die zeichen de[r] peinli- chen gericht- barkeit,tit. XII § 3. Die zeichen der peinlichen gericht- barkeit, sind stock und eisen, hochgerichte, feim- städte, galgen u. d. g. als one welche die todes- strafen an den missetätern nicht vollzogen werden können; wiewohl man sich in den alten zeiten statt der galgen blos der bäume bedinete, wovon die noch an verschidenen orten befindlichen hang-eichen iren ursprung haben. Wie nun die hohe gericht- barkeit selbst nimanden zukömmt, ausser, wem der kaiser oder der landes-herr solche verlihen hat; also hat es mit gedachten zeichen ein gleiches ver- hältnis. Allein nicht alle diejenigen, welche von den kaisern auch landes-herren, die hohe gerichtbarkeit bekommen, haben auch zu gleicher zeit das recht erhalten, dise zeichen aufzurichten und die todes- urtheile zu vollstrecken, sondern müssen solche durch ire nachbaren, welchen sie die missetäter ausli- fern, vollzihen lassen. Verschidene Reichsstände haben selbst in den ältern zeiten dieses zeichen nach und nach erhalten. So erhilte solche von kaiser Rudolph von Habsburg der bischoff zu Padua, vom kaiser Rudolph II im jare 1577 der abt zu Murbach und Lüders, der abt zu Marchtall vom kaiser Maximilian I u. s. w. Auch als after-lehne sind dise zeichen öfters den prälaten von den landes- herren nach entstandenen und gütlich beigelegten streitigkeiten, verlihen worden, als dem abte zu Kaisersheim vom pfalzgrafen Otto Heinrich im jare 1553 sowohl als weltlichen herren, z. e. dem Wolf Förtsch, herrn von Thurnau, von Georg und Albert, markgrafen zu Brandenburg. Die weltlichen fürsten wurden mit dem blut-bann vermit- telst einer roten fahne belehnet, welche die rega- lien-fahne hise, sie befanden aber für gut, wenn sie neue güter bekamen, sich auch darüber den blut- bann und dessen zeichen vom kaiser erteilen zu lassen.
Der
XXXXI haubtſtuͤck von dem
die zeichen de[r] peinli- chen gericht- barkeit,tit. XII § 3. Die zeichen der peinlichen gericht- barkeit, ſind ſtock und eiſen, hochgerichte, feim- ſtaͤdte, galgen u. d. g. als one welche die todes- ſtrafen an den miſſetaͤtern nicht vollzogen werden koͤnnen; wiewohl man ſich in den alten zeiten ſtatt der galgen blos der baͤume bedinete, wovon die noch an verſchidenen orten befindlichen hang-eichen iren urſprung haben. Wie nun die hohe gericht- barkeit ſelbſt nimanden zukoͤmmt, auſſer, wem der kaiſer oder der landes-herr ſolche verlihen hat; alſo hat es mit gedachten zeichen ein gleiches ver- haͤltnis. Allein nicht alle diejenigen, welche von den kaiſern auch landes-herren, die hohe gerichtbarkeit bekommen, haben auch zu gleicher zeit das recht erhalten, diſe zeichen aufzurichten und die todes- urtheile zu vollſtrecken, ſondern muͤſſen ſolche durch ire nachbaren, welchen ſie die miſſetaͤter ausli- fern, vollzihen laſſen. Verſchidene Reichsſtaͤnde haben ſelbſt in den aͤltern zeiten dieſes zeichen nach und nach erhalten. So erhilte ſolche von kaiſer Rudolph von Habsburg der biſchoff zu Padua, vom kaiſer Rudolph II im jare 1577 der abt zu Murbach und Luͤders, der abt zu Marchtall vom kaiſer Maximilian I u. ſ. w. Auch als after-lehne ſind diſe zeichen oͤfters den praͤlaten von den landes- herren nach entſtandenen und guͤtlich beigelegten ſtreitigkeiten, verlihen worden, als dem abte zu Kaiſersheim vom pfalzgrafen Otto Heinrich im jare 1553 ſowohl als weltlichen herren, z. e. dem Wolf Foͤrtſch, herrn von Thurnau, von Georg und Albert, markgrafen zu Brandenburg. Die weltlichen fuͤrſten wurden mit dem blut-bann vermit- telſt einer roten fahne belehnet, welche die rega- lien-fahne hiſe, ſie befanden aber fuͤr gut, wenn ſie neue guͤter bekamen, ſich auch daruͤber den blut- bann und deſſen zeichen vom kaiſer erteilen zu laſſen.
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XXXXI haubtſtuͤck von dem
tit. XII § 3. Die zeichen der peinlichen gericht-
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ſtaͤdte, galgen u. d. g. als one welche die todes-
ſtrafen an den miſſetaͤtern nicht vollzogen werden
koͤnnen; wiewohl man ſich in den alten zeiten ſtatt
der galgen blos der baͤume bedinete, wovon die
noch an verſchidenen orten befindlichen hang-eichen
iren urſprung haben. Wie nun die hohe gericht-
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der kaiſer oder der landes-herr ſolche verlihen hat;
alſo hat es mit gedachten zeichen ein gleiches ver-
haͤltnis. Allein nicht alle diejenigen, welche von den
kaiſern auch landes-herren, die hohe gerichtbarkeit
bekommen, haben auch zu gleicher zeit das recht
erhalten, diſe zeichen aufzurichten und die todes-
urtheile zu vollſtrecken, ſondern muͤſſen ſolche durch
ire nachbaren, welchen ſie die miſſetaͤter ausli-
fern, vollzihen laſſen. Verſchidene Reichsſtaͤnde
haben ſelbſt in den aͤltern zeiten dieſes zeichen nach
und nach erhalten. So erhilte ſolche von kaiſer
Rudolph von Habsburg der biſchoff zu Padua,
vom kaiſer Rudolph II im jare 1577 der abt zu
Murbach und Luͤders, der abt zu Marchtall vom
kaiſer Maximilian I u. ſ. w. Auch als after-lehne
ſind diſe zeichen oͤfters den praͤlaten von den landes-
herren nach entſtandenen und guͤtlich beigelegten
ſtreitigkeiten, verlihen worden, als dem abte zu
Kaiſersheim vom pfalzgrafen Otto Heinrich im
jare 1553 ſowohl als weltlichen herren, z. e. dem
Wolf Foͤrtſch, herrn von Thurnau, von Georg
und Albert, markgrafen zu Brandenburg. Die
weltlichen fuͤrſten wurden mit dem blut-bann vermit-
telſt einer roten fahne belehnet, welche die rega-
lien-fahne hiſe, ſie befanden aber fuͤr gut, wenn
ſie neue guͤter bekamen, ſich auch daruͤber den blut-
bann und deſſen zeichen vom kaiſer erteilen zu laſſen.
Der
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 952. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1000>, abgerufen am 22.11.2024.
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