Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

XXX haubtst. vom nidern adel,
kommen
der ältern
adel und
wapen
nicht.
35, § 1 s. 482; angesehen die Teutsche dafür hielten,
daß der adel, welcher in absicht auf der ältern und
vorfahren tugenden sowohl verdienste auf die Kin-
der durch eine eheliche und adeliche geburt gebracht
werden müsse, durch verbrechen nicht fortgepflan-
zet werden könne, vielmehr hat man dergleichen
kinder als wilde zweige iederzeit bei den Teutschen
für rechtlos geachtet, Schwäb. landrecht, cap.
410, Sächs. landrecht B. I, art. 37, Johann
George Cramer
am a. o. s. 184 fg. folglich sie von
ehrenämtern, der lehn- und erbfolge ausgeschlossen,
Schwäb. landrecht, cap. 164, cap. 371, Cramer
am a. o. s. 185, 186, Struve in jurisprudentia
heroica,
vol. III cap. 6, sect. 3, § 1 fg. s. 625, vol.
II, cap. 6 § 12 s. 383. Jedoch muß ihnen der un-
terhalt gereichet werden.

§ 174
von des
adels zeug-
nisse.

Ein adelicher zeuge verdienet mehr glauben, als
ein anderer, Augustin von Leiser de juribus
equitum sax. singul.
§ 34, Andreas Gail in ob-
seruat. lib. 1 obs.
101. num. 13, s. 177, lib II obs.
66. num. 11 s. 419, in betracht die Teutschen dieje-
nigen, welche der geburt nach für tugendhaft zu
halten, anbeneben mit unbeweglichen gütern ange-
sessen waren, für gute und unverwerfliche zeugen
achteten, Dreyer de cespitalitatis requisito in
testibus habilibus,
§ 1 fg. Ernst Friderich
Schröters
disp. de ciuili nobilium statu, cap. 12
§ 4, gestalt denn auch ein adelicher, wenn er zum
zeugniß gefodert wird, der reise, auch kosten hal-
ber für den bürgern und bauern einen vorzug hat.

§ 175
wenn der
adeliche für
ungehor-

Ein armer von adel, wenn er aus mangel der
kleidung vor gerichte nicht erscheinen kan, wird er
für ungehorsam nicht gehalten, wenigstens findet

bei

XXX haubtſt. vom nidern adel,
kommen
der aͤltern
adel und
wapen
nicht.
35, § 1 ſ. 482; angeſehen die Teutſche dafuͤr hielten,
daß der adel, welcher in abſicht auf der aͤltern und
vorfahren tugenden ſowohl verdienſte auf die Kin-
der durch eine eheliche und adeliche geburt gebracht
werden muͤſſe, durch verbrechen nicht fortgepflan-
zet werden koͤnne, vielmehr hat man dergleichen
kinder als wilde zweige iederzeit bei den Teutſchen
fuͤr rechtlos geachtet, Schwaͤb. landrecht, cap.
410, Saͤchſ. landrecht B. I, art. 37, Johann
George Cramer
am a. o. ſ. 184 fg. folglich ſie von
ehrenaͤmtern, der lehn- und erbfolge ausgeſchloſſen,
Schwaͤb. landrecht, cap. 164, cap. 371, Cramer
am a. o. ſ. 185, 186, Struve in jurisprudentia
heroica,
vol. III cap. 6, ſect. 3, § 1 fg. ſ. 625, vol.
II, cap. 6 § 12 ſ. 383. Jedoch muß ihnen der un-
terhalt gereichet werden.

§ 174
von des
adels zeug-
niſſe.

Ein adelicher zeuge verdienet mehr glauben, als
ein anderer, Auguſtin von Leiſer de juribus
equitum ſax. ſingul.
§ 34, Andreas Gail in ob-
ſeruat. lib. 1 obſ.
101. num. 13, ſ. 177, lib II obſ.
66. num. 11 ſ. 419, in betracht die Teutſchen dieje-
nigen, welche der geburt nach fuͤr tugendhaft zu
halten, anbeneben mit unbeweglichen guͤtern ange-
ſeſſen waren, fuͤr gute und unverwerfliche zeugen
achteten, Dreyer de ceſpitalitatis requiſito in
teſtibus habilibus,
§ 1 fg. Ernſt Friderich
Schroͤters
diſp. de ciuili nobilium ſtatu, cap. 12
§ 4, geſtalt denn auch ein adelicher, wenn er zum
zeugniß gefodert wird, der reiſe, auch koſten hal-
ber fuͤr den buͤrgern und bauern einen vorzug hat.

§ 175
wenn der
adeliche fuͤr
ungehor-

Ein armer von adel, wenn er aus mangel der
kleidung vor gerichte nicht erſcheinen kan, wird er
fuͤr ungehorſam nicht gehalten, wenigſtens findet

bei
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0082" n="72"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXX</hi> haubt&#x017F;t. vom nidern adel,</hi></fw><lb/><note place="left">kommen<lb/>
der a&#x0364;ltern<lb/>
adel und<lb/>
wapen<lb/>
nicht.</note>35, § 1 &#x017F;. 482; ange&#x017F;ehen die Teut&#x017F;che dafu&#x0364;r hielten,<lb/>
daß der adel, welcher in ab&#x017F;icht auf der a&#x0364;ltern und<lb/>
vorfahren tugenden &#x017F;owohl verdien&#x017F;te auf die Kin-<lb/>
der durch eine eheliche und adeliche geburt gebracht<lb/>
werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, durch verbrechen nicht fortgepflan-<lb/>
zet werden ko&#x0364;nne, vielmehr hat man dergleichen<lb/>
kinder als wilde zweige iederzeit bei den Teut&#x017F;chen<lb/>
fu&#x0364;r rechtlos geachtet, <hi rendition="#fr">Schwa&#x0364;b. landrecht</hi>, cap.<lb/>
410, <hi rendition="#fr">Sa&#x0364;ch&#x017F;. landrecht</hi> B. <hi rendition="#aq">I,</hi> art. 37, <hi rendition="#fr">Johann<lb/>
George Cramer</hi> am a. o. &#x017F;. 184 fg. folglich &#x017F;ie von<lb/>
ehrena&#x0364;mtern, der lehn- und erbfolge ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,<lb/><hi rendition="#fr">Schwa&#x0364;b. landrecht</hi>, cap. 164, cap. 371, <hi rendition="#fr">Cramer</hi><lb/>
am a. o. &#x017F;. 185, 186, <hi rendition="#fr">Struve</hi> in <hi rendition="#aq">jurisprudentia<lb/>
heroica,</hi> vol. <hi rendition="#aq">III</hi> cap. 6, <hi rendition="#aq">&#x017F;ect.</hi> 3, § 1 fg. &#x017F;. 625, vol.<lb/><hi rendition="#aq">II,</hi> cap. 6 § 12 &#x017F;. 383. Jedoch muß ihnen der un-<lb/>
terhalt gereichet werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 174</head><lb/>
            <note place="left">von des<lb/>
adels zeug-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e.</note>
            <p>Ein adelicher zeuge verdienet mehr glauben, als<lb/>
ein anderer, <hi rendition="#fr">Augu&#x017F;tin von Lei&#x017F;er</hi> <hi rendition="#aq">de juribus<lb/>
equitum &#x017F;ax. &#x017F;ingul.</hi> § 34, <hi rendition="#fr">Andreas Gail</hi> in <hi rendition="#aq">ob-<lb/>
&#x017F;eruat. lib. 1 ob&#x017F;.</hi> 101. num. 13, &#x017F;. 177, <hi rendition="#aq">lib II ob&#x017F;.</hi><lb/>
66. num. 11 &#x017F;. 419, in betracht die Teut&#x017F;chen dieje-<lb/>
nigen, welche der geburt nach fu&#x0364;r tugendhaft zu<lb/>
halten, anbeneben mit unbeweglichen gu&#x0364;tern ange-<lb/>
&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en waren, fu&#x0364;r gute und unverwerfliche zeugen<lb/>
achteten, <hi rendition="#fr">Dreyer</hi> <hi rendition="#aq">de ce&#x017F;pitalitatis requi&#x017F;ito in<lb/>
te&#x017F;tibus habilibus,</hi> § 1 fg. <hi rendition="#fr">Ern&#x017F;t Friderich<lb/>
Schro&#x0364;ters</hi> di&#x017F;p. <hi rendition="#aq">de ciuili nobilium &#x017F;tatu,</hi> cap. 12<lb/>
§ 4, ge&#x017F;talt denn auch ein adelicher, wenn er zum<lb/>
zeugniß gefodert wird, der rei&#x017F;e, auch ko&#x017F;ten hal-<lb/>
ber fu&#x0364;r den bu&#x0364;rgern und bauern einen vorzug hat.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 175</head><lb/>
            <note place="left">wenn der<lb/>
adeliche fu&#x0364;r<lb/>
ungehor-</note>
            <p>Ein armer von adel, wenn er aus mangel der<lb/>
kleidung vor gerichte nicht er&#x017F;cheinen kan, wird er<lb/>
fu&#x0364;r ungehor&#x017F;am nicht gehalten, wenig&#x017F;tens findet<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bei</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0082] XXX haubtſt. vom nidern adel, 35, § 1 ſ. 482; angeſehen die Teutſche dafuͤr hielten, daß der adel, welcher in abſicht auf der aͤltern und vorfahren tugenden ſowohl verdienſte auf die Kin- der durch eine eheliche und adeliche geburt gebracht werden muͤſſe, durch verbrechen nicht fortgepflan- zet werden koͤnne, vielmehr hat man dergleichen kinder als wilde zweige iederzeit bei den Teutſchen fuͤr rechtlos geachtet, Schwaͤb. landrecht, cap. 410, Saͤchſ. landrecht B. I, art. 37, Johann George Cramer am a. o. ſ. 184 fg. folglich ſie von ehrenaͤmtern, der lehn- und erbfolge ausgeſchloſſen, Schwaͤb. landrecht, cap. 164, cap. 371, Cramer am a. o. ſ. 185, 186, Struve in jurisprudentia heroica, vol. III cap. 6, ſect. 3, § 1 fg. ſ. 625, vol. II, cap. 6 § 12 ſ. 383. Jedoch muß ihnen der un- terhalt gereichet werden. kommen der aͤltern adel und wapen nicht. § 174 Ein adelicher zeuge verdienet mehr glauben, als ein anderer, Auguſtin von Leiſer de juribus equitum ſax. ſingul. § 34, Andreas Gail in ob- ſeruat. lib. 1 obſ. 101. num. 13, ſ. 177, lib II obſ. 66. num. 11 ſ. 419, in betracht die Teutſchen dieje- nigen, welche der geburt nach fuͤr tugendhaft zu halten, anbeneben mit unbeweglichen guͤtern ange- ſeſſen waren, fuͤr gute und unverwerfliche zeugen achteten, Dreyer de ceſpitalitatis requiſito in teſtibus habilibus, § 1 fg. Ernſt Friderich Schroͤters diſp. de ciuili nobilium ſtatu, cap. 12 § 4, geſtalt denn auch ein adelicher, wenn er zum zeugniß gefodert wird, der reiſe, auch koſten hal- ber fuͤr den buͤrgern und bauern einen vorzug hat. § 175 Ein armer von adel, wenn er aus mangel der kleidung vor gerichte nicht erſcheinen kan, wird er fuͤr ungehorſam nicht gehalten, wenigſtens findet bei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/82
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/82>, abgerufen am 24.11.2024.