Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite
LVI haubtstück
§ 2254
wie es der
mülen-weh-
re halben
desfalls ge-
halten
wird?

Wo ein mülen-wehr im flusse ist, schneidet man
ieweilen darneben einen graben, wie in der Sale
unter Halle geschahe. In sotanen graben wird
die schleusse angebracht.

§ 2255
die schleus-
sen sind nö-
tig und
nüzlich.

Um die fernere notwendigkeit, und den nuzen
der schleussen zu zeigen, wollen wir uns an die
Weser, bei Hameln, wenden. Ein schif, wel-
ches den strom hinunter durch die fiere zwischen
dem wehre passirete, wurde vom fallenden strome
in 1/3 minuten über 400 fuße weit fortgerissen.
Noch beschwerlicher war die fahrt den strom hin-
auf. Bei legung des grundes des 1733 angefan-
genen schleussen-baues bereitete man 6 wasser-rä-
der in der höhe von 17, 18 und 19 fußen, in einem
dazu gegrabenen kanale. Sotane räder tribe die
Weser. Sie waren 6 schuhe ein iedes breit.
Dreie diser räder zogen vermittels eines gestänges
24 pumpen, iede 12 auch 14 zolle ins gevirte, mit
21/2 schuhen hub. Das virte rad tribe eine Hollän-
dische ketten-müle, mit dreien gängen. Dises
werkzeug schöpffete so vil, als 10 pumpen. Noch
zwei schöpf-räder gossen über der welle aus, und
schöpffeten so vil, als 26 pumpen, ungeachtet ire
unterhaltung geringer ist, als anderer wasser-werk-
zeuge; welche iedoch alle zusammen in ieder stunde
50,000 schue cubic wassers, mithin in 24 stunden
1200000 schue-wasser cubic ausgemalen, und den
ort des grundes zur schleusse trocken gehalten ha-
ben. Der ganze raum war mit einer doppelten
kern-wand 10 schue in der weite von einander ein-
gefasset, um das zuquellen des wassers zu behin-
dern. Zur arbeit gingen täglich 15 rammen zu-
gleich, deren einige 1100 pfunde schwer waren.
An arbeitsleuten bedurfte man täglich über 700

perso-
LVI haubtſtuͤck
§ 2254
wie es der
muͤlen-weh-
re halben
desfalls ge-
halten
wird?

Wo ein muͤlen-wehr im fluſſe iſt, ſchneidet man
ieweilen darneben einen graben, wie in der Sale
unter Halle geſchahe. In ſotanen graben wird
die ſchleuſſe angebracht.

§ 2255
die ſchleuſ-
ſen ſind noͤ-
tig und
nuͤzlich.

Um die fernere notwendigkeit, und den nuzen
der ſchleuſſen zu zeigen, wollen wir uns an die
Weſer, bei Hameln, wenden. Ein ſchif, wel-
ches den ſtrom hinunter durch die fiere zwiſchen
dem wehre paſſirete, wurde vom fallenden ſtrome
in ⅓ minuten uͤber 400 fuße weit fortgeriſſen.
Noch beſchwerlicher war die fahrt den ſtrom hin-
auf. Bei legung des grundes des 1733 angefan-
genen ſchleuſſen-baues bereitete man 6 waſſer-raͤ-
der in der hoͤhe von 17, 18 und 19 fußen, in einem
dazu gegrabenen kanale. Sotane raͤder tribe die
Weſer. Sie waren 6 ſchuhe ein iedes breit.
Dreie diſer raͤder zogen vermittels eines geſtaͤnges
24 pumpen, iede 12 auch 14 zolle ins gevirte, mit
2½ ſchuhen hub. Das virte rad tribe eine Hollaͤn-
diſche ketten-muͤle, mit dreien gaͤngen. Diſes
werkzeug ſchoͤpffete ſo vil, als 10 pumpen. Noch
zwei ſchoͤpf-raͤder goſſen uͤber der welle aus, und
ſchoͤpffeten ſo vil, als 26 pumpen, ungeachtet ire
unterhaltung geringer iſt, als anderer waſſer-werk-
zeuge; welche iedoch alle zuſammen in ieder ſtunde
50,000 ſchue cubic waſſers, mithin in 24 ſtunden
1200000 ſchue-waſſer cubic ausgemalen, und den
ort des grundes zur ſchleuſſe trocken gehalten ha-
ben. Der ganze raum war mit einer doppelten
kern-wand 10 ſchue in der weite von einander ein-
gefaſſet, um das zuquellen des waſſers zu behin-
dern. Zur arbeit gingen taͤglich 15 rammen zu-
gleich, deren einige 1100 pfunde ſchwer waren.
An arbeitsleuten bedurfte man taͤglich uͤber 700

perſo-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0918" n="906"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LVI</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§ 2254</head><lb/>
              <note place="left">wie es der<lb/>
mu&#x0364;len-weh-<lb/>
re halben<lb/>
desfalls ge-<lb/>
halten<lb/>
wird?</note>
              <p>Wo ein mu&#x0364;len-wehr im flu&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t, &#x017F;chneidet man<lb/>
ieweilen darneben einen graben, wie in der Sale<lb/>
unter Halle ge&#x017F;chahe. In &#x017F;otanen graben wird<lb/>
die &#x017F;chleu&#x017F;&#x017F;e angebracht.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§ 2255</head><lb/>
              <note place="left">die &#x017F;chleu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ind no&#x0364;-<lb/>
tig und<lb/>
nu&#x0364;zlich.</note>
              <p>Um die fernere notwendigkeit, und den nuzen<lb/>
der &#x017F;chleu&#x017F;&#x017F;en zu zeigen, wollen wir uns an die<lb/>
We&#x017F;er, bei Hameln, wenden. Ein &#x017F;chif, wel-<lb/>
ches den &#x017F;trom hinunter durch die fiere zwi&#x017F;chen<lb/>
dem wehre pa&#x017F;&#x017F;irete, wurde vom fallenden &#x017F;trome<lb/>
in &#x2153; minuten u&#x0364;ber 400 fuße weit fortgeri&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Noch be&#x017F;chwerlicher war die fahrt den &#x017F;trom hin-<lb/>
auf. Bei legung des grundes des 1733 angefan-<lb/>
genen &#x017F;chleu&#x017F;&#x017F;en-baues bereitete man 6 wa&#x017F;&#x017F;er-ra&#x0364;-<lb/>
der in der ho&#x0364;he von 17, 18 und 19 fußen, in einem<lb/>
dazu gegrabenen kanale. Sotane ra&#x0364;der tribe die<lb/>
We&#x017F;er. Sie waren 6 &#x017F;chuhe ein iedes breit.<lb/>
Dreie di&#x017F;er ra&#x0364;der zogen vermittels eines ge&#x017F;ta&#x0364;nges<lb/>
24 pumpen, iede 12 auch 14 zolle ins gevirte, mit<lb/>&#x017F;chuhen hub. Das virte rad tribe eine Holla&#x0364;n-<lb/>
di&#x017F;che ketten-mu&#x0364;le, mit dreien ga&#x0364;ngen. Di&#x017F;es<lb/>
werkzeug &#x017F;cho&#x0364;pffete &#x017F;o vil, als 10 pumpen. Noch<lb/>
zwei &#x017F;cho&#x0364;pf-ra&#x0364;der go&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;ber der welle aus, und<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pffeten &#x017F;o vil, als 26 pumpen, ungeachtet ire<lb/>
unterhaltung geringer i&#x017F;t, als anderer wa&#x017F;&#x017F;er-werk-<lb/>
zeuge; welche iedoch alle zu&#x017F;ammen in ieder &#x017F;tunde<lb/>
50,000 &#x017F;chue cubic wa&#x017F;&#x017F;ers, mithin in 24 &#x017F;tunden<lb/>
1200000 &#x017F;chue-wa&#x017F;&#x017F;er cubic ausgemalen, und den<lb/>
ort des grundes zur &#x017F;chleu&#x017F;&#x017F;e trocken gehalten ha-<lb/>
ben. Der ganze raum war mit einer doppelten<lb/>
kern-wand 10 &#x017F;chue in der weite von einander ein-<lb/>
gefa&#x017F;&#x017F;et, um das zuquellen des wa&#x017F;&#x017F;ers zu behin-<lb/>
dern. Zur arbeit gingen ta&#x0364;glich 15 rammen zu-<lb/>
gleich, deren einige 1100 pfunde &#x017F;chwer waren.<lb/>
An arbeitsleuten bedurfte man ta&#x0364;glich u&#x0364;ber 700<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">per&#x017F;o-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[906/0918] LVI haubtſtuͤck § 2254 Wo ein muͤlen-wehr im fluſſe iſt, ſchneidet man ieweilen darneben einen graben, wie in der Sale unter Halle geſchahe. In ſotanen graben wird die ſchleuſſe angebracht. § 2255 Um die fernere notwendigkeit, und den nuzen der ſchleuſſen zu zeigen, wollen wir uns an die Weſer, bei Hameln, wenden. Ein ſchif, wel- ches den ſtrom hinunter durch die fiere zwiſchen dem wehre paſſirete, wurde vom fallenden ſtrome in ⅓ minuten uͤber 400 fuße weit fortgeriſſen. Noch beſchwerlicher war die fahrt den ſtrom hin- auf. Bei legung des grundes des 1733 angefan- genen ſchleuſſen-baues bereitete man 6 waſſer-raͤ- der in der hoͤhe von 17, 18 und 19 fußen, in einem dazu gegrabenen kanale. Sotane raͤder tribe die Weſer. Sie waren 6 ſchuhe ein iedes breit. Dreie diſer raͤder zogen vermittels eines geſtaͤnges 24 pumpen, iede 12 auch 14 zolle ins gevirte, mit 2½ ſchuhen hub. Das virte rad tribe eine Hollaͤn- diſche ketten-muͤle, mit dreien gaͤngen. Diſes werkzeug ſchoͤpffete ſo vil, als 10 pumpen. Noch zwei ſchoͤpf-raͤder goſſen uͤber der welle aus, und ſchoͤpffeten ſo vil, als 26 pumpen, ungeachtet ire unterhaltung geringer iſt, als anderer waſſer-werk- zeuge; welche iedoch alle zuſammen in ieder ſtunde 50,000 ſchue cubic waſſers, mithin in 24 ſtunden 1200000 ſchue-waſſer cubic ausgemalen, und den ort des grundes zur ſchleuſſe trocken gehalten ha- ben. Der ganze raum war mit einer doppelten kern-wand 10 ſchue in der weite von einander ein- gefaſſet, um das zuquellen des waſſers zu behin- dern. Zur arbeit gingen taͤglich 15 rammen zu- gleich, deren einige 1100 pfunde ſchwer waren. An arbeitsleuten bedurfte man taͤglich uͤber 700 perſo-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/918
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 906. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/918>, abgerufen am 22.11.2024.