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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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vormunden und obervormunden.
stätiget werden, sintemal alles wesen der vor-
mundschaft auf der oberkeitlichen bestätigung
beruhet.

§ 970

Wenn mit der vormundschaft der niesbrauchwenn die
vormunden
rechnung
abzulegen
haben.

nicht verknüpfet ist, muß der vormund alle jare
die vormundschafts-rechnung derjenigen oberkeit
ablegen, welche ihn bestätiget hat, Nassau Ka-
zenellenbogische landordnung t. V cap. 6 s. 164.
Und nachdem der Fichard wegen der vormund-
schafts-rechnungen, sich nach Rom gedrehet und
gewendet hatte, so erscheinet dennoch tit. 21 § 34
des II t. des Solmsischen landrechtes, daß es
beim löblichen herkommen verbleiben solle, alle
jare rechnung zu tun. Allein der verfasser des
Kur-Pfälzischen landrechtes hat sich so weit her-
unter zu lassen nicht vermocht. Bei gemeinen
leuten hat man ehedem die vormundschaftsrech-
nungen mit kerbhölzern zugelassen. Heut zu
tage aber ist den vormunden in den Preusischen
und Hessischen landen ein modell fürgeschrieben,
welches in der F. H. Casselischen grebenordnung
s. 138 fgg., und bei dem herrn professor Polac in
der mathesi forensi, auch Estors unterrichte von
abfassung der urthel cap. XX s. 373 fg.

§ 971

Der vormund hat so viel gewalt als der vater,deren ge-
walt.

ausser bei veräusserungen. In Franken hat der
vormund besonders grose gewalt in absicht auf
seines mündlinges güter, wirzburgische landge-
richtsordnung tit. 120 § 5, Kleibert am a. o.
§ 39, Demerath am a. o. diff. II P. IIII. Der
unmündige wird nicht befraget bei den handlun-
gen, welche der vormund für ihn unternimmet,
sondern der vormund besorget alles, und zwar
soll dises treulich, fleissig, sonder gefärde gesche-

hen,
D d

vormunden und obervormunden.
ſtaͤtiget werden, ſintemal alles weſen der vor-
mundſchaft auf der oberkeitlichen beſtaͤtigung
beruhet.

§ 970

Wenn mit der vormundſchaft der niesbrauchwenn die
vormunden
rechnung
abzulegen
haben.

nicht verknuͤpfet iſt, muß der vormund alle jare
die vormundſchafts-rechnung derjenigen oberkeit
ablegen, welche ihn beſtaͤtiget hat, Naſſau Ka-
zenellenbogiſche landordnung t. V cap. 6 ſ. 164.
Und nachdem der Fichard wegen der vormund-
ſchafts-rechnungen, ſich nach Rom gedrehet und
gewendet hatte, ſo erſcheinet dennoch tit. 21 § 34
des II t. des Solmſiſchen landrechtes, daß es
beim loͤblichen herkommen verbleiben ſolle, alle
jare rechnung zu tun. Allein der verfaſſer des
Kur-Pfaͤlziſchen landrechtes hat ſich ſo weit her-
unter zu laſſen nicht vermocht. Bei gemeinen
leuten hat man ehedem die vormundſchaftsrech-
nungen mit kerbhoͤlzern zugelaſſen. Heut zu
tage aber iſt den vormunden in den Preuſiſchen
und Heſſiſchen landen ein modell fuͤrgeſchrieben,
welches in der F. H. Caſſeliſchen grebenordnung
ſ. 138 fgg., und bei dem herrn profeſſor Polac in
der matheſi forenſi, auch Eſtors unterrichte von
abfaſſung der urthel cap. XX ſ. 373 fg.

§ 971

Der vormund hat ſo viel gewalt als der vater,deren ge-
walt.

auſſer bei veraͤuſſerungen. In Franken hat der
vormund beſonders groſe gewalt in abſicht auf
ſeines muͤndlinges guͤter, wirzburgiſche landge-
richtsordnung tit. 120 § 5, Kleibert am a. o.
§ 39, Demerath am a. o. diff. II P. IIII. Der
unmuͤndige wird nicht befraget bei den handlun-
gen, welche der vormund fuͤr ihn unternimmet,
ſondern der vormund beſorget alles, und zwar
ſoll diſes treulich, fleiſſig, ſonder gefaͤrde geſche-

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[417/0429] vormunden und obervormunden. ſtaͤtiget werden, ſintemal alles weſen der vor- mundſchaft auf der oberkeitlichen beſtaͤtigung beruhet. § 970 Wenn mit der vormundſchaft der niesbrauch nicht verknuͤpfet iſt, muß der vormund alle jare die vormundſchafts-rechnung derjenigen oberkeit ablegen, welche ihn beſtaͤtiget hat, Naſſau Ka- zenellenbogiſche landordnung t. V cap. 6 ſ. 164. Und nachdem der Fichard wegen der vormund- ſchafts-rechnungen, ſich nach Rom gedrehet und gewendet hatte, ſo erſcheinet dennoch tit. 21 § 34 des II t. des Solmſiſchen landrechtes, daß es beim loͤblichen herkommen verbleiben ſolle, alle jare rechnung zu tun. Allein der verfaſſer des Kur-Pfaͤlziſchen landrechtes hat ſich ſo weit her- unter zu laſſen nicht vermocht. Bei gemeinen leuten hat man ehedem die vormundſchaftsrech- nungen mit kerbhoͤlzern zugelaſſen. Heut zu tage aber iſt den vormunden in den Preuſiſchen und Heſſiſchen landen ein modell fuͤrgeſchrieben, welches in der F. H. Caſſeliſchen grebenordnung ſ. 138 fgg., und bei dem herrn profeſſor Polac in der matheſi forenſi, auch Eſtors unterrichte von abfaſſung der urthel cap. XX ſ. 373 fg. wenn die vormunden rechnung abzulegen haben. § 971 Der vormund hat ſo viel gewalt als der vater, auſſer bei veraͤuſſerungen. In Franken hat der vormund beſonders groſe gewalt in abſicht auf ſeines muͤndlinges guͤter, wirzburgiſche landge- richtsordnung tit. 120 § 5, Kleibert am a. o. § 39, Demerath am a. o. diff. II P. IIII. Der unmuͤndige wird nicht befraget bei den handlun- gen, welche der vormund fuͤr ihn unternimmet, ſondern der vormund beſorget alles, und zwar ſoll diſes treulich, fleiſſig, ſonder gefaͤrde geſche- hen, deren ge- walt. D d

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/429>, abgerufen am 22.11.2024.