E;te hof- und &#x017F;chiermei&#x017F;ter ab, cent. <hi rendition="#aq">V</hi>, par. 13 &#x017F;. 314,<lb/>
&#x201E;Es mag leicht &#x017F;eyn, daß es ein bauer lobet, cent. <hi rendition="#aq">VII</hi><lb/>
par. 29. &#x201E;Laß du den bauer bei dem pfluge: der<lb/>
&#x201E;bauer i&#x017F;t gut genug. Der bauer muß alle erna&#x0364;ren<lb/>
&#x201E;helfen. Auf dem bauer reitet iedermann.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">M 2</hi> </fw>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Sech-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0191] von den freien bauern. wiewohl ſolche beſchwerungen auch durch ein ge- ding uͤbernommen werden koͤnnen. § 437 Wir wollen nun ihren zuſtand und bosheit einzuſehen verſchiedene ſpruͤchwoͤrter bemerken; ‒ ‒ Da ſpricht der bauer: die ſpruͤch- woͤrter von den baueꝛn. „Das muß Gott walten, „muß ich dieſe alle erhalten, „ſo geb ich mich gedultig drein, „und will es ſo zufriden ſeyn, Piſtorius cent. 1 par. 28 ſ. 38 „dem bauer gehoͤret haferſtroh, Piſtorius cent. 2 par. 59 ſ. 202 „in Weſtfalen „gibt man dem bauer weiter nichts, als einen zwil- „ligern rok, ein hoͤlzern paar ſchuhe und pomperni- „kel; wenn ein anderer reitet oder faͤhret, da kan „der bauer wohl zu fuß gehen, oder auf des ſchu- „ſters rappen reiten. Den bauern iſt gut pfeiffen. „Ein bauer iſt ein lauer, der bei vielem gut, thut „Gott und ſeinem herrn ſelten gut. Hinter ſich „hinaus tragen die bauern ihre ſpieße. Ferner, wer „bauern verderben will, muß bauern mit darzu neh- „men. Weiter: wenn der bauer nicht muß, reget er „weder hand noch fuß Piſtorius cent. II par. 60-65, cent. VI par. 91. „Verdorbene bauern geben gu- „te hof- und ſchiermeiſter ab, cent. V, par. 13 ſ. 314, „Es mag leicht ſeyn, daß es ein bauer lobet, cent. VII par. 29. „Laß du den bauer bei dem pfluge: der „bauer iſt gut genug. Der bauer muß alle ernaͤren „helfen. Auf dem bauer reitet iedermann. Sech- M 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/191
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/191>, abgerufen am 24.11.2024.