Der kämmerer hat, wie in Regensburg, seine benennung von der kammer, welche ein gerichts- haus, oder einen gerichts-hof andeutet, im gegen- stande, daß sein gerichte in einem gebäude, und nicht, wie sonst, unter freiem himmel gehalten wurde.
§ 6386
was selbiger der schuldener halber tun können?
Damit die schuldener nicht übern haufen ge- worfen würden, mochte der kämmerer ihnen nach gutdünken geleit geben, und sie wider die verküm- merung sicher stellen. Hergegen darf der schuld- heis in abwesenheit des kämmerers, nimanden längere stundung, als 3 tage gönnen.
§ 6387
wenn keine bürgen noch geleite statt gefunden haben?
Keinem bürgen durfte ein geleit angedeihen, wie auch in klaren schulden fande das geleite nicht statt. Brachte es iemand vom erz-bischofe heraus; so hatte es dennoch keine kraft.
§ 6388
des kämme- rers gerecht- samen,
Jst der kämmerer in der stadt, oder dem burg- banne; so dörfen weder ein schuldheis, noch die richter eine klage annemen. Der kämmerer kan ausser dem gerichts-hofe in seiner behausung, oder einem andern hause, das in der stadt, oder dem burg-banne liget, die klage anhören; allein der schuldheis ist deshalber an das richt-haus ge- bunden.
§ 6389
der vormun- den,
Der kämmerer bestellet den unmündigen vor- munden, vereidet dise, nimmt ihnen die rech- nung ab.
§ 6390
LXII h. von den Kur-Mainziſchen
§ 6385
woher der kaͤmmerer ſeine benen- nung hat?
Der kaͤmmerer hat, wie in Regensburg, ſeine benennung von der kammer, welche ein gerichts- haus, oder einen gerichts-hof andeutet, im gegen- ſtande, daß ſein gerichte in einem gebaͤude, und nicht, wie ſonſt, unter freiem himmel gehalten wurde.
§ 6386
was ſelbiger der ſchuldener halber tun koͤnnen?
Damit die ſchuldener nicht uͤbern haufen ge- worfen wuͤrden, mochte der kaͤmmerer ihnen nach gutduͤnken geleit geben, und ſie wider die verkuͤm- merung ſicher ſtellen. Hergegen darf der ſchuld- heis in abweſenheit des kaͤmmerers, nimanden laͤngere ſtundung, als 3 tage goͤnnen.
§ 6387
wenn keine buͤrgen noch geleite ſtatt gefunden haben?
Keinem buͤrgen durfte ein geleit angedeihen, wie auch in klaren ſchulden fande das geleite nicht ſtatt. Brachte es iemand vom erz-biſchofe heraus; ſo hatte es dennoch keine kraft.
§ 6388
des kaͤmme- rers gerecht- ſamen,
Jſt der kaͤmmerer in der ſtadt, oder dem burg- banne; ſo doͤrfen weder ein ſchuldheis, noch die richter eine klage annemen. Der kaͤmmerer kan auſſer dem gerichts-hofe in ſeiner behauſung, oder einem andern hauſe, das in der ſtadt, oder dem burg-banne liget, die klage anhoͤren; allein der ſchuldheis iſt deshalber an das richt-haus ge- bunden.
§ 6389
der vormun- den,
Der kaͤmmerer beſtellet den unmuͤndigen vor- munden, vereidet diſe, nimmt ihnen die rech- nung ab.
§ 6390
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LXII h. von den Kur-Mainziſchen
§ 6385
Der kaͤmmerer hat, wie in Regensburg, ſeine
benennung von der kammer, welche ein gerichts-
haus, oder einen gerichts-hof andeutet, im gegen-
ſtande, daß ſein gerichte in einem gebaͤude, und
nicht, wie ſonſt, unter freiem himmel gehalten
wurde.
§ 6386
Damit die ſchuldener nicht uͤbern haufen ge-
worfen wuͤrden, mochte der kaͤmmerer ihnen nach
gutduͤnken geleit geben, und ſie wider die verkuͤm-
merung ſicher ſtellen. Hergegen darf der ſchuld-
heis in abweſenheit des kaͤmmerers, nimanden
laͤngere ſtundung, als 3 tage goͤnnen.
§ 6387
Keinem buͤrgen durfte ein geleit angedeihen,
wie auch in klaren ſchulden fande das geleite nicht
ſtatt. Brachte es iemand vom erz-biſchofe heraus;
ſo hatte es dennoch keine kraft.
§ 6388
Jſt der kaͤmmerer in der ſtadt, oder dem burg-
banne; ſo doͤrfen weder ein ſchuldheis, noch die
richter eine klage annemen. Der kaͤmmerer kan
auſſer dem gerichts-hofe in ſeiner behauſung, oder
einem andern hauſe, das in der ſtadt, oder dem
burg-banne liget, die klage anhoͤren; allein der
ſchuldheis iſt deshalber an das richt-haus ge-
bunden.
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Der kaͤmmerer beſtellet den unmuͤndigen vor-
munden, vereidet diſe, nimmt ihnen die rech-
nung ab.
§ 6390
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1040. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1088>, abgerufen am 22.11.2024.
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