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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXII h. von den Kur-Mainzischen
§ 6393
was der käm-
merer vor
haltung der
gerichte tun
muß?

Vor haltung diser dreien gerichte hat der
kämmerer dem schuldheisen, nebst den richtern eine
suppe nebst versottenen hünern des morgens vorzu-
sezen. Vom geschlachteten vihe, von den eß-
waaren, die verkaufet werden, auch von den künst-
lern, hat der kämmerer abgiften zu genüsen. Die
dessen acci-
dentien,
käst-tinse, oder kastanien-zinse, war ein malter
kastanien in einer gefesche voll, das ist zwo gau-
feln.

§ 6394
was dises ge-
richt für ab-
äuderung er-
litten hat?

Jedoch erlidte dis gericht im jare 1462 eine
starke abänderung, ob es gleich den namen des
kammer-amtes und stadt-gerichtes oder weltlichen
gerichtes behilte. Seit 1515 ergingen die appella-
tionen an das hof-gerichte und von dar an das re-
visorium; gestalt der cardinal und erzbischof Al-
brecht im jare 1515 ein hof-gericht zu Mainz anord-
nete, dessen erster hof-richter Johann von Lune, ge-
nannt Mohr, der vicedom allda samt III beisizern,
teils in den rechten gewürdiget, teils von adel wa-
ren, Joannis t. I rerum Moguntiacar. s. 825.
Das revisorium aber ist erst nach 1654 angeleget
worden; anerwogen vorher die appellationen vom
hof-gerichte an die Reichs-gerichte gingen.

§ 6395
wer dises amt
versehen hat
und noch
verwaltet?

Der kämmerer war bis 1168 eine geistliche per-
son. Nachgehends gelangten auch laien zu disem
amte. Merenteils verwaltete es ein dom-herr.
Vorizt ist kämmerer der herr graf von Stadion,
dom-scholaster zu Mainz. Ausser dem stadt-schuld-
heise dem hofraht Lt. Hartmanne sind 4 richter und
10 beisizer.

§ 6396
LXII h. von den Kur-Mainziſchen
§ 6393
was der kaͤm-
merer vor
haltung der
gerichte tun
muß?

Vor haltung diſer dreien gerichte hat der
kaͤmmerer dem ſchuldheiſen, nebſt den richtern eine
ſuppe nebſt verſottenen huͤnern des morgens vorzu-
ſezen. Vom geſchlachteten vihe, von den eß-
waaren, die verkaufet werden, auch von den kuͤnſt-
lern, hat der kaͤmmerer abgiften zu genuͤſen. Die
deſſen acci-
dentien,
kaͤſt-tinſe, oder kaſtanien-zinſe, war ein malter
kaſtanien in einer gefeſche voll, das iſt zwo gau-
feln.

§ 6394
was diſes ge-
richt fuͤr ab-
aͤuderung er-
litten hat?

Jedoch erlidte dis gericht im jare 1462 eine
ſtarke abaͤnderung, ob es gleich den namen des
kammer-amtes und ſtadt-gerichtes oder weltlichen
gerichtes behilte. Seit 1515 ergingen die appella-
tionen an das hof-gerichte und von dar an das re-
viſorium; geſtalt der cardinal und erzbiſchof Al-
brecht im jare 1515 ein hof-gericht zu Mainz anord-
nete, deſſen erſter hof-richter Johann von Lune, ge-
nannt Mohr, der vicedom allda ſamt III beiſizern,
teils in den rechten gewuͤrdiget, teils von adel wa-
ren, Joannis t. I rerum Moguntiacar. ſ. 825.
Das reviſorium aber iſt erſt nach 1654 angeleget
worden; anerwogen vorher die appellationen vom
hof-gerichte an die Reichs-gerichte gingen.

§ 6395
wer diſes amt
verſehen hat
und noch
verwaltet?

Der kaͤmmerer war bis 1168 eine geiſtliche per-
ſon. Nachgehends gelangten auch laien zu diſem
amte. Merenteils verwaltete es ein dom-herr.
Vorizt iſt kaͤmmerer der herr graf von Stadion,
dom-ſcholaſter zu Mainz. Auſſer dem ſtadt-ſchuld-
heiſe dem hofraht Lt. Hartmanne ſind 4 richter und
10 beiſizer.

§ 6396
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[1042/1090] LXII h. von den Kur-Mainziſchen § 6393 Vor haltung diſer dreien gerichte hat der kaͤmmerer dem ſchuldheiſen, nebſt den richtern eine ſuppe nebſt verſottenen huͤnern des morgens vorzu- ſezen. Vom geſchlachteten vihe, von den eß- waaren, die verkaufet werden, auch von den kuͤnſt- lern, hat der kaͤmmerer abgiften zu genuͤſen. Die kaͤſt-tinſe, oder kaſtanien-zinſe, war ein malter kaſtanien in einer gefeſche voll, das iſt zwo gau- feln. deſſen acci- dentien, § 6394 Jedoch erlidte dis gericht im jare 1462 eine ſtarke abaͤnderung, ob es gleich den namen des kammer-amtes und ſtadt-gerichtes oder weltlichen gerichtes behilte. Seit 1515 ergingen die appella- tionen an das hof-gerichte und von dar an das re- viſorium; geſtalt der cardinal und erzbiſchof Al- brecht im jare 1515 ein hof-gericht zu Mainz anord- nete, deſſen erſter hof-richter Johann von Lune, ge- nannt Mohr, der vicedom allda ſamt III beiſizern, teils in den rechten gewuͤrdiget, teils von adel wa- ren, Joannis t. I rerum Moguntiacar. ſ. 825. Das reviſorium aber iſt erſt nach 1654 angeleget worden; anerwogen vorher die appellationen vom hof-gerichte an die Reichs-gerichte gingen. § 6395 Der kaͤmmerer war bis 1168 eine geiſtliche per- ſon. Nachgehends gelangten auch laien zu diſem amte. Merenteils verwaltete es ein dom-herr. Vorizt iſt kaͤmmerer der herr graf von Stadion, dom-ſcholaſter zu Mainz. Auſſer dem ſtadt-ſchuld- heiſe dem hofraht Lt. Hartmanne ſind 4 richter und 10 beiſizer. § 6396

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1042. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1090>, abgerufen am 22.11.2024.