Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
die bürgerl. gerichte in Teutschl. etc.
§ 6570

Beim anfange des gerichtes muste also disesdas gericht
mußte gehä-
get werden.

gehäget werden, das ist: man erklärete, daß ein ie-
der dasselbe für unverlezlich zu achten habe, folglich
seinen fürtrag bescheiden tun, noch weniger einiger
gewalt sich unterfangen sollte. Sihe des Engau
progr. de pace iudiciali, von dinges-fride, Jena
1753 s. 5 fgg.; daher sagte man: "die citation trä-
"get das sichere geleit auf dem rücken nach sich."
Die bank wurde gespannet, das ist, der richter und
die schöffen namen iren plaz auf einer hölzernen
bank, die mit einer lehne versehen war, ein. Die
Reichstages-bänke zu Regensburg sind ein über-
bleibsel von den alten gerichts-bänken. Zu Jena
bei dem öffentlichen peinlichen gerichte sind derglei-
chen bänke noch gebräuchlich. Nur sind sie schwarz
angestrichen. Hiraus verstehet man die redens-
art: das gericht hägen, die bank spannen. Bei
bürgerlichen gerichten hatte der richter einen stab
in der hand, und fragte, wie angezeiget worden ist,
Pufendorf am a. o. s. 46 s. 272 s. 297.

§ 6571

So bald der richter und die schöffen die bankwenn und
wie das ge-
richt geboten
worden ist?

eingenommen hatten, gebote der richter das gericht.
Der gerichts-diner rüfe das gericht aus, und ge-
bote das recht, verbote aber das unrecht. Von
disem gebiten, welches sich auch auf das stillschwei-
gen erstreckete; hise der gerichts-diner der bote, der
fron- oder herrn-bote, ding-knecht, der gebiter, wor-
aus das alte Sächsische wort: bydel, und das
Jtalienische bidell entstanden sind. Der gerichts-
diner fürete auch den namen bargall, von bar':
gericht, und gall, schreier, gerichts-schreier, oder
ausrufer; imgleichen waibel, gerichts-waibel, von

Stetten
A a a a 5
die buͤrgerl. gerichte in Teutſchl. ꝛc.
§ 6570

Beim anfange des gerichtes muſte alſo diſesdas gericht
mußte gehaͤ-
get werden.

gehaͤget werden, das iſt: man erklaͤrete, daß ein ie-
der daſſelbe fuͤr unverlezlich zu achten habe, folglich
ſeinen fuͤrtrag beſcheiden tun, noch weniger einiger
gewalt ſich unterfangen ſollte. Sihe des Engau
progr. de pace iudiciali, von dinges-fride, Jena
1753 ſ. 5 fgg.; daher ſagte man: „die citation traͤ-
„get das ſichere geleit auf dem ruͤcken nach ſich.„
Die bank wurde geſpannet, das iſt, der richter und
die ſchoͤffen namen iren plaz auf einer hoͤlzernen
bank, die mit einer lehne verſehen war, ein. Die
Reichstages-baͤnke zu Regensburg ſind ein uͤber-
bleibſel von den alten gerichts-baͤnken. Zu Jena
bei dem oͤffentlichen peinlichen gerichte ſind derglei-
chen baͤnke noch gebraͤuchlich. Nur ſind ſie ſchwarz
angeſtrichen. Hiraus verſtehet man die redens-
art: das gericht haͤgen, die bank ſpannen. Bei
buͤrgerlichen gerichten hatte der richter einen ſtab
in der hand, und fragte, wie angezeiget worden iſt,
Pufendorf am a. o. ſ. 46 ſ. 272 ſ. 297.

§ 6571

So bald der richter und die ſchoͤffen die bankwenn und
wie das ge-
richt geboten
worden iſt?

eingenommen hatten, gebote der richter das gericht.
Der gerichts-diner ruͤfe das gericht aus, und ge-
bote das recht, verbote aber das unrecht. Von
diſem gebiten, welches ſich auch auf das ſtillſchwei-
gen erſtreckete; hiſe der gerichts-diner der bote, der
fron- oder herrn-bote, ding-knecht, der gebiter, wor-
aus das alte Saͤchſiſche wort: bydel, und das
Jtalieniſche bidell entſtanden ſind. Der gerichts-
diner fuͤrete auch den namen bargall, von bar':
gericht, und gall, ſchreier, gerichts-ſchreier, oder
ausrufer; imgleichen waibel, gerichts-waibel, von

Stetten
A a a a 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f1161" n="1113"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">die bu&#x0364;rgerl. gerichte in Teut&#x017F;chl. &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 6570</head><lb/>
            <p>Beim anfange des gerichtes mu&#x017F;te al&#x017F;o di&#x017F;es<note place="right">das gericht<lb/>
mußte geha&#x0364;-<lb/>
get werden.</note><lb/>
geha&#x0364;get werden, das i&#x017F;t: man erkla&#x0364;rete, daß ein ie-<lb/>
der da&#x017F;&#x017F;elbe fu&#x0364;r unverlezlich zu achten habe, folglich<lb/>
&#x017F;einen fu&#x0364;rtrag be&#x017F;cheiden tun, noch weniger einiger<lb/>
gewalt &#x017F;ich unterfangen &#x017F;ollte. Sihe des <hi rendition="#fr">Engau</hi><lb/>
progr. <hi rendition="#aq">de pace iudiciali,</hi> von dinges-fride, Jena<lb/>
1753 &#x017F;. 5 fgg.; daher &#x017F;agte man: &#x201E;die citation tra&#x0364;-<lb/>
&#x201E;get das &#x017F;ichere geleit auf dem ru&#x0364;cken nach &#x017F;ich.&#x201E;<lb/>
Die bank wurde ge&#x017F;pannet, das i&#x017F;t, der richter und<lb/>
die &#x017F;cho&#x0364;ffen namen iren plaz auf einer ho&#x0364;lzernen<lb/>
bank, die mit einer lehne ver&#x017F;ehen war, ein. Die<lb/>
Reichstages-ba&#x0364;nke zu Regensburg &#x017F;ind ein u&#x0364;ber-<lb/>
bleib&#x017F;el von den alten gerichts-ba&#x0364;nken. Zu Jena<lb/>
bei dem o&#x0364;ffentlichen peinlichen gerichte &#x017F;ind derglei-<lb/>
chen ba&#x0364;nke noch gebra&#x0364;uchlich. Nur &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;chwarz<lb/>
ange&#x017F;trichen. Hiraus ver&#x017F;tehet man die redens-<lb/>
art: das gericht ha&#x0364;gen, die bank &#x017F;pannen. Bei<lb/>
bu&#x0364;rgerlichen gerichten hatte der richter einen &#x017F;tab<lb/>
in der hand, und fragte, wie angezeiget worden i&#x017F;t,<lb/><hi rendition="#fr">Pufendorf</hi> am a. o. &#x017F;. 46 &#x017F;. 272 &#x017F;. 297.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 6571</head><lb/>
            <p>So bald der richter und die &#x017F;cho&#x0364;ffen die bank<note place="right">wenn und<lb/>
wie das ge-<lb/>
richt geboten<lb/>
worden i&#x017F;t?</note><lb/>
eingenommen hatten, gebote der richter das gericht.<lb/>
Der gerichts-diner ru&#x0364;fe das gericht aus, und ge-<lb/>
bote das recht, verbote aber das unrecht. Von<lb/>
di&#x017F;em gebiten, welches &#x017F;ich auch auf das &#x017F;till&#x017F;chwei-<lb/>
gen er&#x017F;treckete; hi&#x017F;e der gerichts-diner der bote, der<lb/>
fron- oder herrn-bote, ding-knecht, der gebiter, wor-<lb/>
aus das alte Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;che wort: <hi rendition="#fr">bydel,</hi> und das<lb/>
Jtalieni&#x017F;che <hi rendition="#fr">bidell</hi> ent&#x017F;tanden &#x017F;ind. Der gerichts-<lb/>
diner fu&#x0364;rete auch den namen <hi rendition="#fr">bargall,</hi> von <hi rendition="#fr">bar':</hi><lb/>
gericht, und <hi rendition="#fr">gall,</hi> &#x017F;chreier, gerichts-&#x017F;chreier, oder<lb/>
ausrufer; imgleichen <hi rendition="#fr">waibel,</hi> gerichts-waibel, <hi rendition="#fr">von</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a a 5</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Stetten</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1113/1161] die buͤrgerl. gerichte in Teutſchl. ꝛc. § 6570 Beim anfange des gerichtes muſte alſo diſes gehaͤget werden, das iſt: man erklaͤrete, daß ein ie- der daſſelbe fuͤr unverlezlich zu achten habe, folglich ſeinen fuͤrtrag beſcheiden tun, noch weniger einiger gewalt ſich unterfangen ſollte. Sihe des Engau progr. de pace iudiciali, von dinges-fride, Jena 1753 ſ. 5 fgg.; daher ſagte man: „die citation traͤ- „get das ſichere geleit auf dem ruͤcken nach ſich.„ Die bank wurde geſpannet, das iſt, der richter und die ſchoͤffen namen iren plaz auf einer hoͤlzernen bank, die mit einer lehne verſehen war, ein. Die Reichstages-baͤnke zu Regensburg ſind ein uͤber- bleibſel von den alten gerichts-baͤnken. Zu Jena bei dem oͤffentlichen peinlichen gerichte ſind derglei- chen baͤnke noch gebraͤuchlich. Nur ſind ſie ſchwarz angeſtrichen. Hiraus verſtehet man die redens- art: das gericht haͤgen, die bank ſpannen. Bei buͤrgerlichen gerichten hatte der richter einen ſtab in der hand, und fragte, wie angezeiget worden iſt, Pufendorf am a. o. ſ. 46 ſ. 272 ſ. 297. das gericht mußte gehaͤ- get werden. § 6571 So bald der richter und die ſchoͤffen die bank eingenommen hatten, gebote der richter das gericht. Der gerichts-diner ruͤfe das gericht aus, und ge- bote das recht, verbote aber das unrecht. Von diſem gebiten, welches ſich auch auf das ſtillſchwei- gen erſtreckete; hiſe der gerichts-diner der bote, der fron- oder herrn-bote, ding-knecht, der gebiter, wor- aus das alte Saͤchſiſche wort: bydel, und das Jtalieniſche bidell entſtanden ſind. Der gerichts- diner fuͤrete auch den namen bargall, von bar': gericht, und gall, ſchreier, gerichts-ſchreier, oder ausrufer; imgleichen waibel, gerichts-waibel, von Stetten wenn und wie das ge- richt geboten worden iſt? A a a a 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1161
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1161>, abgerufen am 12.05.2024.