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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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XLII haubtstück
§ 1781
der turf
wird be-
schriben.

Der turf ist teils ein mit vilen zäsergen, fäsig-
ten und filzigten wurzeln durchwachsenes moos,
teils ein aus vilem grase und verfaulter schwefe-
lichter holzerde bestehendes erdreich, teils eine
versammlete menge unzälicher wachsenden und
grünen pflänzgen, die unter dem sumpfigen und
stillstehenden wasser hervorkommen, und sich mit
einander verwickelt haben. Die farbe ist bei ei-
nigem turfe dunkelbraun, fett und klebericht; ei-
niger ist leicht und trocken, und bestehet aus vilen
holzigten teilgen auch dicken wurzeln, aus rore,
sande etc. von Rohr am a. o.

§ 1782
das stroh
muß iewei-
len das holz
vertreten.

In der Wetterau und vilen andern orten, wird
aus mangel des holzes mit strohe geheizet und ge-
kochet. Ein kleines fest zusammen gebundenes
gebündgen vom strohe dinet anstatt des ofen-
klozes.

§ 1783
wie es bei
einbrechen-
den holz-
mangel der
unterta-
nen etc. ge-
halten wer-
den mag?

Haben etwa untertanen in einem herrschaftli-
chen, oder adelichen walde die beholzigung, der
wald aber nimmt ab, und die untertanen mehren
sich; alsdann wird der wald gemessen, das holz
darin überschlagen, und der ertrag ausgeworfen,
nach fürschrift, wie ich im Vten stücke der Mar-
burgischen beiträge ausgefüret habe. Wie aber!
wenn der vasall seinem lehnsherrn gegen die be-
holzigung den wald überlassen hat! Hier kan
der vasall von der hergebrachten holz-anzale nicht
zurück gesezet werden. Also ist in sachen von B.
wider die rentkammer zu H. gesprochen worden.

§ 1784
one erlaub-
nis darf
kein anstös-
ser an den

Wer one erlaubnis sich bei seinem acker und
wisen, welche an die wälder stoßen; zu roden un-
terstehet, ist straffällig, F. H. Casselische forst-

und
XLII haubtſtuͤck
§ 1781
der turf
wird be-
ſchriben.

Der turf iſt teils ein mit vilen zaͤſergen, faͤſig-
ten und filzigten wurzeln durchwachſenes moos,
teils ein aus vilem graſe und verfaulter ſchwefe-
lichter holzerde beſtehendes erdreich, teils eine
verſammlete menge unzaͤlicher wachſenden und
gruͤnen pflaͤnzgen, die unter dem ſumpfigen und
ſtillſtehenden waſſer hervorkommen, und ſich mit
einander verwickelt haben. Die farbe iſt bei ei-
nigem turfe dunkelbraun, fett und klebericht; ei-
niger iſt leicht und trocken, und beſtehet aus vilen
holzigten teilgen auch dicken wurzeln, aus rore,
ſande ꝛc. von Rohr am a. o.

§ 1782
das ſtroh
muß iewei-
len das holz
vertreten.

In der Wetterau und vilen andern orten, wird
aus mangel des holzes mit ſtrohe geheizet und ge-
kochet. Ein kleines feſt zuſammen gebundenes
gebuͤndgen vom ſtrohe dinet anſtatt des ofen-
klozes.

§ 1783
wie es bei
einbrechen-
den holz-
mangel der
unterta-
nen ꝛc. ge-
halten wer-
den mag?

Haben etwa untertanen in einem herrſchaftli-
chen, oder adelichen walde die beholzigung, der
wald aber nimmt ab, und die untertanen mehren
ſich; alsdann wird der wald gemeſſen, das holz
darin uͤberſchlagen, und der ertrag ausgeworfen,
nach fuͤrſchrift, wie ich im Vten ſtuͤcke der Mar-
burgiſchen beitraͤge ausgefuͤret habe. Wie aber!
wenn der vaſall ſeinem lehnsherrn gegen die be-
holzigung den wald uͤberlaſſen hat! Hier kan
der vaſall von der hergebrachten holz-anzale nicht
zuruͤck geſezet werden. Alſo iſt in ſachen von B.
wider die rentkammer zu H. geſprochen worden.

§ 1784
one erlaub-
nis darf
kein anſtoͤſ-
ſer an den

Wer one erlaubnis ſich bei ſeinem acker und
wiſen, welche an die waͤlder ſtoßen; zu roden un-
terſtehet, iſt ſtraffaͤllig, F. H. Caſſeliſche forſt-

und
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[720/0732] XLII haubtſtuͤck § 1781 Der turf iſt teils ein mit vilen zaͤſergen, faͤſig- ten und filzigten wurzeln durchwachſenes moos, teils ein aus vilem graſe und verfaulter ſchwefe- lichter holzerde beſtehendes erdreich, teils eine verſammlete menge unzaͤlicher wachſenden und gruͤnen pflaͤnzgen, die unter dem ſumpfigen und ſtillſtehenden waſſer hervorkommen, und ſich mit einander verwickelt haben. Die farbe iſt bei ei- nigem turfe dunkelbraun, fett und klebericht; ei- niger iſt leicht und trocken, und beſtehet aus vilen holzigten teilgen auch dicken wurzeln, aus rore, ſande ꝛc. von Rohr am a. o. § 1782 In der Wetterau und vilen andern orten, wird aus mangel des holzes mit ſtrohe geheizet und ge- kochet. Ein kleines feſt zuſammen gebundenes gebuͤndgen vom ſtrohe dinet anſtatt des ofen- klozes. § 1783 Haben etwa untertanen in einem herrſchaftli- chen, oder adelichen walde die beholzigung, der wald aber nimmt ab, und die untertanen mehren ſich; alsdann wird der wald gemeſſen, das holz darin uͤberſchlagen, und der ertrag ausgeworfen, nach fuͤrſchrift, wie ich im Vten ſtuͤcke der Mar- burgiſchen beitraͤge ausgefuͤret habe. Wie aber! wenn der vaſall ſeinem lehnsherrn gegen die be- holzigung den wald uͤberlaſſen hat! Hier kan der vaſall von der hergebrachten holz-anzale nicht zuruͤck geſezet werden. Alſo iſt in ſachen von B. wider die rentkammer zu H. geſprochen worden. § 1784 Wer one erlaubnis ſich bei ſeinem acker und wiſen, welche an die waͤlder ſtoßen; zu roden un- terſtehet, iſt ſtraffaͤllig, F. H. Caſſeliſche forſt- und

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 720. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/732>, abgerufen am 22.11.2024.