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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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von den eheleuten.
ehe zu nemen, wie dann noch zu den zeiten kaisers
Conrads des II ein beispiel sich findet, daß das
verlöbnis vermittels eides geschehen sey, Hahn in
der reichs-histori im IIten teile s. 273. Merere
beispile davon findet man in der Struvischen
iurisprudentia heroica P. I s. 171 s. 176, in dem
Gudenischen codice diplomatico T. I num.
407 s. 859, beim Rymer in den actis publ.
Angl. T. I
s. 520, dem von Ludewig in den
reliquiis MSCT. T. V s. 502, dem Miräo T. I
operum diplom.
s. 198 bei dem Grupen in der
Teutschen frau cap. 2 s. 48.

§ 702

Wolte einer heiraten, so wurde die weibes-angefangen,
person zu erst angesprochen; gehelete sie in den ge-
schehenen antrag, so kaufte sie der bräutigam, das
kaufgelt, welches man Wittemon hiese, Wach-
ter
am a. o. s. 1919, bekam die braut, und dises
war ihr heirats-gut (Dos); daher kömmt heut
zu tage noch das geben auf die treue. Die über-
gabe des mädgens geschahe, wie bey der übergabe
der unbeweglichen güter gewöhnlich war, Keyß-
ler
s. 365 antiquit. durch das zutrinken, man
trunke nämlich dem bräutigam auf der braut ge-
sundheit zu; daher ist noch izt bei den verlöbnissen
der weinkauf in hisigen gegenden und andern or-
ten bekannt; die dabei gegenwärtige zeugen wer-
den weinkaufs-zeugen genennet, und in der F.
H. Casselischen kirchen-ordnung s. 5 des anhan-
ges, findet man dises: "so vil die eheverlöbnisse
und weinkaufe anlanget etc. und s. 62 werden die
weinkaufe, und das weinkaufliche zusammen ge-
ben abgeschaffet. War die braut dem bräuti-
gam per poculum überlassen, so durfte er sie öf-
fentlich küssen, nachdem er ihr den ring angeste-
ket, nicht minder einen Wittum bestellet hatte,

Gundling
T

von den eheleuten.
ehe zu nemen, wie dann noch zu den zeiten kaiſers
Conrads des II ein beiſpiel ſich findet, daß das
verloͤbnis vermittels eides geſchehen ſey, Hahn in
der reichs-hiſtori im IIten teile ſ. 273. Merere
beiſpile davon findet man in der Struviſchen
iurisprudentia heroica P. I ſ. 171 ſ. 176, in dem
Gudeniſchen codice diplomatico T. I num.
407 ſ. 859, beim Rymer in den actis publ.
Angl. T. I
ſ. 520, dem von Ludewig in den
reliquiis MSCT. T. V ſ. 502, dem Miraͤo T. I
operum diplom.
ſ. 198 bei dem Grupen in der
Teutſchen frau cap. 2 ſ. 48.

§ 702

Wolte einer heiraten, ſo wurde die weibes-angefangen,
perſon zu erſt angeſprochen; gehelete ſie in den ge-
ſchehenen antrag, ſo kaufte ſie der braͤutigam, das
kaufgelt, welches man Wittemon hieſe, Wach-
ter
am a. o. ſ. 1919, bekam die braut, und diſes
war ihr heirats-gut (Dos); daher koͤmmt heut
zu tage noch das geben auf die treue. Die uͤber-
gabe des maͤdgens geſchahe, wie bey der uͤbergabe
der unbeweglichen guͤter gewoͤhnlich war, Keyß-
ler
ſ. 365 antiquit. durch das zutrinken, man
trunke naͤmlich dem braͤutigam auf der braut ge-
ſundheit zu; daher iſt noch izt bei den verloͤbniſſen
der weinkauf in hiſigen gegenden und andern or-
ten bekannt; die dabei gegenwaͤrtige zeugen wer-
den weinkaufs-zeugen genennet, und in der F.
H. Caſſeliſchen kirchen-ordnung ſ. 5 des anhan-
ges, findet man diſes: „ſo vil die eheverloͤbniſſe
und weinkaufe anlanget ꝛc. und ſ. 62 werden die
weinkaufe, und das weinkaufliche zuſammen ge-
ben abgeſchaffet. War die braut dem braͤuti-
gam per poculum uͤberlaſſen, ſo durfte er ſie oͤf-
fentlich kuͤſſen, nachdem er ihr den ring angeſte-
ket, nicht minder einen Wittum beſtellet hatte,

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[289/0301] von den eheleuten. ehe zu nemen, wie dann noch zu den zeiten kaiſers Conrads des II ein beiſpiel ſich findet, daß das verloͤbnis vermittels eides geſchehen ſey, Hahn in der reichs-hiſtori im IIten teile ſ. 273. Merere beiſpile davon findet man in der Struviſchen iurisprudentia heroica P. I ſ. 171 ſ. 176, in dem Gudeniſchen codice diplomatico T. I num. 407 ſ. 859, beim Rymer in den actis publ. Angl. T. I ſ. 520, dem von Ludewig in den reliquiis MSCT. T. V ſ. 502, dem Miraͤo T. I operum diplom. ſ. 198 bei dem Grupen in der Teutſchen frau cap. 2 ſ. 48. § 702 Wolte einer heiraten, ſo wurde die weibes- perſon zu erſt angeſprochen; gehelete ſie in den ge- ſchehenen antrag, ſo kaufte ſie der braͤutigam, das kaufgelt, welches man Wittemon hieſe, Wach- ter am a. o. ſ. 1919, bekam die braut, und diſes war ihr heirats-gut (Dos); daher koͤmmt heut zu tage noch das geben auf die treue. Die uͤber- gabe des maͤdgens geſchahe, wie bey der uͤbergabe der unbeweglichen guͤter gewoͤhnlich war, Keyß- ler ſ. 365 antiquit. durch das zutrinken, man trunke naͤmlich dem braͤutigam auf der braut ge- ſundheit zu; daher iſt noch izt bei den verloͤbniſſen der weinkauf in hiſigen gegenden und andern or- ten bekannt; die dabei gegenwaͤrtige zeugen wer- den weinkaufs-zeugen genennet, und in der F. H. Caſſeliſchen kirchen-ordnung ſ. 5 des anhan- ges, findet man diſes: „ſo vil die eheverloͤbniſſe und weinkaufe anlanget ꝛc. und ſ. 62 werden die weinkaufe, und das weinkaufliche zuſammen ge- ben abgeſchaffet. War die braut dem braͤuti- gam per poculum uͤberlaſſen, ſo durfte er ſie oͤf- fentlich kuͤſſen, nachdem er ihr den ring angeſte- ket, nicht minder einen Wittum beſtellet hatte, Gundling angefangen, T

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/301>, abgerufen am 22.11.2024.