Die bauern haben ihre freiheiten, die aber mei-der bauern freiheiten. stens aus dem Römischen rechte herflüsen. Hie- her gehöret das recht, dorfhandwerke zu haben, z. e. leineweber, schmide, schneider, zimmerleute, rademacher (wagner) schuster etc. F. H. Casseli- sche erneuerte zunftordnung vom jahre 1730 § 27 s. 24 fg., grebenordnung s. 23 § 4; hiernächst, daß sie zur erndte zeit vom 18ten julius bis den 25sten august vor gerichte nicht erscheinen dürfen, daß sie bey nassen wetter auf sonn- und feiertagen heu und früchte einerndten mögen, zum behufe des zehnt-herrns die zehnten mit ein zu hausten, oder unter die fruchthaufen bei ihr getreide zu stel- len, nicht schuldig seynd. Sie dürfen auch nicht zu außerordentlichen diensten, als dämmen, an- gestrenget werden. Das jagen muß bis nach der erndte unterbleiben. Der frevel an feldfrüchten wird hart gestrafet. Der bauer darf das ären- lesen verbiten. Das windloch und die tenne darf ihm nicht gekränket werden etc. Johann Paul Kressens disp. de priuilegiis agriculturae apud Germanos, 1712.
§ 455
Außer den gemeinen dorflasten, und schuldig-worin die dorflasten bestehen? keiten der Fleken auch dörfer, als der amtes- und landesfolge, einquartirung der durchzihenden fremden und einheimischen soldaten, einnemung der reiterei in die quartire, vorspann für die durchzihenden soldaten, gehöret dahin: die stel- lung der stute-pferde zur beschelung von den herr- schaftlichen hengsten, die liferung der füllen gegen ein gewisses gelt, die nichtveräuserung der stuten ohne erlaubniß, die liferung der sperlings-köpfe; greben ordnung s. 21 § 9, F. H. Casselische stute- reiordnung 1737 und 1753. Die leistung der tage
und
doͤrfer einrichtung.
§ 454
Die bauern haben ihre freiheiten, die aber mei-der bauern freiheiten. ſtens aus dem Roͤmiſchen rechte herfluͤſen. Hie- her gehoͤret das recht, dorfhandwerke zu haben, z. e. leineweber, ſchmide, ſchneider, zimmerleute, rademacher (wagner) ſchuſter ꝛc. F. H. Caſſeli- ſche erneuerte zunftordnung vom jahre 1730 § 27 ſ. 24 fg., grebenordnung ſ. 23 § 4; hiernaͤchſt, daß ſie zur erndte zeit vom 18ten julius bis den 25ſten auguſt vor gerichte nicht erſcheinen duͤrfen, daß ſie bey naſſen wetter auf ſonn- und feiertagen heu und fruͤchte einerndten moͤgen, zum behufe des zehnt-herrns die zehnten mit ein zu hauſten, oder unter die fruchthaufen bei ihr getreide zu ſtel- len, nicht ſchuldig ſeynd. Sie duͤrfen auch nicht zu außerordentlichen dienſten, als daͤmmen, an- geſtrenget werden. Das jagen muß bis nach der erndte unterbleiben. Der frevel an feldfruͤchten wird hart geſtrafet. Der bauer darf das aͤren- leſen verbiten. Das windloch und die tenne darf ihm nicht gekraͤnket werden ꝛc. Johann Paul Kreſſens diſp. de priuilegiis agriculturae apud Germanos, 1712.
§ 455
Außer den gemeinen dorflaſten, und ſchuldig-worin die dorflaſten beſtehen? keiten der Fleken auch doͤrfer, als der amtes- und landesfolge, einquartirung der durchzihenden fremden und einheimiſchen ſoldaten, einnemung der reiterei in die quartire, vorſpann fuͤr die durchzihenden ſoldaten, gehoͤret dahin: die ſtel- lung der ſtute-pferde zur beſchelung von den herr- ſchaftlichen hengſten, die liferung der fuͤllen gegen ein gewiſſes gelt, die nichtveraͤuſerung der ſtuten ohne erlaubniß, die liferung der ſperlings-koͤpfe; greben ordnung ſ. 21 § 9, F. H. Caſſeliſche ſtute- reiordnung 1737 und 1753. Die leiſtung der tage
und
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doͤrfer einrichtung.
§ 454
Die bauern haben ihre freiheiten, die aber mei-
ſtens aus dem Roͤmiſchen rechte herfluͤſen. Hie-
her gehoͤret das recht, dorfhandwerke zu haben, z.
e. leineweber, ſchmide, ſchneider, zimmerleute,
rademacher (wagner) ſchuſter ꝛc. F. H. Caſſeli-
ſche erneuerte zunftordnung vom jahre 1730 § 27
ſ. 24 fg., grebenordnung ſ. 23 § 4; hiernaͤchſt,
daß ſie zur erndte zeit vom 18ten julius bis den
25ſten auguſt vor gerichte nicht erſcheinen duͤrfen,
daß ſie bey naſſen wetter auf ſonn- und feiertagen
heu und fruͤchte einerndten moͤgen, zum behufe
des zehnt-herrns die zehnten mit ein zu hauſten,
oder unter die fruchthaufen bei ihr getreide zu ſtel-
len, nicht ſchuldig ſeynd. Sie duͤrfen auch nicht
zu außerordentlichen dienſten, als daͤmmen, an-
geſtrenget werden. Das jagen muß bis nach der
erndte unterbleiben. Der frevel an feldfruͤchten
wird hart geſtrafet. Der bauer darf das aͤren-
leſen verbiten. Das windloch und die tenne darf
ihm nicht gekraͤnket werden ꝛc. Johann Paul
Kreſſens diſp. de priuilegiis agriculturae apud
Germanos, 1712.
der bauern
freiheiten.
§ 455
Außer den gemeinen dorflaſten, und ſchuldig-
keiten der Fleken auch doͤrfer, als der amtes-
und landesfolge, einquartirung der durchzihenden
fremden und einheimiſchen ſoldaten, einnemung
der reiterei in die quartire, vorſpann fuͤr die
durchzihenden ſoldaten, gehoͤret dahin: die ſtel-
lung der ſtute-pferde zur beſchelung von den herr-
ſchaftlichen hengſten, die liferung der fuͤllen gegen
ein gewiſſes gelt, die nichtveraͤuſerung der ſtuten
ohne erlaubniß, die liferung der ſperlings-koͤpfe;
greben ordnung ſ. 21 § 9, F. H. Caſſeliſche ſtute-
reiordnung 1737 und 1753. Die leiſtung der tage
und
worin die
dorflaſten
beſtehen?
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/199>, abgerufen am 24.11.2024.
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