sammlungen aus den Breslauer natur- und kunst- geschichten s. 245.
§ 1594
Unter allen gewächsen, welche das land zumder flachs- bau ist müh- sam. besten des menschlichen geschlechtes träget, brau- chet kein einziges, bevor es zum vollkommenen ge- brauche gelanget, so vil mühe und arbeit, als der flachsbau und die fertigung der leinewand. Denn 1) ist das land ausserordentlich zuzubereiten, daß es der rosmarin erde gleiche, 2) muß der leinsa- men sehr wohl gereiniget werden, 3) ist ein be- sonderer reiner beutel, und 4) ein ganz rein-ge- waschenes säe-tuch darzu nötig. Wenn er auf- gegangen, ist selbiger 5) zu jäten, 6) zu ropfen, 7) zu rüffeln (reffen), 8) zu büsseln, 9) zu rö- sten, 10) wenn er flick im wasser ist, 11) auf der wise zu stauchen, oder 12) wo er noch nicht recht flick ist, auf den rasen zu breiten, 13) wenn er geweidet hat, bindet man ihn in dicke gebunde, 14) wird er nach hause gebracht, 15) an die son- ne geleget, und 16) geplauet, 17) auf einen haufen geschlagen, wohl zugedecket, 18) gebre- chet, 19) geschwungen, 20) zu zweien bis drei- enmalen gehechelt, 21) welches endlich der flachs genennet wird, und sich von dem werke, als dem abgange bei dem hecheln unterscheidet. Der flachs ist hirauf 22) zu spinnen, 23) das garn zu haspeln, oder zu weifen, 24) zu siden, oder zu äschern, 25) zu klopfen, 26) zu weben, 27) zu bleichen, 28) die knoten sind auf dem boden zu trocknen, 29) fleißig zu wenden, 30) der feldlein an der sonne zu klengen, immaßen die knoten des Franzosen-leines sich nicht klengen las- sen, sondern geplauet oder gedroschen werden müs- sen, endlich ist 31) der lein mit siben zu reinigen.
§ 1595
S s
vom flachſe, hanfe, garne, ꝛc.
ſammlungen aus den Breslauer natur- und kunſt- geſchichten ſ. 245.
§ 1594
Unter allen gewaͤchſen, welche das land zumder flachs- bau iſt muͤh- ſam. beſten des menſchlichen geſchlechtes traͤget, brau- chet kein einziges, bevor es zum vollkommenen ge- brauche gelanget, ſo vil muͤhe und arbeit, als der flachsbau und die fertigung der leinewand. Denn 1) iſt das land auſſerordentlich zuzubereiten, daß es der rosmarin erde gleiche, 2) muß der leinſa- men ſehr wohl gereiniget werden, 3) iſt ein be- ſonderer reiner beutel, und 4) ein ganz rein-ge- waſchenes ſaͤe-tuch darzu noͤtig. Wenn er auf- gegangen, iſt ſelbiger 5) zu jaͤten, 6) zu ropfen, 7) zu ruͤffeln (reffen), 8) zu buͤſſeln, 9) zu roͤ- ſten, 10) wenn er flick im waſſer iſt, 11) auf der wiſe zu ſtauchen, oder 12) wo er noch nicht recht flick iſt, auf den raſen zu breiten, 13) wenn er geweidet hat, bindet man ihn in dicke gebunde, 14) wird er nach hauſe gebracht, 15) an die ſon- ne geleget, und 16) geplauet, 17) auf einen haufen geſchlagen, wohl zugedecket, 18) gebre- chet, 19) geſchwungen, 20) zu zweien bis drei- enmalen gehechelt, 21) welches endlich der flachs genennet wird, und ſich von dem werke, als dem abgange bei dem hecheln unterſcheidet. Der flachs iſt hirauf 22) zu ſpinnen, 23) das garn zu haſpeln, oder zu weifen, 24) zu ſiden, oder zu aͤſchern, 25) zu klopfen, 26) zu weben, 27) zu bleichen, 28) die knoten ſind auf dem boden zu trocknen, 29) fleißig zu wenden, 30) der feldlein an der ſonne zu klengen, immaßen die knoten des Franzoſen-leines ſich nicht klengen laſ- ſen, ſondern geplauet oder gedroſchen werden muͤſ- ſen, endlich iſt 31) der lein mit ſiben zu reinigen.
§ 1595
S s
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vom flachſe, hanfe, garne, ꝛc.
ſammlungen aus den Breslauer natur- und kunſt-
geſchichten ſ. 245.
§ 1594
Unter allen gewaͤchſen, welche das land zum
beſten des menſchlichen geſchlechtes traͤget, brau-
chet kein einziges, bevor es zum vollkommenen ge-
brauche gelanget, ſo vil muͤhe und arbeit, als der
flachsbau und die fertigung der leinewand. Denn
1) iſt das land auſſerordentlich zuzubereiten, daß
es der rosmarin erde gleiche, 2) muß der leinſa-
men ſehr wohl gereiniget werden, 3) iſt ein be-
ſonderer reiner beutel, und 4) ein ganz rein-ge-
waſchenes ſaͤe-tuch darzu noͤtig. Wenn er auf-
gegangen, iſt ſelbiger 5) zu jaͤten, 6) zu ropfen,
7) zu ruͤffeln (reffen), 8) zu buͤſſeln, 9) zu roͤ-
ſten, 10) wenn er flick im waſſer iſt, 11) auf
der wiſe zu ſtauchen, oder 12) wo er noch nicht
recht flick iſt, auf den raſen zu breiten, 13) wenn
er geweidet hat, bindet man ihn in dicke gebunde,
14) wird er nach hauſe gebracht, 15) an die ſon-
ne geleget, und 16) geplauet, 17) auf einen
haufen geſchlagen, wohl zugedecket, 18) gebre-
chet, 19) geſchwungen, 20) zu zweien bis drei-
enmalen gehechelt, 21) welches endlich der flachs
genennet wird, und ſich von dem werke, als dem
abgange bei dem hecheln unterſcheidet. Der
flachs iſt hirauf 22) zu ſpinnen, 23) das garn
zu haſpeln, oder zu weifen, 24) zu ſiden, oder
zu aͤſchern, 25) zu klopfen, 26) zu weben, 27)
zu bleichen, 28) die knoten ſind auf dem boden
zu trocknen, 29) fleißig zu wenden, 30) der
feldlein an der ſonne zu klengen, immaßen die
knoten des Franzoſen-leines ſich nicht klengen laſ-
ſen, ſondern geplauet oder gedroſchen werden muͤſ-
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der flachs-
bau iſt muͤh-
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/653>, abgerufen am 22.11.2024.
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