bei den evangeli- schen wer- den die kirchhöfe dem eigen- tume des states nicht entzohen.
Bei den evangelischen werden die kirch- oder todten höfe dem eigentume des states nicht entnom- men. Ob sie aber für solche sachen anzusehen seynd, welche einer gemeine, iedoch den unterta- nen nicht, zustehen? das ist eine andere frage. Frid. Esaias Pufendorfde iurisdictione Ger- manica, P. III sect. I c. 1 § 40 fgg. s. 636 hält sie für gemeinde-sachen. Allein es lässet sich die- ses nicht sagen. Eine gleiche bewandniß hat es auch mit den übrigen zum gottesdinste gewidme- ten sachen. Denn sie sind eigentlich weder geist- liche, noch gemeinde-sachen. Sie werden iedoch weder zum parade-pläzen, noch zum trocknen der wäsche, noch von den seilern, noch den lohgerbern gebrauchet. Der wohlstand gibet hir die beste mas-regel; derowegen die policei auch den schul- kindern den abtritt aus der schule, weder an den kirchen, noch auf dem kirchhofe verstattet, son- dern es ist die stadt schuldig, in dem gemeinen schulhause für die kinder einen solchen ort bauen zu lassen. Die darauf wachsende obstfrüchte und trauben, auch maulbeer-bäume, sind zwi- schen dem pfarrer und schulmeister ieweilen strei- tig; gleichwol lässet man diselbe im zweifel dem leztern, bevorab, wenn er die uhr stellet.
§ 1051
die todten- höfe sind von der stadt abzu- sondern.
Dieweil nichts mehr krankheiten nach sich zihet, als die ausdünstungen von todten körpern, so kan die policei weder die begräbnisse in den kirchen, noch nahe an den städten und dörfern, noch gar zu nahe an denselben dulten; immaßen der regent fürsorge zu tragen hat, damit ein frühzeitiger todt der untertanen verhütet werde, besage des von Justi policei-wissenschaft s. 75 § 117, fürnämlich Gundlingde origine sepulcrorum in templis
s. 158,
I haubtſt. von den
§ 1050
bei den evangeli- ſchen wer- den die kirchhoͤfe dem eigen- tume des ſtates nicht entzohen.
Bei den evangeliſchen werden die kirch- oder todten hoͤfe dem eigentume des ſtates nicht entnom- men. Ob ſie aber fuͤr ſolche ſachen anzuſehen ſeynd, welche einer gemeine, iedoch den unterta- nen nicht, zuſtehen? das iſt eine andere frage. Frid. Eſaias Pufendorfde iurisdictione Ger- manica, P. III ſect. I c. 1 § 40 fgg. ſ. 636 haͤlt ſie fuͤr gemeinde-ſachen. Allein es laͤſſet ſich die- ſes nicht ſagen. Eine gleiche bewandniß hat es auch mit den uͤbrigen zum gottesdinſte gewidme- ten ſachen. Denn ſie ſind eigentlich weder geiſt- liche, noch gemeinde-ſachen. Sie werden iedoch weder zum parade-plaͤzen, noch zum trocknen der waͤſche, noch von den ſeilern, noch den lohgerbern gebrauchet. Der wohlſtand gibet hir die beſte mas-regel; derowegen die policei auch den ſchul- kindern den abtritt aus der ſchule, weder an den kirchen, noch auf dem kirchhofe verſtattet, ſon- dern es iſt die ſtadt ſchuldig, in dem gemeinen ſchulhauſe fuͤr die kinder einen ſolchen ort bauen zu laſſen. Die darauf wachſende obſtfruͤchte und trauben, auch maulbeer-baͤume, ſind zwi- ſchen dem pfarrer und ſchulmeiſter ieweilen ſtrei- tig; gleichwol laͤſſet man diſelbe im zweifel dem leztern, bevorab, wenn er die uhr ſtellet.
§ 1051
die todten- hoͤfe ſind von der ſtadt abzu- ſondern.
Dieweil nichts mehr krankheiten nach ſich zihet, als die ausduͤnſtungen von todten koͤrpern, ſo kan die policei weder die begraͤbniſſe in den kirchen, noch nahe an den ſtaͤdten und doͤrfern, noch gar zu nahe an denſelben dulten; immaßen der regent fuͤrſorge zu tragen hat, damit ein fruͤhzeitiger todt der untertanen verhuͤtet werde, beſage des von Juſti policei-wiſſenſchaft ſ. 75 § 117, fuͤrnaͤmlich Gundlingde origine ſepulcrorum in templis
ſ. 158,
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I haubtſt. von den
§ 1050
Bei den evangeliſchen werden die kirch- oder
todten hoͤfe dem eigentume des ſtates nicht entnom-
men. Ob ſie aber fuͤr ſolche ſachen anzuſehen
ſeynd, welche einer gemeine, iedoch den unterta-
nen nicht, zuſtehen? das iſt eine andere frage.
Frid. Eſaias Pufendorf de iurisdictione Ger-
manica, P. III ſect. I c. 1 § 40 fgg. ſ. 636 haͤlt
ſie fuͤr gemeinde-ſachen. Allein es laͤſſet ſich die-
ſes nicht ſagen. Eine gleiche bewandniß hat es
auch mit den uͤbrigen zum gottesdinſte gewidme-
ten ſachen. Denn ſie ſind eigentlich weder geiſt-
liche, noch gemeinde-ſachen. Sie werden iedoch
weder zum parade-plaͤzen, noch zum trocknen der
waͤſche, noch von den ſeilern, noch den lohgerbern
gebrauchet. Der wohlſtand gibet hir die beſte
mas-regel; derowegen die policei auch den ſchul-
kindern den abtritt aus der ſchule, weder an den
kirchen, noch auf dem kirchhofe verſtattet, ſon-
dern es iſt die ſtadt ſchuldig, in dem gemeinen
ſchulhauſe fuͤr die kinder einen ſolchen ort bauen
zu laſſen. Die darauf wachſende obſtfruͤchte
und trauben, auch maulbeer-baͤume, ſind zwi-
ſchen dem pfarrer und ſchulmeiſter ieweilen ſtrei-
tig; gleichwol laͤſſet man diſelbe im zweifel dem
leztern, bevorab, wenn er die uhr ſtellet.
§ 1051
Dieweil nichts mehr krankheiten nach ſich zihet,
als die ausduͤnſtungen von todten koͤrpern, ſo kan
die policei weder die begraͤbniſſe in den kirchen,
noch nahe an den ſtaͤdten und doͤrfern, noch gar
zu nahe an denſelben dulten; immaßen der regent
fuͤrſorge zu tragen hat, damit ein fruͤhzeitiger todt
der untertanen verhuͤtet werde, beſage des von
Juſti policei-wiſſenſchaft ſ. 75 § 117, fuͤrnaͤmlich
Gundling de origine ſepulcrorum in templis
ſ. 158,
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/460>, abgerufen am 22.11.2024.
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