Die arglistige schmeichelei war den Teutschen so sehr, als die verstellung verhast, Strykde iu- re blanditiarum,Cocceiide simulatione. Die aufrichtigkeit mit freundlichkeit vermischet achteten sie für eine wahre tugend; daher derjenige, bei welchem ein verstelltes wesen entdecket wurde, bei- des libe und zuversicht bei ihnen verlore. Sie hielten die tapferkeit, treue, keuschheit und die gottesfurcht für die fürnämsten tugenden, Hei- neccius in elementis iuris Germanici B. 1 tit. 17 § 392 s. 325. Hert vol. II T. I s. 20 fg.
Eilftes haubtstück von den geistlichen und laien.
§ 89
was ein geistlicher sey.
Ferner waren die Teutsche: geistliche, oder laien, Hert s. 314. Ein geistlicher ist, welcher die öffentliche betreibung des gottesdienstes haubtsäch- lich besorget. Der gottesdienst heisset die art und weise Gott zu verehren, Estorde diuortio. Ein lai heisset ein der pfarrei unterworfenes mit- glied. Sie nenneten ihre priester Druiden. Denn ob zwar Tacitus des namens in ansehung der Teutschen nicht gedenket; so ist es doch wahr- scheinlich, daß sie selbige wie die Gallier, also ge- nennet haben, Wachter im Glossario col. 313, Schurzfleischde veter. institut. Druid.Pu- fendorf, Frickde Druidis. Sie hatten sehr großes ansehen, Tac. cap. 10, dem Cäsarlib. 6. de Bello Gallico nicht widerspricht, Hert s. 62.
§ 90
die Fränki- schen köni-
Die Franken hielten gar viel auf die geistlichen. Die Fränkischen könige schäzten auch den pabst
hoch;
XI haubtſt. von den
§ 88
die argliſti- ge ſchmei- chelei wird verworfen.
Die argliſtige ſchmeichelei war den Teutſchen ſo ſehr, als die verſtellung verhaſt, Strykde iu- re blanditiarum,Cocceiide ſimulatione. Die aufrichtigkeit mit freundlichkeit vermiſchet achteten ſie fuͤr eine wahre tugend; daher derjenige, bei welchem ein verſtelltes weſen entdecket wurde, bei- des libe und zuverſicht bei ihnen verlore. Sie hielten die tapferkeit, treue, keuſchheit und die gottesfurcht fuͤr die fuͤrnaͤmſten tugenden, Hei- neccius in elementis iuris Germanici B. 1 tit. 17 § 392 ſ. 325. Hert vol. II T. I ſ. 20 fg.
Eilftes haubtſtuͤck von den geiſtlichen und laien.
§ 89
was ein geiſtlicher ſey.
Ferner waren die Teutſche: geiſtliche, oder laien, Hert ſ. 314. Ein geiſtlicher iſt, welcher die oͤffentliche betreibung des gottesdienſtes haubtſaͤch- lich beſorget. Der gottesdienſt heiſſet die art und weiſe Gott zu verehren, Eſtorde diuortio. Ein lai heiſſet ein der pfarrei unterworfenes mit- glied. Sie nenneten ihre prieſter Druiden. Denn ob zwar Tacitus des namens in anſehung der Teutſchen nicht gedenket; ſo iſt es doch wahr- ſcheinlich, daß ſie ſelbige wie die Gallier, alſo ge- nennet haben, Wachter im Gloſſario col. 313, Schurzfleiſchde veter. inſtitut. Druid.Pu- fendorf, Frickde Druidis. Sie hatten ſehr großes anſehen, Tac. cap. 10, dem Caͤſarlib. 6. de Bello Gallico nicht widerſpricht, Hert ſ. 62.
§ 90
die Fraͤnki- ſchen koͤni-
Die Franken hielten gar viel auf die geiſtlichen. Die Fraͤnkiſchen koͤnige ſchaͤzten auch den pabſt
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XI haubtſt. von den
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Die argliſtige ſchmeichelei war den Teutſchen
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aufrichtigkeit mit freundlichkeit vermiſchet achteten
ſie fuͤr eine wahre tugend; daher derjenige, bei
welchem ein verſtelltes weſen entdecket wurde, bei-
des libe und zuverſicht bei ihnen verlore. Sie
hielten die tapferkeit, treue, keuſchheit und die
gottesfurcht fuͤr die fuͤrnaͤmſten tugenden, Hei-
neccius in elementis iuris Germanici B. 1
tit. 17 § 392 ſ. 325. Hert vol. II T. I ſ. 20 fg.
Eilftes haubtſtuͤck
von den geiſtlichen und laien.
§ 89
Ferner waren die Teutſche: geiſtliche, oder laien,
Hert ſ. 314. Ein geiſtlicher iſt, welcher die
oͤffentliche betreibung des gottesdienſtes haubtſaͤch-
lich beſorget. Der gottesdienſt heiſſet die art
und weiſe Gott zu verehren, Eſtor de diuortio.
Ein lai heiſſet ein der pfarrei unterworfenes mit-
glied. Sie nenneten ihre prieſter Druiden. Denn
ob zwar Tacitus des namens in anſehung der
Teutſchen nicht gedenket; ſo iſt es doch wahr-
ſcheinlich, daß ſie ſelbige wie die Gallier, alſo ge-
nennet haben, Wachter im Gloſſario col. 313,
Schurzfleiſch de veter. inſtitut. Druid. Pu-
fendorf, Frick de Druidis. Sie hatten ſehr
großes anſehen, Tac. cap. 10, dem Caͤſar lib. 6.
de Bello Gallico nicht widerſpricht, Hert ſ. 62.
§ 90
Die Franken hielten gar viel auf die geiſtlichen.
Die Fraͤnkiſchen koͤnige ſchaͤzten auch den pabſt
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/48>, abgerufen am 21.11.2024.
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