Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

XVII haubtst. von erwachsen. rechten.
dreierlei ist. Entweder daß einer aus einem lan-
de, das unter dem Teutschen scepter stehet, ge-
gebohren, oder 2) daß iemand aus einem lande
und provinz gebohren, oder 3) daß iemand in einer
stadt oder dorfe erzilet worden ist.

§ 115
den frem-
den verstat-
tete man
keinen frei-
en paß,

Diesen werden entgegen gesetzet: die fremde,
als da sind: die Engelländer, Spanier, Polen etc.
ein solcher konnte ohne paß in Teutschland nicht
reisen, widrigenfalls er leibeigen wurde, das ist
ein wildfang, immaßen ihn die luft leibeigen
machte, von Ludewig in der disput. de pere-
grinitate, albinagio et Wildfangiatu,
Hilde-
brand,
de jure Wildfang.

§ 116

Die Teutsche hasseten die fremden sitten, und wa-
ren den fremden nicht hold, Hert am a. o. s. 16,
vol. II T. I, Franckenstein de vsu albinagii in
Germania
§ 3.

§ 117
nach wel-
chen rechten
der frem-
den strei-
tigkeiten
entschieden
worden.

Jeweilen entstehet die frage, ob ein ausländischer
kläger nach den von seinem landesherrn ausgegange-
nen rechten zu achten stehe, oder ob man ihn nach dem
wiedervergeltungsrechte (retorsion) richten müsse,
wenn zumal sothanes recht dem beklagten inländi-
schen zum vortheile gereichet und den kläger sach-
fällig machet? Allein weiln der richter nach maaß-
gebung derer rechte, welche in seinem gerichte gel-
ten, die sache entscheiden muß; so fället dahier
das wiedervergeltungsrecht weg, Hert de colli-
sione legum, sect. IV
§ 9, Franz Alef de le-
gum retorsione,
Augustin von Balthasar in
der disput. de jure peregrinorum singulari,

cap.

XVII haubtſt. von erwachſen. rechten.
dreierlei iſt. Entweder daß einer aus einem lan-
de, das unter dem Teutſchen ſcepter ſtehet, ge-
gebohren, oder 2) daß iemand aus einem lande
und provinz gebohren, oder 3) daß iemand in einer
ſtadt oder dorfe erzilet worden iſt.

§ 115
den frem-
den verſtat-
tete man
keinen frei-
en paß,

Dieſen werden entgegen geſetzet: die fremde,
als da ſind: die Engellaͤnder, Spanier, Polen ꝛc.
ein ſolcher konnte ohne paß in Teutſchland nicht
reiſen, widrigenfalls er leibeigen wurde, das iſt
ein wildfang, immaßen ihn die luft leibeigen
machte, von Ludewig in der diſput. de pere-
grinitate, albinagio et Wildfangiatu,
Hilde-
brand,
de jure Wildfang.

§ 116

Die Teutſche haſſeten die fremden ſitten, und wa-
ren den fremden nicht hold, Hert am a. o. ſ. 16,
vol. II T. I, Franckenſtein de vſu albinagii in
Germania
§ 3.

§ 117
nach wel-
chen ꝛechten
der frem-
den ſtrei-
tigkeiten
entſchieden
worden.

Jeweilen entſtehet die frage, ob ein auslaͤndiſcher
klaͤger nach den von ſeinem landesherrn ausgegange-
nen rechten zu achten ſtehe, oder ob man ihn nach dem
wiedervergeltungsrechte (retorſion) richten muͤſſe,
wenn zumal ſothanes recht dem beklagten inlaͤndi-
ſchen zum vortheile gereichet und den klaͤger ſach-
faͤllig machet? Allein weiln der richter nach maaß-
gebung derer rechte, welche in ſeinem gerichte gel-
ten, die ſache entſcheiden muß; ſo faͤllet dahier
das wiedervergeltungsrecht weg, Hert de colli-
ſione legum, ſect. IV
§ 9, Franz Alef de le-
gum retorſione,
Auguſtin von Balthaſar in
der diſput. de jure peregrinorum ſingulari,

cap.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0060" n="50"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XVII</hi> haubt&#x017F;t. von erwach&#x017F;en. rechten.</hi></fw><lb/>
dreierlei i&#x017F;t. Entweder daß einer aus einem lan-<lb/>
de, das unter dem Teut&#x017F;chen &#x017F;cepter &#x017F;tehet, ge-<lb/>
gebohren, oder 2) daß iemand aus einem lande<lb/>
und provinz gebohren, oder 3) daß iemand in einer<lb/>
&#x017F;tadt oder dorfe erzilet worden i&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 115</head><lb/>
            <note place="left">den frem-<lb/>
den ver&#x017F;tat-<lb/>
tete man<lb/>
keinen frei-<lb/>
en paß,</note>
            <p>Die&#x017F;en werden entgegen ge&#x017F;etzet: die fremde,<lb/>
als da &#x017F;ind: die Engella&#x0364;nder, Spanier, Polen &#xA75B;c.<lb/>
ein &#x017F;olcher konnte ohne paß in Teut&#x017F;chland nicht<lb/>
rei&#x017F;en, widrigenfalls er leibeigen wurde, das i&#x017F;t<lb/>
ein wildfang, immaßen ihn die luft leibeigen<lb/>
machte, <hi rendition="#fr">von Ludewig</hi> in der di&#x017F;put. <hi rendition="#aq">de pere-<lb/>
grinitate, albinagio et Wildfangiatu,</hi> <hi rendition="#fr">Hilde-<lb/>
brand,</hi> <hi rendition="#aq">de jure Wildfang.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 116</head><lb/>
            <p>Die Teut&#x017F;che ha&#x017F;&#x017F;eten die fremden &#x017F;itten, und wa-<lb/>
ren den fremden nicht hold, <hi rendition="#fr">Hert</hi> am a. o. &#x017F;. 16,<lb/>
vol. <hi rendition="#aq">II T. I,</hi> <hi rendition="#fr">Francken&#x017F;tein</hi> <hi rendition="#aq">de v&#x017F;u albinagii in<lb/>
Germania</hi> § 3.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 117</head><lb/>
            <note place="left">nach wel-<lb/>
chen &#xA75B;echten<lb/>
der frem-<lb/>
den &#x017F;trei-<lb/>
tigkeiten<lb/>
ent&#x017F;chieden<lb/>
worden.</note>
            <p>Jeweilen ent&#x017F;tehet die frage, ob ein ausla&#x0364;ndi&#x017F;cher<lb/>
kla&#x0364;ger nach den von &#x017F;einem landesherrn ausgegange-<lb/>
nen rechten zu achten &#x017F;tehe, oder ob man ihn nach dem<lb/>
wiedervergeltungsrechte (retor&#x017F;ion) richten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
wenn zumal &#x017F;othanes recht dem beklagten inla&#x0364;ndi-<lb/>
&#x017F;chen zum vortheile gereichet und den kla&#x0364;ger &#x017F;ach-<lb/>
fa&#x0364;llig machet? Allein weiln der richter nach maaß-<lb/>
gebung derer rechte, welche in &#x017F;einem gerichte gel-<lb/>
ten, die &#x017F;ache ent&#x017F;cheiden muß; &#x017F;o fa&#x0364;llet dahier<lb/>
das wiedervergeltungsrecht weg, <hi rendition="#fr">Hert</hi> <hi rendition="#aq">de colli-<lb/>
&#x017F;ione legum, &#x017F;ect. IV</hi> § 9, <hi rendition="#fr">Franz Alef</hi> <hi rendition="#aq">de le-<lb/>
gum retor&#x017F;ione,</hi> <hi rendition="#fr">Augu&#x017F;tin von Baltha&#x017F;ar</hi> in<lb/>
der di&#x017F;put. <hi rendition="#aq">de jure peregrinorum &#x017F;ingulari,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">cap.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0060] XVII haubtſt. von erwachſen. rechten. dreierlei iſt. Entweder daß einer aus einem lan- de, das unter dem Teutſchen ſcepter ſtehet, ge- gebohren, oder 2) daß iemand aus einem lande und provinz gebohren, oder 3) daß iemand in einer ſtadt oder dorfe erzilet worden iſt. § 115 Dieſen werden entgegen geſetzet: die fremde, als da ſind: die Engellaͤnder, Spanier, Polen ꝛc. ein ſolcher konnte ohne paß in Teutſchland nicht reiſen, widrigenfalls er leibeigen wurde, das iſt ein wildfang, immaßen ihn die luft leibeigen machte, von Ludewig in der diſput. de pere- grinitate, albinagio et Wildfangiatu, Hilde- brand, de jure Wildfang. § 116 Die Teutſche haſſeten die fremden ſitten, und wa- ren den fremden nicht hold, Hert am a. o. ſ. 16, vol. II T. I, Franckenſtein de vſu albinagii in Germania § 3. § 117 Jeweilen entſtehet die frage, ob ein auslaͤndiſcher klaͤger nach den von ſeinem landesherrn ausgegange- nen rechten zu achten ſtehe, oder ob man ihn nach dem wiedervergeltungsrechte (retorſion) richten muͤſſe, wenn zumal ſothanes recht dem beklagten inlaͤndi- ſchen zum vortheile gereichet und den klaͤger ſach- faͤllig machet? Allein weiln der richter nach maaß- gebung derer rechte, welche in ſeinem gerichte gel- ten, die ſache entſcheiden muß; ſo faͤllet dahier das wiedervergeltungsrecht weg, Hert de colli- ſione legum, ſect. IV § 9, Franz Alef de le- gum retorſione, Auguſtin von Balthaſar in der diſput. de jure peregrinorum ſingulari, cap.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/60
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/60>, abgerufen am 24.11.2024.