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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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von den unbeweglichen sachen etc.
gemäß und dem dritten unschädlich aufzufüren,
verstehet.

§ 1619

Es vermag zwar iedermann vermöge der natür-die natürli-
che freiheit
des bauens
halber kan
beschränket
werden.

lichen freiheit auf seinem eigenen grunde und bo-
den nach beliben zu bauen; und wenn auch gleich
dadurch dem nachbar sein taglicht benommen wer-
den sollte, Nassau-Cazenellenbogische landesord-
nung im VIten teile cap. 3 § 2, 3, fgg. s. 181, 182.
Allein sotanes recht wird öfters durch verträge oder
die zum besten und wohlstand des gemeinen we-
sens, auch nuzen der untertanen, und zu verhü-
tung der streitigkeiten benebst der gefahr abzilen-
den verordnungen der landesherrschaft und ober-
keit beschränket, wannenher in wohleingerichteten
staten die besondern bauordnungen, baugerichte,
baumeister besorget werden. Denn es lieget ei-
nem landesherrn allerdings daran, daß nicht allein
tüchtige und dauerhafte gebäude aufgefüret, selbi-
ge in baulichen wesen bleiben, und baufällige,
oder verwüstete gebäude hergestellet werden, (§
642-644 fgg), sondern auch dem gemeinen we-
sen und den benachbarten kein schaden zugefüget
werde.

§ 1620

Ein haus bedeutet so vil, als eine bedeckung,was ein
haus bedeu-
tet?

aufenthalt, behältnis etc. Wachter am a. o. sp.
679, Frisch am a. o. s. 427 im Iten teile; das
haus ist ein gebäude, worin menschen wonen, und
für allerlei ungemache des wetters sich beschüzen,
auch ire habseligkeit verwaren, nicht minder ihr
gewerbe gemächlich treiben können. Der bauen-
de muß angewisen werden, einen guten grund zu
legen. Ein keller darin ist nötig. Die heimliche
abtritte müssen ausser dem gebrauche nicht bemer-
ket werden können, Penther im Iten teile der bau-

kunst

von den unbeweglichen ſachen ꝛc.
gemaͤß und dem dritten unſchaͤdlich aufzufuͤren,
verſtehet.

§ 1619

Es vermag zwar iedermann vermoͤge der natuͤr-die natuͤrli-
che freiheit
des bauens
halber kan
beſchraͤnket
werden.

lichen freiheit auf ſeinem eigenen grunde und bo-
den nach beliben zu bauen; und wenn auch gleich
dadurch dem nachbar ſein taglicht benommen wer-
den ſollte, Naſſau-Cazenellenbogiſche landesord-
nung im VIten teile cap. 3 § 2, 3, fgg. ſ. 181, 182.
Allein ſotanes recht wird oͤfters durch vertraͤge oder
die zum beſten und wohlſtand des gemeinen we-
ſens, auch nuzen der untertanen, und zu verhuͤ-
tung der ſtreitigkeiten benebſt der gefahr abzilen-
den verordnungen der landesherrſchaft und ober-
keit beſchraͤnket, wannenher in wohleingerichteten
ſtaten die beſondern bauordnungen, baugerichte,
baumeiſter beſorget werden. Denn es lieget ei-
nem landesherrn allerdings daran, daß nicht allein
tuͤchtige und dauerhafte gebaͤude aufgefuͤret, ſelbi-
ge in baulichen weſen bleiben, und baufaͤllige,
oder verwuͤſtete gebaͤude hergeſtellet werden, (§
642-644 fgg), ſondern auch dem gemeinen we-
ſen und den benachbarten kein ſchaden zugefuͤget
werde.

§ 1620

Ein haus bedeutet ſo vil, als eine bedeckung,was ein
haus bedeu-
tet?

aufenthalt, behaͤltnis ꝛc. Wachter am a. o. ſp.
679, Friſch am a. o. ſ. 427 im Iten teile; das
haus iſt ein gebaͤude, worin menſchen wonen, und
fuͤr allerlei ungemache des wetters ſich beſchuͤzen,
auch ire habſeligkeit verwaren, nicht minder ihr
gewerbe gemaͤchlich treiben koͤnnen. Der bauen-
de muß angewiſen werden, einen guten grund zu
legen. Ein keller darin iſt noͤtig. Die heimliche
abtritte muͤſſen auſſer dem gebrauche nicht bemer-
ket werden koͤnnen, Penther im Iten teile der bau-

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[651/0663] von den unbeweglichen ſachen ꝛc. gemaͤß und dem dritten unſchaͤdlich aufzufuͤren, verſtehet. § 1619 Es vermag zwar iedermann vermoͤge der natuͤr- lichen freiheit auf ſeinem eigenen grunde und bo- den nach beliben zu bauen; und wenn auch gleich dadurch dem nachbar ſein taglicht benommen wer- den ſollte, Naſſau-Cazenellenbogiſche landesord- nung im VIten teile cap. 3 § 2, 3, fgg. ſ. 181, 182. Allein ſotanes recht wird oͤfters durch vertraͤge oder die zum beſten und wohlſtand des gemeinen we- ſens, auch nuzen der untertanen, und zu verhuͤ- tung der ſtreitigkeiten benebſt der gefahr abzilen- den verordnungen der landesherrſchaft und ober- keit beſchraͤnket, wannenher in wohleingerichteten ſtaten die beſondern bauordnungen, baugerichte, baumeiſter beſorget werden. Denn es lieget ei- nem landesherrn allerdings daran, daß nicht allein tuͤchtige und dauerhafte gebaͤude aufgefuͤret, ſelbi- ge in baulichen weſen bleiben, und baufaͤllige, oder verwuͤſtete gebaͤude hergeſtellet werden, (§ 642-644 fgg), ſondern auch dem gemeinen we- ſen und den benachbarten kein ſchaden zugefuͤget werde. die natuͤrli- che freiheit des bauens halber kan beſchraͤnket werden. § 1620 Ein haus bedeutet ſo vil, als eine bedeckung, aufenthalt, behaͤltnis ꝛc. Wachter am a. o. ſp. 679, Friſch am a. o. ſ. 427 im Iten teile; das haus iſt ein gebaͤude, worin menſchen wonen, und fuͤr allerlei ungemache des wetters ſich beſchuͤzen, auch ire habſeligkeit verwaren, nicht minder ihr gewerbe gemaͤchlich treiben koͤnnen. Der bauen- de muß angewiſen werden, einen guten grund zu legen. Ein keller darin iſt noͤtig. Die heimliche abtritte muͤſſen auſſer dem gebrauche nicht bemer- ket werden koͤnnen, Penther im Iten teile der bau- kunſt was ein haus bedeu- tet?

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/663>, abgerufen am 22.11.2024.