Neunzehntes haubtstück vom erbfolgerechte in der verstorbenen fremdlinge verlassenschaft.
§ 119
das jus al- binagii wird be- schrieben.
Aus der allgemeinen landsmannschaft, welche den fremden entgegen gesezet wurde, ist das jus albinagii, le Droit d' Aubaine herzuleiten. Denn wer bei den Francken nicht mit unter dem könig stunde, hieß ein fremdling. Fram, frem heißet ex,al fremd, Wachter im glossario, s. 481. Also bedeutet fremdling einen ausländer. Es ist demnach das jus albinagii eine gerechtsame des königes in Frankreich, kraft dessen er in die ver- lassenschaft eines fremden folget, auch dieser von ehrenstellen ausgeschlossen ist, mithin kein fremder ein testament, oder eine andere lezte willensver- ordnung über dasjenige, was selbiger in Franck- reich besizet, stiften kan, wenn er nicht besonde- re freiheiten desfalls erlanget hat, D. Richelet im dictionaire Francois s. 105, Franz Jacob Chas- les im dictionaire vniuersel chronologique et historique de justice etc. T. 1, s. 265, unter dem worte Droit d' Aubaine. Wenn ein Franzos aus Franckreich gehet, und sich anderweit wohn- haft niderlässet, kan er in Franckreich nichts er- ben. Ein fremder kan in Franckreich aus eines Franzosen testamente kein vermächtniß bekommen. Doch sind von dieser strenge ausgenommen, 1) die gesanden, 2) die geistlichen, 3) professores und im- matriculirte studenten, 4) die fremde, welche in Französischen kriegsdiensten stehen, 5) die geisel, 6) die hanse-städte, 7) Holländer, Portugiesen, Schottländer etc. Friedrich Ulrich Pestel in der
disput.
XIX. haubtſt. vom erbfolgerechte in
Neunzehntes haubtſtuͤck vom erbfolgerechte in der verſtorbenen fremdlinge verlaſſenſchaft.
§ 119
das jus al- binagii wird be- ſchrieben.
Aus der allgemeinen landsmannſchaft, welche den fremden entgegen geſezet wurde, iſt das jus albinagii, le Droit d’ Aubaine herzuleiten. Denn wer bei den Francken nicht mit unter dem koͤnig ſtunde, hieß ein fremdling. Fram, frem heißet ex,al fremd, Wachter im gloſſario, ſ. 481. Alſo bedeutet fremdling einen auslaͤnder. Es iſt demnach das jus albinagii eine gerechtſame des koͤniges in Frankreich, kraft deſſen er in die ver- laſſenſchaft eines fremden folget, auch dieſer von ehrenſtellen ausgeſchloſſen iſt, mithin kein fremder ein teſtament, oder eine andere lezte willensver- ordnung uͤber dasjenige, was ſelbiger in Franck- reich beſizet, ſtiften kan, wenn er nicht beſonde- re freiheiten desfalls erlanget hat, D. Richelet im dictionaire François ſ. 105, Franz Jacob Chaſ- les im dictionaire vniuerſel chronologique et hiſtorique de juſtice etc. T. 1, ſ. 265, unter dem worte Droit d’ Aubaine. Wenn ein Franzos aus Franckreich gehet, und ſich anderweit wohn- haft niderlaͤſſet, kan er in Franckreich nichts er- ben. Ein fremder kan in Franckreich aus eines Franzoſen teſtamente kein vermaͤchtniß bekommen. Doch ſind von dieſer ſtrenge ausgenommen, 1) die geſanden, 2) die geiſtlichen, 3) profeſſores und im- matriculirte ſtudenten, 4) die fremde, welche in Franzoͤſiſchen kriegsdienſten ſtehen, 5) die geiſel, 6) die hanſe-ſtaͤdte, 7) Hollaͤnder, Portugieſen, Schottlaͤnder ꝛc. Friedrich Ulrich Peſtel in der
diſput.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0062"n="52"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XIX.</hi> haubtſt. vom erbfolgerechte in</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Neunzehntes haubtſtuͤck<lb/>
vom erbfolgerechte in der verſtorbenen</hi><lb/>
fremdlinge verlaſſenſchaft.</head><lb/><divn="3"><head>§ 119</head><lb/><noteplace="left">das jus al-<lb/>
binagii<lb/>
wird be-<lb/>ſchrieben.</note><p><hirendition="#in">A</hi>us der allgemeinen landsmannſchaft, welche<lb/>
den fremden entgegen geſezet wurde, iſt das<lb/><hirendition="#fr">jus albinagii</hi>, <hirendition="#aq">le Droit d’ Aubaine</hi> herzuleiten.<lb/>
Denn wer bei den Francken nicht mit unter dem<lb/>
koͤnig ſtunde, hieß ein fremdling. <hirendition="#fr">Fram, frem</hi><lb/>
heißet <hirendition="#aq">ex,</hi><hirendition="#fr">al</hi> fremd, <hirendition="#fr">Wachter</hi> im gloſſario, ſ. 481.<lb/>
Alſo bedeutet fremdling einen auslaͤnder. Es iſt<lb/>
demnach das jus albinagii eine gerechtſame des<lb/>
koͤniges in Frankreich, kraft deſſen er in die ver-<lb/>
laſſenſchaft eines fremden folget, auch dieſer von<lb/>
ehrenſtellen ausgeſchloſſen iſt, mithin kein fremder<lb/>
ein teſtament, oder eine andere lezte willensver-<lb/>
ordnung uͤber dasjenige, was ſelbiger in Franck-<lb/>
reich beſizet, ſtiften kan, wenn er nicht beſonde-<lb/>
re freiheiten desfalls erlanget hat, <hirendition="#aq">D. <hirendition="#i">Richelet</hi></hi> im<lb/><hirendition="#aq">dictionaire François</hi>ſ. 105, <hirendition="#fr">Franz Jacob Chaſ-<lb/>
les</hi> im <hirendition="#aq">dictionaire vniuerſel chronologique et<lb/>
hiſtorique de juſtice etc. T.</hi> 1, ſ. 265, unter<lb/>
dem worte <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Droit d’ Aubaine</hi>.</hi> Wenn ein Franzos<lb/>
aus Franckreich gehet, und ſich anderweit wohn-<lb/>
haft niderlaͤſſet, kan er in Franckreich nichts er-<lb/>
ben. Ein fremder kan in Franckreich aus eines<lb/>
Franzoſen teſtamente kein vermaͤchtniß bekommen.<lb/>
Doch ſind von dieſer ſtrenge ausgenommen, 1) die<lb/>
geſanden, 2) die geiſtlichen, 3) profeſſores und im-<lb/>
matriculirte ſtudenten, 4) die fremde, welche in<lb/>
Franzoͤſiſchen kriegsdienſten ſtehen, 5) die geiſel,<lb/>
6) die hanſe-ſtaͤdte, 7) Hollaͤnder, Portugieſen,<lb/>
Schottlaͤnder ꝛc. <hirendition="#fr">Friedrich Ulrich Peſtel</hi> in der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">diſput.</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[52/0062]
XIX. haubtſt. vom erbfolgerechte in
Neunzehntes haubtſtuͤck
vom erbfolgerechte in der verſtorbenen
fremdlinge verlaſſenſchaft.
§ 119
Aus der allgemeinen landsmannſchaft, welche
den fremden entgegen geſezet wurde, iſt das
jus albinagii, le Droit d’ Aubaine herzuleiten.
Denn wer bei den Francken nicht mit unter dem
koͤnig ſtunde, hieß ein fremdling. Fram, frem
heißet ex, al fremd, Wachter im gloſſario, ſ. 481.
Alſo bedeutet fremdling einen auslaͤnder. Es iſt
demnach das jus albinagii eine gerechtſame des
koͤniges in Frankreich, kraft deſſen er in die ver-
laſſenſchaft eines fremden folget, auch dieſer von
ehrenſtellen ausgeſchloſſen iſt, mithin kein fremder
ein teſtament, oder eine andere lezte willensver-
ordnung uͤber dasjenige, was ſelbiger in Franck-
reich beſizet, ſtiften kan, wenn er nicht beſonde-
re freiheiten desfalls erlanget hat, D. Richelet im
dictionaire François ſ. 105, Franz Jacob Chaſ-
les im dictionaire vniuerſel chronologique et
hiſtorique de juſtice etc. T. 1, ſ. 265, unter
dem worte Droit d’ Aubaine. Wenn ein Franzos
aus Franckreich gehet, und ſich anderweit wohn-
haft niderlaͤſſet, kan er in Franckreich nichts er-
ben. Ein fremder kan in Franckreich aus eines
Franzoſen teſtamente kein vermaͤchtniß bekommen.
Doch ſind von dieſer ſtrenge ausgenommen, 1) die
geſanden, 2) die geiſtlichen, 3) profeſſores und im-
matriculirte ſtudenten, 4) die fremde, welche in
Franzoͤſiſchen kriegsdienſten ſtehen, 5) die geiſel,
6) die hanſe-ſtaͤdte, 7) Hollaͤnder, Portugieſen,
Schottlaͤnder ꝛc. Friedrich Ulrich Peſtel in der
diſput.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/62>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.