Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

LXII h. von den Kur-Mainzischen

Vom kurfürstlichen gewalt-boten
zu Mainz.

§ 6399

Ehedem hise diser richter der walt-pote, walt-
des gewalt-
botens be-
nennungen
und macht,podo, gewaltiger, auch stab-träger, stav-dreger.
Er hat den rang vor dem schuldheisen bei der käm-
merei zu Mainz. Ein ieglicher bürger, (ussmann),
der die bürgerschaft nicht hat, darf den dib, nebst
den entfremdeten sachen, fahen und ihm, dem ge-
walts-boten, lifern, und ihn zu 6 wochen usheischen.
Will der kläger, so muß der walt-bot den dib tun
henken. Sünet sich der dib mit dem kläger, daß
disem genug beschihet, und dem walt-boten danket;
mag er ihn wohl tödten, ob er will, oder mit ihm
darum dingen, daß er lebendig bleibet, freiherr von
Gudenus II s. 396. Sollte ein jüde eine chri-
sten-frau, oder ein mägdlein beschlafen, oder un-
keuschheit mit ihr treiben wollte, die mag der wald-
bote beide halten. Dem jüden soll sein ding abge-
schnitten und ein auge ausgestochen werden. Die
weibesbilder sind mit ruten auszuschlagen, oder sie
mögen um eine summe desfalls dingen, von Gu-
denus s. 499.

§ 6400

welche hand-
werker unter
ihm gestan-
den, und
was ihm sol-
che gelifert
haben?

Das geschlecht der wald-boten zu Mainz hatte
dises amt von 1128 bis 1316 erblich. Die bäcker
und seiler stunden unter ihm. Jene musten ihm
das bären-brod lifern. Die schweine hisen bäre,
und der schweine-hirt war der bären-hüter. Der
könig der seiler in Teutschlande wurde vom wald-
boten bestätiget.

§ 6401

wie gestole-
nes vih ver-

Wer gestolenes vih verkümmerte, muste diß dem
wald-boten bringen, und mit seinem rechten fuseauf

des

LXII h. von den Kur-Mainziſchen

Vom kurfuͤrſtlichen gewalt-boten
zu Mainz.

§ 6399

Ehedem hiſe diſer richter der walt-pote, walt-
des gewalt-
botens be-
nennungen
und macht,podo, gewaltiger, auch ſtab-traͤger, ſtav-dreger.
Er hat den rang vor dem ſchuldheiſen bei der kaͤm-
merei zu Mainz. Ein ieglicher buͤrger, (uſſmann),
der die buͤrgerſchaft nicht hat, darf den dib, nebſt
den entfremdeten ſachen, fahen und ihm, dem ge-
walts-boten, lifern, und ihn zu 6 wochen usheiſchen.
Will der klaͤger, ſo muß der walt-bot den dib tun
henken. Suͤnet ſich der dib mit dem klaͤger, daß
diſem genug beſchihet, und dem walt-boten danket;
mag er ihn wohl toͤdten, ob er will, oder mit ihm
darum dingen, daß er lebendig bleibet, freiherr von
Gudenus II ſ. 396. Sollte ein juͤde eine chri-
ſten-frau, oder ein maͤgdlein beſchlafen, oder un-
keuſchheit mit ihr treiben wollte, die mag der wald-
bote beide halten. Dem juͤden ſoll ſein ding abge-
ſchnitten und ein auge ausgeſtochen werden. Die
weibesbilder ſind mit ruten auszuſchlagen, oder ſie
moͤgen um eine ſumme desfalls dingen, von Gu-
denus ſ. 499.

§ 6400

welche hand-
werker unter
ihm geſtan-
den, und
was ihm ſol-
che gelifert
haben?

Das geſchlecht der wald-boten zu Mainz hatte
diſes amt von 1128 bis 1316 erblich. Die baͤcker
und ſeiler ſtunden unter ihm. Jene muſten ihm
das baͤren-brod lifern. Die ſchweine hiſen baͤre,
und der ſchweine-hirt war der baͤren-huͤter. Der
koͤnig der ſeiler in Teutſchlande wurde vom wald-
boten beſtaͤtiget.

§ 6401

wie geſtole-
nes vih ver-

Wer geſtolenes vih verkuͤmmerte, muſte diß dem
wald-boten bringen, und mit ſeinem rechten fuſeauf

des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f1092" n="1044"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXII</hi> h. von den Kur-Mainzi&#x017F;chen</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Vom kurfu&#x0364;r&#x017F;tlichen gewalt-boten</hi><lb/>
zu Mainz.</head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 6399</head><lb/>
            <p>Ehedem hi&#x017F;e di&#x017F;er richter der walt-pote, walt-<lb/><note place="left">des gewalt-<lb/>
botens be-<lb/>
nennungen<lb/>
und macht,</note>podo, gewaltiger, auch &#x017F;tab-tra&#x0364;ger, &#x017F;tav-dreger.<lb/>
Er hat den rang vor dem &#x017F;chuldhei&#x017F;en bei der ka&#x0364;m-<lb/>
merei zu Mainz. Ein ieglicher bu&#x0364;rger, (u&#x017F;&#x017F;mann),<lb/>
der die bu&#x0364;rger&#x017F;chaft nicht hat, darf den dib, neb&#x017F;t<lb/>
den entfremdeten &#x017F;achen, fahen und ihm, dem ge-<lb/>
walts-boten, lifern, und ihn zu 6 wochen ushei&#x017F;chen.<lb/>
Will der kla&#x0364;ger, &#x017F;o muß der walt-bot den dib tun<lb/>
henken. Su&#x0364;net &#x017F;ich der dib mit dem kla&#x0364;ger, daß<lb/>
di&#x017F;em genug be&#x017F;chihet, und dem walt-boten danket;<lb/>
mag er ihn wohl to&#x0364;dten, ob er will, oder mit ihm<lb/>
darum dingen, daß er lebendig bleibet, freiherr <hi rendition="#fr">von<lb/>
Gudenus</hi> <hi rendition="#aq">II</hi> &#x017F;. 396. Sollte ein ju&#x0364;de eine chri-<lb/>
&#x017F;ten-frau, oder ein ma&#x0364;gdlein be&#x017F;chlafen, oder un-<lb/>
keu&#x017F;chheit mit ihr treiben wollte, die mag der wald-<lb/>
bote beide halten. Dem ju&#x0364;den &#x017F;oll &#x017F;ein ding abge-<lb/>
&#x017F;chnitten und ein auge ausge&#x017F;tochen werden. Die<lb/>
weibesbilder &#x017F;ind mit ruten auszu&#x017F;chlagen, oder &#x017F;ie<lb/>
mo&#x0364;gen um eine &#x017F;umme desfalls dingen, <hi rendition="#fr">von Gu-<lb/>
denus</hi> &#x017F;. 499.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 6400</head><lb/>
            <note place="left">welche hand-<lb/>
werker unter<lb/>
ihm ge&#x017F;tan-<lb/>
den, und<lb/>
was ihm &#x017F;ol-<lb/>
che gelifert<lb/>
haben?</note>
            <p>Das ge&#x017F;chlecht der wald-boten zu Mainz hatte<lb/>
di&#x017F;es amt von 1128 bis 1316 erblich. Die ba&#x0364;cker<lb/>
und &#x017F;eiler &#x017F;tunden unter ihm. Jene mu&#x017F;ten ihm<lb/>
das ba&#x0364;ren-brod lifern. Die &#x017F;chweine hi&#x017F;en ba&#x0364;re,<lb/>
und der &#x017F;chweine-hirt war der ba&#x0364;ren-hu&#x0364;ter. Der<lb/>
ko&#x0364;nig der &#x017F;eiler in Teut&#x017F;chlande wurde vom wald-<lb/>
boten be&#x017F;ta&#x0364;tiget.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 6401</head><lb/>
            <note place="left">wie ge&#x017F;tole-<lb/>
nes vih ver-</note>
            <p>Wer ge&#x017F;tolenes vih verku&#x0364;mmerte, mu&#x017F;te diß dem<lb/>
wald-boten bringen, und mit &#x017F;einem rechten fu&#x017F;eauf<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">des</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[1044/1092] LXII h. von den Kur-Mainziſchen Vom kurfuͤrſtlichen gewalt-boten zu Mainz. § 6399 Ehedem hiſe diſer richter der walt-pote, walt- podo, gewaltiger, auch ſtab-traͤger, ſtav-dreger. Er hat den rang vor dem ſchuldheiſen bei der kaͤm- merei zu Mainz. Ein ieglicher buͤrger, (uſſmann), der die buͤrgerſchaft nicht hat, darf den dib, nebſt den entfremdeten ſachen, fahen und ihm, dem ge- walts-boten, lifern, und ihn zu 6 wochen usheiſchen. Will der klaͤger, ſo muß der walt-bot den dib tun henken. Suͤnet ſich der dib mit dem klaͤger, daß diſem genug beſchihet, und dem walt-boten danket; mag er ihn wohl toͤdten, ob er will, oder mit ihm darum dingen, daß er lebendig bleibet, freiherr von Gudenus II ſ. 396. Sollte ein juͤde eine chri- ſten-frau, oder ein maͤgdlein beſchlafen, oder un- keuſchheit mit ihr treiben wollte, die mag der wald- bote beide halten. Dem juͤden ſoll ſein ding abge- ſchnitten und ein auge ausgeſtochen werden. Die weibesbilder ſind mit ruten auszuſchlagen, oder ſie moͤgen um eine ſumme desfalls dingen, von Gu- denus ſ. 499. des gewalt- botens be- nennungen und macht, § 6400 Das geſchlecht der wald-boten zu Mainz hatte diſes amt von 1128 bis 1316 erblich. Die baͤcker und ſeiler ſtunden unter ihm. Jene muſten ihm das baͤren-brod lifern. Die ſchweine hiſen baͤre, und der ſchweine-hirt war der baͤren-huͤter. Der koͤnig der ſeiler in Teutſchlande wurde vom wald- boten beſtaͤtiget. § 6401 Wer geſtolenes vih verkuͤmmerte, muſte diß dem wald-boten bringen, und mit ſeinem rechten fuſeauf des

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1092
Zitationshilfe:	Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1044. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1092>, abgerufen am 13.05.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.