lirende striche, die in den abgeribenen stüken nicht anzutreffen sind. Die steinschneider bedinen sich der onyche, des grünen, gelben und roten jaspis, der achate von allerhand farben, am allermeisten aber der carneole. Selten schnidten sie einen smaragd, hellen carbunkel, christall, buntfärbi- gen jaspis, am seltesten einen saphir und chrysolit. Die neueren künstler reiben nur carneole, chalce- don, achate und christall, Köhler am a. o. s. 70. Christ in der vorrede zu der dactyliotheca musei Richteriani,Keysler in den reisen Iten teile s. 304.
Neunzigstes haubtstück von den malern.
§ 655
Der maler ist ein künstler, welcher vermittelswas der ma- ler ist? der linien und farben auf einer gleichen und ebenen oberfläche alle sichtbare dinge nachamet. Das bild, welches er malet, es mag nun aus vilen körpern zusammen genommen, oder aus ei- nem einzigen insbesondre bestehen, heisset ein ge- mälde.
§ 656
Die mglerei ist solchemnach eine kunst, allerleiwas die ma- lerei ist, und deren schu- len? sichtbare dinge mit farben abzubilden und künst- lich vorzustellen. Sie wird in drei haubtklassen oder schulen eingeteilet, in welchen sie auf verschi- dene art und nach beschaffenheit des volkes in ei- nem lande auferzogen ist, 1) die Italienische, 2) die Teutsche und Niderländische, 3) die Franzö- sische, Graf Tessin am a. o. s. 100 fgg.
§ 657
von den malern.
lirende ſtriche, die in den abgeribenen ſtuͤken nicht anzutreffen ſind. Die ſteinſchneider bedinen ſich der onyche, des gruͤnen, gelben und roten jaſpis, der achate von allerhand farben, am allermeiſten aber der carneole. Selten ſchnidten ſie einen ſmaragd, hellen carbunkel, chriſtall, buntfaͤrbi- gen jaſpis, am ſelteſten einen ſaphir und chryſolit. Die neueren kuͤnſtler reiben nur carneole, chalce- don, achate und chriſtall, Koͤhler am a. o. ſ. 70. Chriſt in der vorrede zu der dactyliotheca muſei Richteriani,Keysler in den reiſen Iten teile ſ. 304.
Neunzigſtes haubtſtuͤck von den malern.
§ 655
Der maler iſt ein kuͤnſtler, welcher vermittelswas der ma- ler iſt? der linien und farben auf einer gleichen und ebenen oberflaͤche alle ſichtbare dinge nachamet. Das bild, welches er malet, es mag nun aus vilen koͤrpern zuſammen genommen, oder aus ei- nem einzigen insbeſondre beſtehen, heiſſet ein ge- maͤlde.
§ 656
Die mglerei iſt ſolchemnach eine kunſt, allerleiwas die ma- lerei iſt, und deren ſchu- len? ſichtbare dinge mit farben abzubilden und kuͤnſt- lich vorzuſtellen. Sie wird in drei haubtklaſſen oder ſchulen eingeteilet, in welchen ſie auf verſchi- dene art und nach beſchaffenheit des volkes in ei- nem lande auferzogen iſt, 1) die Italieniſche, 2) die Teutſche und Niderlaͤndiſche, 3) die Franzoͤ- ſiſche, Graf Teſſin am a. o. ſ. 100 fgg.
§ 657
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0283"n="271"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den malern.</hi></fw><lb/>
lirende ſtriche, die in den abgeribenen ſtuͤken nicht<lb/>
anzutreffen ſind. Die ſteinſchneider bedinen ſich<lb/>
der onyche, des gruͤnen, gelben und roten jaſpis,<lb/>
der achate von allerhand farben, am allermeiſten<lb/>
aber der carneole. Selten ſchnidten ſie einen<lb/>ſmaragd, hellen carbunkel, chriſtall, buntfaͤrbi-<lb/>
gen jaſpis, am ſelteſten einen ſaphir und chryſolit.<lb/>
Die neueren kuͤnſtler reiben nur carneole, chalce-<lb/>
don, achate und chriſtall, <hirendition="#fr">Koͤhler</hi> am a. o. ſ. 70.<lb/><hirendition="#fr">Chriſt</hi> in der vorrede zu der <hirendition="#aq">dactyliotheca muſei<lb/>
Richteriani,</hi><hirendition="#fr">Keysler</hi> in den reiſen <hirendition="#aq">I</hi>ten teile<lb/>ſ. 304.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Neunzigſtes haubtſtuͤck<lb/><hirendition="#g">von den malern</hi>.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§ 655</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>er maler iſt ein kuͤnſtler, welcher vermittels<noteplace="right">was der ma-<lb/>
ler iſt?</note><lb/>
der linien und farben auf einer gleichen und<lb/>
ebenen oberflaͤche alle ſichtbare dinge nachamet.<lb/>
Das bild, welches er malet, es mag nun aus<lb/>
vilen koͤrpern zuſammen genommen, oder aus ei-<lb/>
nem einzigen insbeſondre beſtehen, heiſſet ein ge-<lb/>
maͤlde.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 656</head><lb/><p>Die mglerei iſt ſolchemnach eine kunſt, allerlei<noteplace="right">was die ma-<lb/>
lerei iſt, und<lb/>
deren ſchu-<lb/>
len?</note><lb/>ſichtbare dinge mit farben abzubilden und kuͤnſt-<lb/>
lich vorzuſtellen. Sie wird in drei haubtklaſſen<lb/>
oder ſchulen eingeteilet, in welchen ſie auf verſchi-<lb/>
dene art und nach beſchaffenheit des volkes in ei-<lb/>
nem lande auferzogen iſt, 1) die Italieniſche, 2)<lb/>
die Teutſche und Niderlaͤndiſche, 3) die Franzoͤ-<lb/>ſiſche, Graf <hirendition="#fr">Teſſin</hi> am a. o. ſ. 100 fgg.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§ 657</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[271/0283]
von den malern.
lirende ſtriche, die in den abgeribenen ſtuͤken nicht
anzutreffen ſind. Die ſteinſchneider bedinen ſich
der onyche, des gruͤnen, gelben und roten jaſpis,
der achate von allerhand farben, am allermeiſten
aber der carneole. Selten ſchnidten ſie einen
ſmaragd, hellen carbunkel, chriſtall, buntfaͤrbi-
gen jaſpis, am ſelteſten einen ſaphir und chryſolit.
Die neueren kuͤnſtler reiben nur carneole, chalce-
don, achate und chriſtall, Koͤhler am a. o. ſ. 70.
Chriſt in der vorrede zu der dactyliotheca muſei
Richteriani, Keysler in den reiſen Iten teile
ſ. 304.
Neunzigſtes haubtſtuͤck
von den malern.
§ 655
Der maler iſt ein kuͤnſtler, welcher vermittels
der linien und farben auf einer gleichen und
ebenen oberflaͤche alle ſichtbare dinge nachamet.
Das bild, welches er malet, es mag nun aus
vilen koͤrpern zuſammen genommen, oder aus ei-
nem einzigen insbeſondre beſtehen, heiſſet ein ge-
maͤlde.
was der ma-
ler iſt?
§ 656
Die mglerei iſt ſolchemnach eine kunſt, allerlei
ſichtbare dinge mit farben abzubilden und kuͤnſt-
lich vorzuſtellen. Sie wird in drei haubtklaſſen
oder ſchulen eingeteilet, in welchen ſie auf verſchi-
dene art und nach beſchaffenheit des volkes in ei-
nem lande auferzogen iſt, 1) die Italieniſche, 2)
die Teutſche und Niderlaͤndiſche, 3) die Franzoͤ-
ſiſche, Graf Teſſin am a. o. ſ. 100 fgg.
was die ma-
lerei iſt, und
deren ſchu-
len?
§ 657
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/283>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.