Hundert und vierzehentes haubtstück von den hagenstolzen.
§ 850
Ein hagestolz ist eine ledige person, welche zwarwas der ha- genstolz ist? hätte heiraten können, aber nicht gewollt hat. Die ableitung dieses zusammengesezten wortes, ist unter den gelehrten sehr bestritten, sihe den Wach- ter am a. o. sp. 637 und 1615, den Schottel, den Beyer, und den Frisch am a. o. s. 394. Ei- nige vermeinen, es bedeute dises wort eine per- son, welche zum hecken, oder zur fortpflanzung des menschlichen geschlechtes stolz wäre; andere leiten solches vom worte: hag, welches ein haus, oder eine wonung, ein gehäge, bedeutet; solchem- nach ein hagenstolz diejenige person wäre, welche sich in irer clause, oder dem gehäge aufhalte, und das andre geschlecht neben sich verschmähe. Thue hinzu des herrn prof. Christian Ferdinand Harpprechts disput. de iuribus priuatis sing. Alpirspacensibus § 10.
§ 851
Die Teutschen verachteten die frauen feindedie Teut- schen hasse- ten solche leute. und brauthasser. Sie hilten daher die alten junggesellen für unwürdig zu einer bedinung; ge- stalt denn noch in der Schweiz, auch vilen Reichs- städten Teutschlandes ungeheiratete zu keiner öf- fentlichen bedinung gelangen können, Schottel de variis Germaniae iuribus cap. I § 6, und Gericken in Schottelio illustrato cap. I ad § 2, 3. Sie waren verachtet und hißen herbst-knechte.
§ 852
Die hagenstolzenschaft hat zweifels one bei denwoher die hagenstolz- schaft ent- standen ist? leibeigenen und freigelassenen iren anfang genom-
men;
von den hagenſtolzen.
Hundert und vierzehentes haubtſtuͤck von den hagenſtolzen.
§ 850
Ein hageſtolz iſt eine ledige perſon, welche zwarwas der ha- genſtolz iſt? haͤtte heiraten koͤnnen, aber nicht gewollt hat. Die ableitung dieſes zuſammengeſezten wortes, iſt unter den gelehrten ſehr beſtritten, ſihe den Wach- ter am a. o. ſp. 637 und 1615, den Schottel, den Beyer, und den Friſch am a. o. ſ. 394. Ei- nige vermeinen, es bedeute diſes wort eine per- ſon, welche zum hecken, oder zur fortpflanzung des menſchlichen geſchlechtes ſtolz waͤre; andere leiten ſolches vom worte: hag, welches ein haus, oder eine wonung, ein gehaͤge, bedeutet; ſolchem- nach ein hagenſtolz diejenige perſon waͤre, welche ſich in irer clauſe, oder dem gehaͤge aufhalte, und das andre geſchlecht neben ſich verſchmaͤhe. Thue hinzu des herrn prof. Chriſtian Ferdinand Harpprechts diſput. de iuribus priuatis ſing. Alpirſpacenſibus § 10.
§ 851
Die Teutſchen verachteten die frauen feindedie Teut- ſchen haſſe- ten ſolche leute. und brauthaſſer. Sie hilten daher die alten junggeſellen fuͤr unwuͤrdig zu einer bedinung; ge- ſtalt denn noch in der Schweiz, auch vilen Reichs- ſtaͤdten Teutſchlandes ungeheiratete zu keiner oͤf- fentlichen bedinung gelangen koͤnnen, Schottel de variis Germaniae iuribus cap. I § 6, und Gericken in Schottelio illuſtrato cap. I ad § 2, 3. Sie waren verachtet und hißen herbſt-knechte.
§ 852
Die hagenſtolzenſchaft hat zweifels one bei denwoher die hagenſtolz- ſchaft ent- ſtanden iſt? leibeigenen und freigelaſſenen iren anfang genom-
men;
<TEI><text><body><pbfacs="#f0379"n="367"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den hagenſtolzen.</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Hundert und vierzehentes haubtſtuͤck<lb/>
von den hagenſtolzen.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§ 850</head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>in hageſtolz iſt eine ledige perſon, welche zwar<noteplace="right">was der ha-<lb/>
genſtolz iſt?</note><lb/>
haͤtte heiraten koͤnnen, aber nicht gewollt hat.<lb/>
Die ableitung dieſes zuſammengeſezten wortes, iſt<lb/>
unter den gelehrten ſehr beſtritten, ſihe den <hirendition="#fr">Wach-<lb/>
ter</hi> am a. o. ſp. 637 und 1615, den <hirendition="#fr">Schottel</hi>,<lb/>
den <hirendition="#fr">Beyer</hi>, und den <hirendition="#fr">Friſch</hi> am a. o. ſ. 394. Ei-<lb/>
nige vermeinen, es bedeute diſes wort eine per-<lb/>ſon, welche zum hecken, oder zur fortpflanzung<lb/>
des menſchlichen geſchlechtes ſtolz waͤre; andere<lb/>
leiten ſolches vom worte: <hirendition="#fr">hag</hi>, welches ein haus,<lb/>
oder eine wonung, ein gehaͤge, bedeutet; ſolchem-<lb/>
nach ein hagenſtolz diejenige perſon waͤre, welche<lb/>ſich in irer clauſe, oder dem gehaͤge aufhalte, und<lb/>
das andre geſchlecht neben ſich verſchmaͤhe. Thue<lb/>
hinzu des herrn prof. <hirendition="#fr">Chriſtian Ferdinand<lb/>
Harpprechts</hi> diſput. <hirendition="#aq">de iuribus priuatis ſing.<lb/>
Alpirſpacenſibus</hi> § 10.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 851</head><lb/><p>Die Teutſchen verachteten die frauen feinde<noteplace="right">die Teut-<lb/>ſchen haſſe-<lb/>
ten ſolche<lb/>
leute.</note><lb/>
und brauthaſſer. Sie hilten daher die alten<lb/>
junggeſellen fuͤr unwuͤrdig zu einer bedinung; ge-<lb/>ſtalt denn noch in der Schweiz, auch vilen Reichs-<lb/>ſtaͤdten Teutſchlandes ungeheiratete zu keiner oͤf-<lb/>
fentlichen bedinung gelangen koͤnnen, <hirendition="#fr">Schottel</hi><lb/><hirendition="#aq">de variis Germaniae iuribus</hi> cap. <hirendition="#aq">I</hi> § 6, und<lb/><hirendition="#fr">Gericken</hi> in <hirendition="#aq">Schottelio illuſtrato</hi> cap. <hirendition="#aq">I ad</hi> § 2, 3.<lb/>
Sie waren verachtet und hißen herbſt-knechte.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 852</head><lb/><p>Die hagenſtolzenſchaft hat zweifels one bei den<noteplace="right">woher die<lb/>
hagenſtolz-<lb/>ſchaft ent-<lb/>ſtanden iſt?</note><lb/>
leibeigenen und freigelaſſenen iren anfang genom-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">men;</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[367/0379]
von den hagenſtolzen.
Hundert und vierzehentes haubtſtuͤck
von den hagenſtolzen.
§ 850
Ein hageſtolz iſt eine ledige perſon, welche zwar
haͤtte heiraten koͤnnen, aber nicht gewollt hat.
Die ableitung dieſes zuſammengeſezten wortes, iſt
unter den gelehrten ſehr beſtritten, ſihe den Wach-
ter am a. o. ſp. 637 und 1615, den Schottel,
den Beyer, und den Friſch am a. o. ſ. 394. Ei-
nige vermeinen, es bedeute diſes wort eine per-
ſon, welche zum hecken, oder zur fortpflanzung
des menſchlichen geſchlechtes ſtolz waͤre; andere
leiten ſolches vom worte: hag, welches ein haus,
oder eine wonung, ein gehaͤge, bedeutet; ſolchem-
nach ein hagenſtolz diejenige perſon waͤre, welche
ſich in irer clauſe, oder dem gehaͤge aufhalte, und
das andre geſchlecht neben ſich verſchmaͤhe. Thue
hinzu des herrn prof. Chriſtian Ferdinand
Harpprechts diſput. de iuribus priuatis ſing.
Alpirſpacenſibus § 10.
was der ha-
genſtolz iſt?
§ 851
Die Teutſchen verachteten die frauen feinde
und brauthaſſer. Sie hilten daher die alten
junggeſellen fuͤr unwuͤrdig zu einer bedinung; ge-
ſtalt denn noch in der Schweiz, auch vilen Reichs-
ſtaͤdten Teutſchlandes ungeheiratete zu keiner oͤf-
fentlichen bedinung gelangen koͤnnen, Schottel
de variis Germaniae iuribus cap. I § 6, und
Gericken in Schottelio illuſtrato cap. I ad § 2, 3.
Sie waren verachtet und hißen herbſt-knechte.
die Teut-
ſchen haſſe-
ten ſolche
leute.
§ 852
Die hagenſtolzenſchaft hat zweifels one bei den
leibeigenen und freigelaſſenen iren anfang genom-
men;
woher die
hagenſtolz-
ſchaft ent-
ſtanden iſt?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/379>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.