Die flößen haben iren nuzen, sie verursachen aber auch leicht schaden 1) den mülen und mül- weren, 2) den ufern, 3) der fischerei, 4) den nahgelegenen wisen und feldern durch aufstem- mung des holzes, 5) werden die brunnen-rören, welche durch die flüsse gehen, verdorben, 6) an den nahe stehenden bäumen, stöcken und wurzeln. Wenn aber ein solches recht verloren werden kön- ne, besaget ein rechtliches bedenken bei dem Böh- merT. I P. II resp. 14 s. 81 fgg.
§ 2322
von den vor-flößen.
Jeweilen gibet es auch vorflößen, wenn näm- lich einer vor dem andern flößen darf, wie z. e. Zwickau die vorflöße auf der Muldau vor Schnee- berg hat. Uebrigens ist der Silberschlag vom wasserbaue hirbei mit mereren s. 186-189 nach- zusehen.
Acht und funfzigstes haubtstück von dem fär-rechte.
§ 2323
was die fär- gerechtig- keit ist?
Die fär-gerechtigkeit bestehet in einer befugnis, vermittels einer wasser-maschine menschen und andre sachen, um ein gewisses lon, über einen fluß zu bringen. Die überfahrt beschihet entwe- der durch fären oder pramen, oder flügender brü- cken. Die fären oder pramen sind breite flache schiffe, welche pferde, personen und wagen, auch thire einnemen. Sie gehen entweder von einem ufer zum andern an einem dicken seile, oder one dasselbe. Die flügende brücke z. e. die bei Op- penheim übern Rhein, ist auf 2 schiffen mit balken
befesti-
LVII haubtſtuͤck
§ 2321
die floͤßen verurſachen mancherlei ſchaden.
Die floͤßen haben iren nuzen, ſie verurſachen aber auch leicht ſchaden 1) den muͤlen und muͤl- weren, 2) den ufern, 3) der fiſcherei, 4) den nahgelegenen wiſen und feldern durch aufſtem- mung des holzes, 5) werden die brunnen-roͤren, welche durch die fluͤſſe gehen, verdorben, 6) an den nahe ſtehenden baͤumen, ſtoͤcken und wurzeln. Wenn aber ein ſolches recht verloren werden koͤn- ne, beſaget ein rechtliches bedenken bei dem Boͤh- merT. I P. II reſp. 14 ſ. 81 fgg.
§ 2322
von den vor-floͤßen.
Jeweilen gibet es auch vorfloͤßen, wenn naͤm- lich einer vor dem andern floͤßen darf, wie z. e. Zwickau die vorfloͤße auf der Muldau vor Schnee- berg hat. Uebrigens iſt der Silberſchlag vom waſſerbaue hirbei mit mereren ſ. 186-189 nach- zuſehen.
Acht und funfzigſtes haubtſtuͤck von dem faͤr-rechte.
§ 2323
was die faͤr- gerechtig- keit iſt?
Die faͤr-gerechtigkeit beſtehet in einer befugnis, vermittels einer waſſer-maſchine menſchen und andre ſachen, um ein gewiſſes lon, uͤber einen fluß zu bringen. Die uͤberfahrt beſchihet entwe- der durch faͤren oder pramen, oder fluͤgender bruͤ- cken. Die faͤren oder pramen ſind breite flache ſchiffe, welche pferde, perſonen und wagen, auch thire einnemen. Sie gehen entweder von einem ufer zum andern an einem dicken ſeile, oder one daſſelbe. Die fluͤgende bruͤcke z. e. die bei Op- penheim uͤbern Rhein, iſt auf 2 ſchiffen mit balken
befeſti-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0940"n="928"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">LVII</hi> haubtſtuͤck</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§ 2321</head><lb/><noteplace="left">die floͤßen<lb/>
verurſachen<lb/>
mancherlei<lb/>ſchaden.</note><p>Die floͤßen haben iren nuzen, ſie verurſachen<lb/>
aber auch leicht ſchaden 1) den muͤlen und muͤl-<lb/>
weren, 2) den ufern, 3) der fiſcherei, 4) den<lb/>
nahgelegenen wiſen und feldern durch aufſtem-<lb/>
mung des holzes, 5) werden die brunnen-roͤren,<lb/>
welche durch die fluͤſſe gehen, verdorben, 6) an<lb/>
den nahe ſtehenden baͤumen, ſtoͤcken und wurzeln.<lb/>
Wenn aber ein ſolches recht verloren werden koͤn-<lb/>
ne, beſaget ein rechtliches bedenken bei dem <hirendition="#fr">Boͤh-<lb/>
mer</hi><hirendition="#aq">T. I P. II reſp.</hi> 14 ſ. 81 fgg.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 2322</head><lb/><noteplace="left">von den<lb/>
vor-floͤßen.</note><p>Jeweilen gibet es auch vorfloͤßen, wenn naͤm-<lb/>
lich einer vor dem andern floͤßen darf, wie z. e.<lb/>
Zwickau die vorfloͤße auf der Muldau vor Schnee-<lb/>
berg hat. Uebrigens iſt der <hirendition="#fr">Silberſchlag</hi> vom<lb/>
waſſerbaue hirbei mit mereren ſ. 186-189 nach-<lb/>
zuſehen.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Acht und funfzigſtes haubtſtuͤck<lb/>
von dem faͤr-rechte.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§ 2323</head><lb/><noteplace="left">was die faͤr-<lb/>
gerechtig-<lb/>
keit iſt?</note><p><hirendition="#in">D</hi>ie faͤr-gerechtigkeit beſtehet in einer befugnis,<lb/>
vermittels einer waſſer-maſchine menſchen<lb/>
und andre ſachen, um ein gewiſſes lon, uͤber einen<lb/>
fluß zu bringen. Die uͤberfahrt beſchihet entwe-<lb/>
der durch faͤren oder pramen, oder fluͤgender bruͤ-<lb/>
cken. Die faͤren oder pramen ſind breite flache<lb/>ſchiffe, welche pferde, perſonen und wagen, auch<lb/>
thire einnemen. Sie gehen entweder von einem<lb/>
ufer zum andern an einem dicken ſeile, oder one<lb/>
daſſelbe. Die fluͤgende bruͤcke z. e. die bei Op-<lb/>
penheim uͤbern Rhein, iſt auf 2 ſchiffen mit balken<lb/><fwplace="bottom"type="catch">befeſti-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[928/0940]
LVII haubtſtuͤck
§ 2321
Die floͤßen haben iren nuzen, ſie verurſachen
aber auch leicht ſchaden 1) den muͤlen und muͤl-
weren, 2) den ufern, 3) der fiſcherei, 4) den
nahgelegenen wiſen und feldern durch aufſtem-
mung des holzes, 5) werden die brunnen-roͤren,
welche durch die fluͤſſe gehen, verdorben, 6) an
den nahe ſtehenden baͤumen, ſtoͤcken und wurzeln.
Wenn aber ein ſolches recht verloren werden koͤn-
ne, beſaget ein rechtliches bedenken bei dem Boͤh-
mer T. I P. II reſp. 14 ſ. 81 fgg.
§ 2322
Jeweilen gibet es auch vorfloͤßen, wenn naͤm-
lich einer vor dem andern floͤßen darf, wie z. e.
Zwickau die vorfloͤße auf der Muldau vor Schnee-
berg hat. Uebrigens iſt der Silberſchlag vom
waſſerbaue hirbei mit mereren ſ. 186-189 nach-
zuſehen.
Acht und funfzigſtes haubtſtuͤck
von dem faͤr-rechte.
§ 2323
Die faͤr-gerechtigkeit beſtehet in einer befugnis,
vermittels einer waſſer-maſchine menſchen
und andre ſachen, um ein gewiſſes lon, uͤber einen
fluß zu bringen. Die uͤberfahrt beſchihet entwe-
der durch faͤren oder pramen, oder fluͤgender bruͤ-
cken. Die faͤren oder pramen ſind breite flache
ſchiffe, welche pferde, perſonen und wagen, auch
thire einnemen. Sie gehen entweder von einem
ufer zum andern an einem dicken ſeile, oder one
daſſelbe. Die fluͤgende bruͤcke z. e. die bei Op-
penheim uͤbern Rhein, iſt auf 2 ſchiffen mit balken
befeſti-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 928. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/940>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.