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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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verlobeten und eheleuten.
de der kaiserliche marschall vor des ausersehenen
weibesbildes haus abgesendet, und sprach:

Hört zu ihr herren überall!
was gebeut der kaiser (könig) und mar-
schall?
was er gebeut, das muß seyn.
hier ruf ich aus N. N. mit N. N.?
heut zum lehen!
morgen zur ehen!
über ein jar!
zu einem paar!

von Lersner im Iten b. der Frankfurter chronik
cap. 6 s. 59.
§ 809

Das ausrufen der lehne (oder lihn), ist aufdas ausru-
fen der leh-
ne in hisi-
gen gegen-
den.

den dörfern der hisigen gegenden annoch gebräuch-
lich. In der Walburgis-nacht rufen die ledige
bauer-gesellen diejenigen dorsmägde aus, von wel-
chen sie glauben, daß sie einander gerne sehen, oder
einander etwa zu heiraten gedenken. Das mägd-
lein schiket dem libhaber auf die pfingsten darauf
einen schönen blumen-straus, dafür kaufet ihr je-
ner etwas, oder füret es zum markte in die stadt,
und ins weinhaus.

§ 810

Den damaligen Wetterauischen reichsstädten,die kaiserli-
che gerecht-
same zu
Frankfurt
wird aufge-
hoben.

Frankfurt, Wezlar, Fridberg und Gelnhausen,
file dise kaiserliche gerechtsame über ire töchter
höchst bedenklich. Daher wirkten sie im jare
1232 vom Römischen könige Heinrich dem VII,
kaisers Friderichs des II prinzen, einen gnaden-
brif aus, daß dises recht hinfüro auf hören solle,
privilegia der reichsstadt Frankfurt 1728 fol. s. 2.
Joh. Thomas Klumpf de priuilegio Henrici
VII, Romanorum regis, Francofurtanis ad

Moenum
Y 5

verlobeten und eheleuten.
de der kaiſerliche marſchall vor des auserſehenen
weibesbildes haus abgeſendet, und ſprach:

Hoͤrt zu ihr herren uͤberall!
was gebeut der kaiſer (koͤnig) und mar-
ſchall?
was er gebeut, das muß ſeyn.
hier ruf ich aus N. N. mit N. N.?
heut zum lehen!
morgen zur ehen!
uͤber ein jar!
zu einem paar!

von Lersner im Iten b. der Frankfurter chronik
cap. 6 ſ. 59.
§ 809

Das ausrufen der lehne (oder lihn), iſt aufdas ausru-
fen der leh-
ne in hiſi-
gen gegen-
den.

den doͤrfern der hiſigen gegenden annoch gebraͤuch-
lich. In der Walburgis-nacht rufen die ledige
bauer-geſellen diejenigen dorſmaͤgde aus, von wel-
chen ſie glauben, daß ſie einander gerne ſehen, oder
einander etwa zu heiraten gedenken. Das maͤgd-
lein ſchiket dem libhaber auf die pfingſten darauf
einen ſchoͤnen blumen-ſtraus, dafuͤr kaufet ihr je-
ner etwas, oder fuͤret es zum markte in die ſtadt,
und ins weinhaus.

§ 810

Den damaligen Wetterauiſchen reichsſtaͤdten,die kaiſerli-
che gerecht-
ſame zu
Frankfurt
wird aufge-
hoben.

Frankfurt, Wezlar, Fridberg und Gelnhauſen,
file diſe kaiſerliche gerechtſame uͤber ire toͤchter
hoͤchſt bedenklich. Daher wirkten ſie im jare
1232 vom Roͤmiſchen koͤnige Heinrich dem VII,
kaiſers Friderichs des II prinzen, einen gnaden-
brif aus, daß diſes recht hinfuͤro auf hoͤren ſolle,
privilegia der reichsſtadt Frankfurt 1728 fol. ſ. 2.
Joh. Thomas Klumpf de priuilegio Henrici
VII, Romanorum regis, Francofurtanis ad

Moenum
Y 5
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[345/0357] verlobeten und eheleuten. de der kaiſerliche marſchall vor des auserſehenen weibesbildes haus abgeſendet, und ſprach: Hoͤrt zu ihr herren uͤberall! was gebeut der kaiſer (koͤnig) und mar- ſchall? was er gebeut, das muß ſeyn. hier ruf ich aus N. N. mit N. N.? heut zum lehen! morgen zur ehen! uͤber ein jar! zu einem paar! von Lersner im Iten b. der Frankfurter chronik cap. 6 ſ. 59. § 809 Das ausrufen der lehne (oder lihn), iſt auf den doͤrfern der hiſigen gegenden annoch gebraͤuch- lich. In der Walburgis-nacht rufen die ledige bauer-geſellen diejenigen dorſmaͤgde aus, von wel- chen ſie glauben, daß ſie einander gerne ſehen, oder einander etwa zu heiraten gedenken. Das maͤgd- lein ſchiket dem libhaber auf die pfingſten darauf einen ſchoͤnen blumen-ſtraus, dafuͤr kaufet ihr je- ner etwas, oder fuͤret es zum markte in die ſtadt, und ins weinhaus. das ausru- fen der leh- ne in hiſi- gen gegen- den. § 810 Den damaligen Wetterauiſchen reichsſtaͤdten, Frankfurt, Wezlar, Fridberg und Gelnhauſen, file diſe kaiſerliche gerechtſame uͤber ire toͤchter hoͤchſt bedenklich. Daher wirkten ſie im jare 1232 vom Roͤmiſchen koͤnige Heinrich dem VII, kaiſers Friderichs des II prinzen, einen gnaden- brif aus, daß diſes recht hinfuͤro auf hoͤren ſolle, privilegia der reichsſtadt Frankfurt 1728 fol. ſ. 2. Joh. Thomas Klumpf de priuilegio Henrici VII, Romanorum regis, Francofurtanis ad Moenum die kaiſerli- che gerecht- ſame zu Frankfurt wird aufge- hoben. Y 5

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/357>, abgerufen am 23.11.2024.