schlüssel aufs grab legen: wenn man eines ver- storbenen schulden nicht bezalen will.
Sechs und dreißigstes haubtstück von den büchern.
§ 1567
Die bücher werden von den buchen-rinden, worauf die Teutschen anfänglich geschrie- ben haben, also benennet. Sie gehören eben- falls zu den beweglichen sachen, iedoch können sie unter gewissen umständen die eigenschaft der unbe- weglichen dinge erhalten. Sie werden in alte und neue eingeteilet. Die alten waren meisten- teils auf pergament geschrieben, folglich weit köstli- cher als die neue, welche odentlicher weise aus pa- pyr bestehen. Das pergament wird aus kalb-oder schafs-häuten gemachet, und ist von der Attali- schen stadt Pergamum in klein Asien, also benen- net worden, alwo man es zu machen erfunden hat. Das beste findet man in Holland. Man teilet es in zartes oder jungfern pergament und ge- meines. Dises wird auf einer seiten rauch, auf der andern seite geglättet.
§ 1568
von den bü- chern der al- ten.
Die bücher der alten wurden entweder auf per- gament, oder auf papyr (chartas) geschriben. War deren gestalt fast viereckigt und vile blätter zusammen geleget und gehäftet, auch mit einem deckel versehen, so hatte man einen codex. Wur- de das pergament, oder die chartä länglicht zu- sammen geklebet und darauf gerollt, so war ein volumen da. Auf dem hisigen regirungs-archive finden sich schmale und sehr lange rollen, worauf die alten Kammer-rechnungen stehen. Daher
rüret
XXXVI haubtſtuͤck
ſchluͤſſel aufs grab legen: wenn man eines ver- ſtorbenen ſchulden nicht bezalen will.
Sechs und dreißigſtes haubtſtuͤck von den buͤchern.
§ 1567
Die buͤcher werden von den buchen-rinden, worauf die Teutſchen anfaͤnglich geſchrie- ben haben, alſo benennet. Sie gehoͤren eben- falls zu den beweglichen ſachen, iedoch koͤnnen ſie unter gewiſſen umſtaͤnden die eigenſchaft der unbe- weglichen dinge erhalten. Sie werden in alte und neue eingeteilet. Die alten waren meiſten- teils auf pergament geſchrieben, folglich weit koͤſtli- cher als die neue, welche odentlicher weiſe aus pa- pyr beſtehen. Das pergament wird aus kalb-oder ſchafs-haͤuten gemachet, und iſt von der Attali- ſchen ſtadt Pergamum in klein Aſien, alſo benen- net worden, alwo man es zu machen erfunden hat. Das beſte findet man in Holland. Man teilet es in zartes oder jungfern pergament und ge- meines. Diſes wird auf einer ſeiten rauch, auf der andern ſeite geglaͤttet.
§ 1568
von den buͤ- chern der al- ten.
Die buͤcher der alten wurden entweder auf per- gament, oder auf papyr (chartas) geſchriben. War deren geſtalt faſt viereckigt und vile blaͤtter zuſammen geleget und gehaͤftet, auch mit einem deckel verſehen, ſo hatte man einen codex. Wur- de das pergament, oder die chartaͤ laͤnglicht zu- ſammen geklebet und darauf gerollt, ſo war ein volumen da. Auf dem hiſigen regirungs-archive finden ſich ſchmale und ſehr lange rollen, worauf die alten Kammer-rechnungen ſtehen. Daher
ruͤret
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0644"n="632"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XXXVI</hi> haubtſtuͤck</hi></fw><lb/>ſchluͤſſel aufs grab legen: wenn man eines ver-<lb/>ſtorbenen ſchulden nicht bezalen will.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Sechs und dreißigſtes haubtſtuͤck<lb/>
von den buͤchern.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§ 1567</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie buͤcher werden von den buchen-rinden,<lb/>
worauf die Teutſchen anfaͤnglich geſchrie-<lb/>
ben haben, alſo benennet. Sie gehoͤren eben-<lb/>
falls zu den beweglichen ſachen, iedoch koͤnnen ſie<lb/>
unter gewiſſen umſtaͤnden die eigenſchaft der unbe-<lb/>
weglichen dinge erhalten. Sie werden in alte<lb/>
und neue eingeteilet. Die alten waren meiſten-<lb/>
teils auf pergament geſchrieben, folglich weit koͤſtli-<lb/>
cher als die neue, welche odentlicher weiſe aus pa-<lb/>
pyr beſtehen. Das pergament wird aus kalb-oder<lb/>ſchafs-haͤuten gemachet, und iſt von der Attali-<lb/>ſchen ſtadt Pergamum in klein Aſien, alſo benen-<lb/>
net worden, alwo man es zu machen erfunden<lb/>
hat. Das beſte findet man in Holland. Man<lb/>
teilet es in zartes oder jungfern pergament und ge-<lb/>
meines. Diſes wird auf einer ſeiten rauch, auf<lb/>
der andern ſeite geglaͤttet.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 1568</head><lb/><noteplace="left">von den buͤ-<lb/>
chern der al-<lb/>
ten.</note><p>Die buͤcher der alten wurden entweder auf per-<lb/>
gament, oder auf papyr (chartas) geſchriben.<lb/>
War deren geſtalt faſt viereckigt und vile blaͤtter<lb/>
zuſammen geleget und gehaͤftet, auch mit einem<lb/>
deckel verſehen, ſo hatte man einen <hirendition="#fr">codex.</hi> Wur-<lb/>
de das pergament, oder die chartaͤ laͤnglicht zu-<lb/>ſammen geklebet und darauf gerollt, ſo war ein<lb/>
volumen da. Auf dem hiſigen regirungs-archive<lb/>
finden ſich ſchmale und ſehr lange rollen, worauf<lb/>
die alten Kammer-rechnungen ſtehen. Daher<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ruͤret</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[632/0644]
XXXVI haubtſtuͤck
ſchluͤſſel aufs grab legen: wenn man eines ver-
ſtorbenen ſchulden nicht bezalen will.
Sechs und dreißigſtes haubtſtuͤck
von den buͤchern.
§ 1567
Die buͤcher werden von den buchen-rinden,
worauf die Teutſchen anfaͤnglich geſchrie-
ben haben, alſo benennet. Sie gehoͤren eben-
falls zu den beweglichen ſachen, iedoch koͤnnen ſie
unter gewiſſen umſtaͤnden die eigenſchaft der unbe-
weglichen dinge erhalten. Sie werden in alte
und neue eingeteilet. Die alten waren meiſten-
teils auf pergament geſchrieben, folglich weit koͤſtli-
cher als die neue, welche odentlicher weiſe aus pa-
pyr beſtehen. Das pergament wird aus kalb-oder
ſchafs-haͤuten gemachet, und iſt von der Attali-
ſchen ſtadt Pergamum in klein Aſien, alſo benen-
net worden, alwo man es zu machen erfunden
hat. Das beſte findet man in Holland. Man
teilet es in zartes oder jungfern pergament und ge-
meines. Diſes wird auf einer ſeiten rauch, auf
der andern ſeite geglaͤttet.
§ 1568
Die buͤcher der alten wurden entweder auf per-
gament, oder auf papyr (chartas) geſchriben.
War deren geſtalt faſt viereckigt und vile blaͤtter
zuſammen geleget und gehaͤftet, auch mit einem
deckel verſehen, ſo hatte man einen codex. Wur-
de das pergament, oder die chartaͤ laͤnglicht zu-
ſammen geklebet und darauf gerollt, ſo war ein
volumen da. Auf dem hiſigen regirungs-archive
finden ſich ſchmale und ſehr lange rollen, worauf
die alten Kammer-rechnungen ſtehen. Daher
ruͤret
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/644>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.