Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

LXXVII haubtstück
den sie mit 1000, auch 2000 fl abgefunden, wel-
ches auch am Rheine beobachtet wird.

§ 2972
wie es bei
den bauer-
gütern des-
falls gehal-
ten wird?

Bei den bauergütern ist der anschlag der ältern,
zumal, wenn die güter unteilbar sind, öfters
sehr leidlich, und lassen den übrigen kindern eine
geringe aussteuer aus dem gute angedeien.

§ 2973

Von der erbschaft der garde-robbe sihe den
Schoepf im VIIIten bande der consil. Tubing.
cons.
41.

Siben und sibenzigstes haubtstück
von den vermächtnissen.
§ 2974
wie die ver-
mächtnisse
in Teutsch-
lande be-
kannt wor-
den sind?

Die alten Teutschen haben von den testamenten
nichts gewust (§ 2904), folglich sind ihnen
auch die vermächtnisse unbekannt gewesen. Die
Römischen und geistlichen rechte, auch deren ein-
fürung haben solche den Teutschen bekannt gemacht,
wiewohl man dise wegen des selen-gerätes ehender,
als die testamente, in Teutschlande gebrauchet
hat (§ 2918).

§ 2975
warum sie
milde gaben
genennet
werden?

Die vermächtnisse werden daher nach masge-
bung des geistlichen rechtes in den Teutschen ur-
kunden öfters milde gaben genennet, gestalt ehe-
dem in Teutschlande fast keine andre vermächtnisse
in den lezten willen vorkommen, als solche, welche
zu Gottes ehren und milden sachen gegeben, auch
verordnet wurden.

§ 2976

LXXVII haubtſtuͤck
den ſie mit 1000, auch 2000 fl abgefunden, wel-
ches auch am Rheine beobachtet wird.

§ 2972
wie es bei
den bauer-
guͤtern des-
falls gehal-
ten wird?

Bei den bauerguͤtern iſt der anſchlag der aͤltern,
zumal, wenn die guͤter unteilbar ſind, oͤfters
ſehr leidlich, und laſſen den uͤbrigen kindern eine
geringe ausſteuer aus dem gute angedeien.

§ 2973

Von der erbſchaft der garde-robbe ſihe den
Schoepf im VIIIten bande der conſil. Tubing.
conſ.
41.

Siben und ſibenzigſtes haubtſtuͤck
von den vermaͤchtniſſen.
§ 2974
wie die ver-
maͤchtniſſe
in Teutſch-
lande be-
kannt wor-
den ſind?

Die alten Teutſchen haben von den teſtamenten
nichts gewuſt (§ 2904), folglich ſind ihnen
auch die vermaͤchtniſſe unbekannt geweſen. Die
Roͤmiſchen und geiſtlichen rechte, auch deren ein-
fuͤrung haben ſolche den Teutſchen bekannt gemacht,
wiewohl man diſe wegen des ſelen-geraͤtes ehender,
als die teſtamente, in Teutſchlande gebrauchet
hat (§ 2918).

§ 2975
warum ſie
milde gaben
genennet
werden?

Die vermaͤchtniſſe werden daher nach masge-
bung des geiſtlichen rechtes in den Teutſchen ur-
kunden oͤfters milde gaben genennet, geſtalt ehe-
dem in Teutſchlande faſt keine andre vermaͤchtniſſe
in den lezten willen vorkommen, als ſolche, welche
zu Gottes ehren und milden ſachen gegeben, auch
verordnet wurden.

§ 2976
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0102" n="50"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXXVII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi></fw><lb/>
den &#x017F;ie mit 1000, auch 2000 fl abgefunden, wel-<lb/>
ches auch am Rheine beobachtet wird.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 2972</head><lb/>
            <note place="left">wie es bei<lb/>
den bauer-<lb/>
gu&#x0364;tern des-<lb/>
falls gehal-<lb/>
ten wird?</note>
            <p>Bei den bauergu&#x0364;tern i&#x017F;t der an&#x017F;chlag der a&#x0364;ltern,<lb/>
zumal, wenn die gu&#x0364;ter unteilbar &#x017F;ind, o&#x0364;fters<lb/>
&#x017F;ehr leidlich, und la&#x017F;&#x017F;en den u&#x0364;brigen kindern eine<lb/>
geringe aus&#x017F;teuer aus dem gute angedeien.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 2973</head><lb/>
            <p>Von der erb&#x017F;chaft der garde-robbe &#x017F;ihe den<lb/><hi rendition="#fr">Schoepf</hi> im <hi rendition="#aq">VIII</hi>ten bande der <hi rendition="#aq">con&#x017F;il. Tubing.<lb/>
con&#x017F;.</hi> 41.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siben und &#x017F;ibenzig&#x017F;tes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/><hi rendition="#g">von den verma&#x0364;chtni&#x017F;&#x017F;en.</hi></hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 2974</head><lb/>
            <note place="left">wie die ver-<lb/>
ma&#x0364;chtni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
in Teut&#x017F;ch-<lb/>
lande be-<lb/>
kannt wor-<lb/>
den &#x017F;ind?</note>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie alten Teut&#x017F;chen haben von den te&#x017F;tamenten<lb/>
nichts gewu&#x017F;t (§ 2904), folglich &#x017F;ind ihnen<lb/>
auch die verma&#x0364;chtni&#x017F;&#x017F;e unbekannt gewe&#x017F;en. Die<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;chen und gei&#x017F;tlichen rechte, auch deren ein-<lb/>
fu&#x0364;rung haben &#x017F;olche den Teut&#x017F;chen bekannt gemacht,<lb/>
wiewohl man di&#x017F;e wegen des &#x017F;elen-gera&#x0364;tes ehender,<lb/>
als die te&#x017F;tamente, in Teut&#x017F;chlande gebrauchet<lb/>
hat (§ 2918).</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 2975</head><lb/>
            <note place="left">warum &#x017F;ie<lb/>
milde gaben<lb/>
genennet<lb/>
werden?</note>
            <p>Die verma&#x0364;chtni&#x017F;&#x017F;e werden daher nach masge-<lb/>
bung des gei&#x017F;tlichen rechtes in den Teut&#x017F;chen ur-<lb/>
kunden o&#x0364;fters milde gaben genennet, ge&#x017F;talt ehe-<lb/>
dem in Teut&#x017F;chlande fa&#x017F;t keine andre verma&#x0364;chtni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
in den lezten willen vorkommen, als &#x017F;olche, welche<lb/>
zu Gottes ehren und milden &#x017F;achen gegeben, auch<lb/>
verordnet wurden.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§ 2976</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0102] LXXVII haubtſtuͤck den ſie mit 1000, auch 2000 fl abgefunden, wel- ches auch am Rheine beobachtet wird. § 2972 Bei den bauerguͤtern iſt der anſchlag der aͤltern, zumal, wenn die guͤter unteilbar ſind, oͤfters ſehr leidlich, und laſſen den uͤbrigen kindern eine geringe ausſteuer aus dem gute angedeien. § 2973 Von der erbſchaft der garde-robbe ſihe den Schoepf im VIIIten bande der conſil. Tubing. conſ. 41. Siben und ſibenzigſtes haubtſtuͤck von den vermaͤchtniſſen. § 2974 Die alten Teutſchen haben von den teſtamenten nichts gewuſt (§ 2904), folglich ſind ihnen auch die vermaͤchtniſſe unbekannt geweſen. Die Roͤmiſchen und geiſtlichen rechte, auch deren ein- fuͤrung haben ſolche den Teutſchen bekannt gemacht, wiewohl man diſe wegen des ſelen-geraͤtes ehender, als die teſtamente, in Teutſchlande gebrauchet hat (§ 2918). § 2975 Die vermaͤchtniſſe werden daher nach masge- bung des geiſtlichen rechtes in den Teutſchen ur- kunden oͤfters milde gaben genennet, geſtalt ehe- dem in Teutſchlande faſt keine andre vermaͤchtniſſe in den lezten willen vorkommen, als ſolche, welche zu Gottes ehren und milden ſachen gegeben, auch verordnet wurden. § 2976

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/102
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/102>, abgerufen am 21.11.2024.